Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Hugo Mellenthin für Gitter.
Salzgitter-Gitter
Vom Reichsgut zum 29. Stadtteil (vonHugo Mellenthin)
"Einer der ältesten Orte Salzgitters liegt im Süden der Stadt – das Dorf Gitter (auch 'Gitter am Berge') genannt. Die Siedlung geht zurück in die vorfränkische Zeit. Grabungsfunde aus dem Bereich der einstigen Saline haben gezeigt, dass im Salzgau bereits im 6. Jahrhundert Salz gewonnen wurde.
In der schriftlichen Überlieferung einer Aufzählung der Güter des Klosters Fulda, um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert, finden wir erstmals den Namen Geizheres (Gitter). Es sind mehr als ein Dutzend Ortsnamen überliefert. Eine der möglichen Deutungen des Ortsnamens geht von einer Ableitung des altsächsischen Wortes giotan/geotan für „fließen“ aus und verbindet dieses u.a. mit der nahen Salzquelle oder der Quelle in der Nähe der Kirche.
Die geografische Lage Gitters an einer Senke zwischen dem Gitterberg und dem Salzgitter-Höhenzug könnte eine andere Deutung ableiten von 'gat', das einen Durchgang oder Öffnung bezeichnet. Die Zugehörigkeit des Ortes hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert. Im 9. Jahrhundert gehörte das Geschlecht der Immedinger zu den Grundherren in Gitter. Unter Heinrich I. wurde Gitter zum Reichsgut. 1086 übertrug Heinrich IV. das Reichsgut an den Bischof Udo von Hildesheim. Gitter war Adelsgut – Reichsgut – Bischofsgut. Die Herren von Gitter – Ritter von Gitter – werden 1273 erstmals und 1489 letztmals erwähnt.
Die Hildesheimer Stiftsfehde brachte 1523 Gitter unter die Herrschaft der Herzöge von Braunschweig. Bis 1643 gehörte Gitter zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1643 bis 1802 gehörte Gitter zum Bistum Hildesheim, zwischen 1802 und 1807 zu Preußen. 1807 bis 1813 Franzosenzeit. Ab 1815 war Gitter wieder ein Teil des Königreichs Hannover, das wiederum 1866 vom Königreich Preußen annektiert wurde. Hier gehörte Gitter zunächst zum Amt Liebenburg, später ab 1884 zum Landkreis Goslar. 1936 erfolgte die Eingemeindung von Gittertor nach Salzgitter. Gitter verlor seine Eigenständigkeit und wurde 1942 Teil der Stadt Watenstedt-Salzgitter. 1949 erhielt der Ort seine Eigenständigkeit zurück und wurde damit zum 29. Stadtteil. 1951 wurde die Stadt in Salzgitter umbenannt, Gitter wurde zu Salzgitter-Gitter.
Jahrhunderte bestimmte die Landwirtschaft das wirtschaftliche Leben in Gitter. Die Gründung der 'Reichswerke Hermann Göring' brachte ab 1937 einschneidende Veränderungen. In und um Gitter wurden sechs Schächte geteuft und in Betrieb genommen. Der Erzbergbau sollte das geplante Stahlwerk unabhängig von ausländischen Erzlieferungen machen. Die Infrastruktur veränderte sich. Viele Tonnen Erz wurden abgebaut. Aufgrund des Preisverfalls und der besseren Qualität der ausländischen Erze wurde 1965, als letzte Grube in der Region, auf Schacht Georg die Erzförderung eingestellt. Im 'Ringelheimer Becken' lagern heute noch 300 Millionen Tonnen Erz.
Die Nähe zu Salzgitter-Bad hat aus Gitter einen kleinen Stadtteil mit besonderem Charme werden lassen. Der Wohnwert ist hoch. Neben der Dorfgemeinschaft Gitter wird das dörfliche Leben in unterschiedlichen Vereinen gepflegt. Schulen, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten in den Nachbarorten sind gut erreichbar."
Hintergrund
Im Jahr 2002 erschien die erste Ausgabe des Journals der Ortsheimatpflege der Stadt Salzgitter als Plattform für Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Heimatpflege. zu präsentieren und wurde mit unregelmäßigem Erscheinungsdatum fortgesetzt. Die Ausgaben 3 (Wasserturm in Lobmachtersen) und 4 (das Hausschlachten) sind noch im Stadtarchiv, im Städtischen Museum Schloss Salder sowie in den Bürger-Centren käuflich zu erwerben.
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Ortsheimatpflege in Salzgitter und des 75-jährigen Bestehens der Stadt Salzgitter stellen die Ortsheimatpfleger der Stadt in der jüngsten Broschüre der Reihe die Geschichte ihres Stadtteils auf einer Doppelseite vor (Veröffentlichung geplant im Herbst 2017).
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