Salzgitter. Am zurückliegenden Wochenende fand in der Innenstadt von Lebenstedt das Cityfest statt - mit Rummel, Musik und guter Laune. Doch zweimal sollte es an diesen tollen Tagen dann doch etwas ruhiger zugehen. Sowohl Samstag als auch Sonntag wurde eine sogenannte "Stille Stunde" durchgeführt. regionalHeute.de machte sich am Samstag ein Bild, wie dies angenommen wird.
In der „Stillen Stunde“ sollen Musik und laute Durchsagen ausgestellt und die Beleuchtung gedimmt werden, um eine ruhigere, weniger reizvolle Atmosphäre zu schaffen. Für Menschen mit Autismus oder sensorischen Empfindlichkeiten stellten laute Geräusche und grelles Licht eine erhebliche Belastung dar. Die Stille Stunde ermögliche daher eine leichtere Teilnahme, hatten seinerzeit die Befürworter dieser Maßnahme argumentiert.
Beschluss des Rates
Der Rat der Stadt Salzgitter hatte dann Anfang des Jahres beschlossen, auf eigenen Veranstaltungen Stille Stunden einzuplanen. Bei Veranstaltungen, die nicht von der Stadt organisiert werden, solle die Verwaltung mit Veranstaltern und Schaustellern sprechen und auf die Einführung einer Stillen Stunde auf freiwilliger Basis hinwirken. So auch beim Cityfest. Samstag und Sonntag wurde jeweils von 13 bis 14 Uhr auf dem Festplatz vor dem Rathaus auf Musik und grelle Beleuchtung verzichtet.
Wie Veranstalter Jürgen Neumann, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft City Lebenstedt, vor Ort betonte, war die Stille Stunde auf den Bereich vor dem Rathaus beschränkt. In der Fußgängerzone habe man auch ein Bühnenprogramm. Da bringe eine Stille Stunde nichts, so Neumann gegenüber regionalHeute.de.
Gelegenheit genutzt
Ratsherr Lars Tietjen, dessen Ratsgruppe "Grüne - Die PARTEI" die Stille Stunde seinerzeit beantragt hatte, machte sich selbst ein Bild vor Ort. Die Idee sei gewesen, Volksfeste wirklich für alle Menschen zugänglich zu machen. Gerade in Salzgitter gebe es laut einer Studie besonders viele autistische Kinder. Diese sollten auch ihren Spaß auf dem Rummel haben. Tatsächlich habe er eine achtköpfige Gruppe samt Betreuerin aus dem Autismus-Zentrum Gebhardshagen direkt zu Beginn der Stillen Stunde getroffen. Diese hätten die Gelegenheit reichlich genutzt.
Die Fahrgeschäfte-Betreiber, die mit regionalHeute.de gesprochen haben, zeigten sich der Idee gegenüber aufgeschlossen. "Für uns ist es auch mal ganz angenehm, wenn die Musik nicht unentwegt dröhnt", erklärt Robert Böker. Corinna Ahrens, Betreiberin der Jaguarbahn, ergänzt: "Es ist ungewöhnlich, weil wir eigentlich Musik gewöhnt sind. Aber ich finde, es ist eine gute Sache, wenn man so etwas mal macht".
"Insgesamt entspannter"
Und auch für neutrale Besucher eröffnet sich eine neue Perspektive. "Es ist wirklich ungewöhnlich, wenn man mal keine Musik hört, sondern die Geräusche der ganzen Fahrgeschäfte. Das Rollen und Quietschen, was man sonst eigentlich gar nicht hört", erklärt ein Besucher. Es sei alles insgesamt entspannter.