Salzgitter. Rund zweieinhalb Jahre nach Projektauftakt starten die Bauarbeiten für das wichtige Energiewende-Projekt Industrieleitung Salzgitter am zukünftigen Umspannwerksstandort in Salzgitter-Bleckenstedt. Ab 2026 bringt die Leitung große Mengen grünen Strom in die Industriemetropole Salzgitter und trägt damit entscheidend dazu bei, dass die Industrieunternehmen vor Ort ihre Produktionsprozesse klimafreundlich und zukunftssicher aufstellen können. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Netzbetreibers TenneT hervor.
Möglich war die hohe Geschwindigkeit in der Planung und Genehmigung durch die kooperative Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden, lokaler Wirtschaft und den Netzbetreibern TenneT und Avacon. Um die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zu würdigen und den Start der Bauarbeiten zu feiern, lud TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens am 19. September Ministerpräsident Stephan Weil, Gunnar Groebler, CEO der Salzgitter AG, Sebastian Wolf, COO PowerCO SE, Marten Bunnemann, CEO Avacon AG und Stefan Klein, Erster Bürgermeister der Stadt Salzgitter, zum feierlichen Baustart ein.
Industrielle Transformation
Tim Meyerjürgens zeigte sich erfreut über die Fortschritte im Projekt: „In Salzgitter zeigt TenneT, dass die Deutschlandgeschwindigkeit auch beim Netzausbau möglich ist. Die Industrieleitung Salzgitter ist eines unserer schnellsten Netzausbauprojekte, die wir derzeit vorantreiben. Möglich war dies durch gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.“ Weiter ordnete Meyerjürgens ein: „Hier und deutschlandweit wollen wir mit starken Stromnetzen dazu beitragen, dass bestehende Industriestandorte erhalten bleiben und sich neue Standorte und Technologien in Deutschland ansiedeln. Der schnelle und sichere Zugang zu grünem Strom und Wasserstoff sowie die Bezahlbarkeit der Energieträger spielt dabei eine zentrale Rolle. Das schafft Beschäftigung, Wettbewerbsfähigkeit und weitere Investitionen und sichert damit unseren Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit der Industrieleitung Salzgitter tun wir genau das und zeigen, wie Netzausbau und industrielle Transformation ineinander greifen.“
Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, betonte die Bedeutung einer starken Netzinfrastruktur: „Damit wir die Energiewende und die Transformation der Industrie hin zur Dekarbonisierung zum Erfolgsmodell für Deutschland machen können, müssen wir sowohl die erneuerbaren Energien als auch die Netzinfrastruktur ausbauen.“ Die Stabilität der Netze sei für private Endverbraucherinnen und -verbraucher sowie für die Wirtschaft von enormer Bedeutung, so Weil. „Die Region Salzgitter ist ein wichtiger Industriestandort in Niedersachsen und in ganz Deutschland.“ Mit der Industrieleitung Salzgitter werde dafür gesorgt, dass das auch so bleibt, führte der Ministerpräsident aus. Dank einer effizienten Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, TenneT und den regionalen Partnerinnen und Partnern hätten die Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden können. Stephan Weil: „Zwischen der Landesregierung und den hier anwesenden Unternehmen gibt es teils langjährige, gute Beziehungen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“
Auch die Salzgitter AG begrüßt den Baubeginn des Umspannwerks Bleckenstedt/Süd. Gunnar Groebler, CEO der Salzgitter AG, sagte: „Für den Erfolg unserer Transformation hin zur nahezu klimaneutralen Stahlherstellung ist die termingerechte Fertigstellung der Industrieleitung Salzgitter entscheidend. Daher freuen wir uns über den heutigen Baustart. Im Rahmen von SALCOS® - Salzgitter Low CO2 Steel lösen grüner Strom und Wasserstoff den alten Energieträger Kohle stufenweise ab. So vermeiden wir fast vollständig den Ausstoß von acht Mio. Tonnen CO2.“
Netzknoten Salzgitter verstärkt
