Salzgitter. Der 28-jährige Ameed Shamlawi soll ab Sonntag abgeschoben werden. Viele Salzgitteraner Vereine und Institutionen stellten sich nun an die Seite des Geflüchteten. Auch Ex-Außenminister Gabriel und Oberbürgermeister Klingebiel zählen zu den Unterstützern - eine Online-Petition für sein Bleiberecht knackte jüngst die 2500 Unterschriften-Marke.
DieHärtefallkommission des Landes Niedersachsen soll nun entscheiden, ob dem 28-jährigen ein Bleiberecht gewährt wird - er befürchtet in seinem Heimatland Palästina eine lebenslange Haftstrafe wegen Landesverrat. Der Salzgitteraner Oberbürgermeister Frank Klingebiel erklärt den weiteren Ablauf: „Im Falle einer positiven Entscheidung der Kommission des Landes Niedersachsen entscheidet abschließend der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius darüber, ob er der Empfehlung der Härtefallkommission folgt und Ameed Shamlawi über eine Anordnung des Innenministeriums nach Paragraf 23a Aufenthaltsgesetz des Bundes ein Bleiberecht als Härtefall zuspricht.“
Petition mit über 2500 Unterschriften
Denise Sacra aus Salzgitter ist eine Freundin von Shamlawi.Sie betont, dass sie der Migration grundsätzlich skeptisch gegenüber stehe. Ameed hat sie aber als Mensch einfach überzeugt: "Egal was passiert ist, Ameed hat immer sein Wort gehalten. Ich habe ihm jetzt versprochen, dass ich alles versuchen werde damit er hier bleiben kann. Und mein Wort will ich halten!" Die Salzgitteranerin rief eine Online-Petition ins Leben. Dem Aufruf zur Unterschrift sind inzwischen über 2500 Menschen gefolgt. "Als Feuerwehrmann wäre er bereit jedem von euch das Leben zu retten, also versucht ihm durch eine Unterschrift das Leben in Deutschland zu ermöglichen",untermauert Sacra ihr Engagement: "Ameed möchte einfach nur in Ruhe sein Leben leben."
HumanitäreGründe für ein Bleiberecht
"Die rein juristische Sachlage mag Herrn Shamlawi ein Bleiberecht verwehren. Das Bestehen der Institution einer Härtefallkommission verdeutlicht indes, dass es darüber hinaus berechtigte humanitäre Gründe gibt, einem Menschen gleichwohl ein Bleiberecht zuzusprechen. Und die liegen im Falle von Herrn Shamlawi für mich unzweifelhaft vor", bewertet Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel die Lage. Herr Shamlawi habe sich laut Klingebiel seit seiner Einreise im Juni 2015 außerordentlich positiv integriert. Über verschiedene zentrale Landesaufnahmelager landete er zunächst in der Flüchtlingsunterkunft der Stadt Salzgitter. Seit Ende 2015 bewohnt er eine eigene Wohnung in Salzgitter-Bad.
Ein Beispiel für gelungene Integration
Oberbürgermeister Frank Klingebiel unterstützt die Initiative. Foto: Alexander Panknin
Innerhalb weniger Monate habe der Sportbegeisterte in Eigeninitiative Deutsch gelernt und engagierte sich in mehreren Vereinen. Anfangs übersetzt der studierte Sportlehrer, mit dem schwarzen Gürtel in Karate und dem 3. Dan, beim Kinderturnen für Flüchtlinge. Freunde fand er bei den Liebenburger Handballern und der Freiwilligen Feuerwehr Salzgitter-Beinum. Oberbürgermeister Klingebielhebt auch das Engagement des 28-Jährigen bei der Feuerwehr hervor: "Shamlawi ist begeistert von der Idee, dass sich in Deutschland Ehrenamtliche um den Brandschutz kümmern. Mitte 2018 durfte der Geflüchtete in die Freiwillige Feuerwehr Salzgitter-Beinum aufgenommen werden und hat als erster Flüchtling der Feuerwehr Salzgitter am 19. Dezember letzten Jahres den Truppmann – Lehrgang Teil 1 erfolgreich bestanden. Für weitergehende Lehrgänge ist er schon angemeldet."
Bereits seit November 2017 arbeitet Shamlawi bei der Deutschen Post. Neben seiner Arbeit engagiert er sich weiterhin bei Vereinen, was ihm erweiterte Deutschkenntnisse vermittelte. Beispielsweise trainiert er Kinder und Jugendliche beim Karateverein Bushido Salzgitter. Er dolmetscht ehrenamtlich für die Flüchtlingshilfe und für eine Fahrschule.
Für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar
"Dieser Werdegang in seiner gefühlt neuen Heimat offenbart eindrucksvoll, dass Herr Shamlawi ein Bürger mit Vorbildcharakter und ein positives Beispiel für eine gelungene Integration ist. Aufgrund seiner sehr hohen Eigenmotivation hat er in kürzester Zeit die deutsche Sprache erlernt und sich hervorragend hier vor Ort integriert", begründet Klingebiel seine Unterstützung und schließt mit einem deutlichen Statement: "Nicht nur für mich sowie für die weiteren zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützer der Eingabe des Herrn Shamlawi, sondern ebenfalls für die breite Öffentlichkeit wäre es schlicht nicht nachvollziehbar, einen vorbildlich integrierten, engagierten Flüchtling auszuweisen. Herr Shamlawi hat sich aufgrund seiner persönlichen Integrationsleistungen aus humanitären Gründen ein Bleiberecht verdient!"
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