Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Hanna-Lore von Barany für Osterlinde.
Salzgitter-Osterlinde
Eine Mühle auf Reisen Osterlinde (von Hanna-Lore von Barany)
"Der westlichste Stadtteil Salzgitters ist bis heute geprägt durch die zentrale Dorfstraße, an die alle Hofeinfahrten münden. Die gut 400 Einwohner des zur Ortschaft Nordwest gehörenden Stadtteils treffen sich gerne im Dorfgemeinschaftshaus oder bei einer der Veranstaltungen der zahlreichen aktiven Vereine und Gruppen, zu denen die Freiwillige Feuerwehr, der Männergesangverein, der Kirchenchor, die evangelische Frauenhilfe, der Bürgerverein, die Landfrauen und der Seniorenkreis zählen. Osterlinde, ein liebenswerter Stadtteil, in dem jeder jeden kennt. Weniger bekannt ist hingegen, dass die einst in der Osterlinder Feldmark errichtete Bockwindmühle weit gereist ist."
Mühle aus Oterlinde im Mühlengarten am Schloss Salder. Foto: Alexander Panknin
"4,70 Meter breit, 5 Meter hoch und 50 Tonnen schwer ist die Bockwindmühle, die heute im Mühlengarten im Städtischen Museum Schloss Salder steht. Man sieht ihr nicht an, dass sie einige Jahrhunderte alt ist und eine weite Reise hinter sich hat. Erstmals urkundlich erwähnt wurde eine Osterlinder Mühle auf der Burgdorfer Flur bereits im 16. Jahrhundert.
Die Müllerfamilie Berking, die über ein Jahrhundert lang, die Mühle bewirtschaftete, ließ die heute noch bestehende Mühle vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts errichten und setzte diese im Jahr 1884 wegen der besseren Windverhältnisse von der Burgdorfer in die Osterlinder Feldmark um. Umzug Nummer 1 für das heutige Wahrzeichen des Mühlengartens.
1886 verkaufte die Witwe von Friedrich Berking die Mühle an den Müller Söchtig aus Lesse, dessen Familie sie 1941 an die Landhandelsfirma Blume & Oppermann veräußerte. Nachdem die Mühle bereits zwischen 1950 und 1964 stillgestanden war, wurden 1964 die Flügel noch einmal repariert, damit bei Bedarf noch geschrotet werden konnte. 1972 wurde sie – durch einen Orkan erneut flügellahm – endgültig still gelegt und 1974 von Ernst Froböse gekauft, der sie 1978 der Stadt Salzgitter mit der Auflage schenkte, einen neuen Standort für sie zu finden. In den folgenden Jahren wurde darüber diskutiert, ob die Mühle am Salzgittersee oder am Städtischen Museum in Salder wieder aufgebaut werden sollte und wie die Renovierungs- und Umsetzungskosten, die mit bis zu 300.000 Deutsche Mark geschätzt wurden, aufgebracht werden konnten. Eine Lösung bahnte sich Mitte der 1980er Jahre an: Das historische Bauwerk sollte auf der Hannover-Messe 1984 als Wahrzeichen für Niedersachsen werben und zog deshalb ein zweites Mal um. Die Kosten für den Transport und die Renovierung wurden vom Land übernommen.
Nach Abschluss der Messe folgte der Umzug Nummer 3 für das historische Bauwerk. Heute kann man die weit gereiste Mühle auf dem Außengelände des Städtischen Museums Schloss Salder besichtigen. Die Flügel mit einer Länge von 9,75 Meter und einer Segelfläche von 9,80 Quadratmetern werden inzwischen mit einem Elektromotor angetrieben – ein Schauspiel, das regelmäßig am Mühlentag zu Pfingsten zu bestaunen ist."
Hintergrund
Im Jahr 2002 erschien die erste Ausgabe des Journals der Ortsheimatpflege der Stadt Salzgitter als Plattform für Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Heimatpflege. zu präsentieren und wurde mit unregelmäßigem Erscheinungsdatum fortgesetzt. Die Ausgaben 3 (Wasserturm in Lobmachtersen) und 4 (das Hausschlachten) sind noch im Stadtarchiv, im Städtischen Museum Schloss Salder sowie in den Bürger-Centren käuflich zu erwerben.
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Ortsheimatpflege in Salzgitter und des 75-jährigen Bestehens der Stadt Salzgitter stellen die Ortsheimatpfleger der Stadt in der jüngsten Broschüre der Reihe die Geschichte ihres Stadtteils auf einer Doppelseite vor (Veröffentlichung geplant im Herbst 2017).
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