Als Knotenpunkt zwischen dem TenneT-Höchstspannungsnetz und dem regionalem Verteilnetz der Avacon AG ist das Umspannwerk Bleckenstedt/Süd zentral für die Versorgungssicherheit der Region. Marten Bunnemann, CEO der Avacon AG, sagte hierzu: „Für die erfolgreiche Transformation in eine klimaneutrale Zukunft ist neben dem zügigen Ausbau erneuerbarer Energien und der Umstellung auf klimafreundliche industrielle Prozesse der konsequente parallele Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze entscheidend. Dank unserer engen Zusammenarbeit in Salzgitter gelingt dieser Wandel hier in hohem Tempo. Damit leisten wir gemeinsam einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit dieses wichtigen Industriestandorts und der Region.“
Mit ihrer 110-kV-Leitung verstärkt Avacon den Netzknoten Salzgitter, und ermöglichst so die Leistungsbereitstellung für das Batteriezellwerk, das die PowerCo SE in der Region Salzgitter aufbaut. COO Sebastian Wolf betonte die Rolle der Netzinfrastruktur für die Transformation des Mobilitätssektors: „Als Hersteller von Batteriezellen sind wir Teil der Transformation der Automobilindustrie. Damit diese Transformation hin zur nachhaltigen Mobilität erfolgreich ist, planen wir die Verwendung von regenerativen Energiequellen zur Herstellung unserer Batteriezellen. Der heutige Baustart des Umspannwerks Bleckenstedt ist ein wichtiger Meilenstein, um die Versorgung unserer Fabrik in Salzgitter mit grüner Energie sicherzustellen und somit unserem Ziel, CO2-neutrale Batteriezellen zu fertigen, näher zu kommen“.
Stellvertretend für die Stadt Salzgitter bedankte sich der Erste Bürgermeister Stefan Klein vor Ort bei den Projektbeteiligten: „Der Baubeginn des Umspannwerkes Bleckenstedt/Süd ist für Salzgitters wirtschaftliche Transformation enorm wichtig, da eine stabile Stromversorgung die Basis aller Produktionsprozesse ist. Im Namen der Stadt Salzgitter danke ich allen Beteiligten für ihre engagierte Arbeit an den Projektplanungen und wünsche ihnen einen reibungslosen Bauverlauf.“
Aktueller Projektstand
Nach zwei Jahren umfangreicher Vorbereitung geht der erste Baustein der Industrieleitung Salzgitter in Bleckenstedt in den Bau. Schon Anfang 2023 begannen die Vorbereitungen für den Bau des Umspannwerks Bleckenstedt/Süd. Zunächst hat TenneT den Boden von Kampfmitteln befreit, Natur- und Kompensationsschutzmaßnahmen gestartet und die künftigen Baueinrichtungsflächen geplant. Die Vorbereitungen sind nun abgeschlossen und haben den Weg für den Tiefbau geebnet, der im September beginnt und zügig voranschreiten wird – erst am Umspannwerk, dann an der Schaltanlage in Liedingen.
Die Bauarbeiten für die 10 Kilometer lange Freileitung starten erst nach Erhalt des Planfeststellungsbeschlusses. Vorbehaltlich der Bestätigung durch die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr rechnet TenneT mit einem Beschluss Ende 2023. Der Bau soll dann im ersten Quartal 2024 starten.
Hintergrund
In Salzgitter sind große Unternehmen wie der Stahlkonzern Salzgitter AG und die PowerCo SE (Volkswagen-Gruppe) ansässig und tragen dazu bei, dass Salzgitter einer der wichtigsten und größten Industriestandorte in Niedersachsen und in ganz Deutschland ist. Zur Einhaltung der niedersächsischen und bundesweiten Klimaziele planen die Unternehmen in der Region Salzgitter ressourcenschonende Innovationen in ihren Produktionsprozessen, die langfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sichern sollen. Für die Industrieprojekte und die Anforderungen an die Stromversorgung der Zukunft ist das bestehende Stromnetz in der Region aktuell nicht ausgelegt. TenneT ist gesetzlich damit beauftragt, das Höchstspannungsnetz im Raum Salzgitter auszubauen, um Industrie, Wirtschaft und Privathaushalten eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten und den zukünftigen Mehrbedarf an Strom zu decken.
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