Salzgitter. In diesem Jahr jährt sich der Planfeststellungsbeschluss für das Endlager Konrad zum 20. Mal. Grund genug, für die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) eine Informationsveranstaltung zu veranstalten und zu 'feiern'. Am gestrigen Dienstag gab es so die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich über den aktuellen Stand rund um die Baustelle des Atommüllendlagers zu informieren. Abseits der Infostelle Konrad in der Chemnitzer Straße kam es zu einer Gegenveranstaltung mit rund 30 Personen, die unter anderem von der PARTEI organisiert wurde.
Über 25 Besucher aus Gesellschaft und Politik informierten sich bei Speis und Trank über den aktuellen Zustand des geplanten Endlagers. Laut Stefan Studt, Vorsitzender der Geschäftsführung der BGE, werde die vorgesehene Inbetriebnahme des Lagers im Jahre 2027 immer realistischer. Untertage seien die Einlagerungsstrecken errichtet worden und derzeit befinde sich der neue Schacht im Bau. Hier sei man rechtzeitig für 2027 fertig. Auch obertägig sei man dabei, die notwendigen Gebäude zu errichten. Die Besucher der Jubiläumsfeier konnten sich hiervon per virtueller Realität ein Bild von der aktuellen Lagen machen.
"Die haben gar nichts zu feiern"
Trotz der baldigen Realisierung wolle man als BGE durchaus mit den Bürgern und kommunalpolitischen Verantwortlichen nicht nur diskutieren, sondern auch über die Sinnhaftigkeit streiten. Dabei dürfe es Gegenstimmen durchaus geben. "Ich finde es aber wichtig, sich sachlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir wissen, dass wir den Beschluss haben für den Ausstieg aus der Atomkraft, dass wir Ende dieses Jahres die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz nehmen. Wir möchten, dass wir diese zurückbauen, dass man die Abfälle auch sauber trennt", so Studt. Man wolle, dass dieser Atommüll in zertifizierten Behältern entsprechend endgelagert werden kann, ohne dass sie zwischengelagert werden müssen. "Wir haben in Deutschland zurzeit viele verschiedene Lager und diese warten nur darauf, dass man in Salzgitter fertig wird". Man wolle in 30 Jahren dem Thema endgültig den Deckel draufsetzen, sodass dann alle AKWs abgebaut und in Salzgitter eine geologisch einwandfreie Endlagerung möglich ist.
Die Gegendemonstranten stellten sich demonstrativ vor die Infostelle der BGE. Foto: Rudolf Karliczek
Begehren, wonach der Planfeststellungsbeschluss des Endlagers Konrad noch einmal untersucht oder der Bau sogar gestoppt wird, sehe Studt neutral nüchtern. In einem Rechtsstaat sei dies möglich und wichtig, allerdings langwierig. Es sei daher irritierend, dass diese Forderungen aus der Lokalpolitik kommen, da das nicht sofort auf Forderung eines Bürgermeisters geschehe, sondern in einem rechtsstaatlichen Prozess. Sollte der Baustopp durchgewunken werden, müsse sich die BGE als Bundesgesellschaft daran halten, sich daran zu orientieren. Solange es aber den Beschluss gibt, werde man an der Errichtung weiter arbeiten. Studt wünsche sich, dass man in einen Dialog hineinkommt, um auch einen Sachstand zu vermitteln und um sachlich zu diskutieren.
Vor allem in einen Dialog mit Menschen, wie etwa Lars Tietjen, von der Salzgitteraner PARTEI und Veranstalter der Gegendemo, der die Sache deutlich kritisch sieht. Und so heißt es von ihm: "Die haben gar nichts zu feiern. Die verwalten ein leeres Bergwerk". Zu feiern hätten demnach die Demonstranten draußen, da seit 20 Jahren kein Atommüll in Salzgitter gelagert wird. Sein erklärtes Ziel ist ein Baustopp für Schacht Konrad.
"Wir stellen fest, der Plan geht nicht auf"
Ähnlich sieht es auch Silke Westphal, Vorstand der AG Schacht Konrad: "Wir stellen fest, der Plan geht nicht auf". Dieser stamme aus den 1980ern beziehungsweise 1990ern und seit dem Planfeststellungsbeschluss 2002 habe sich vieles geändert, sodass man ein Bergwerk so nicht mehr bauen würde. "Wir fragen uns, warum noch an diesem Plan festgehalten wird. Wir haben deshalb einen Antrag gestellt, dass er überprüft wird, auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Asse", so Westphal abschließend.
Waltraut Gehrke-Wittfoot sieht in dem Beschluss einen politischen, was in ihren Augen eine "Unverschämtheit" und etwas "Undemokratisches" sei. Ferner wehre man sich gegen diese "Irreführung der Bevölkerung".
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