Saucen - Brauerei - Stebi

von Andreas Molau




Andreas Stebner ist Stebi. Und er hat in Wolfenbüttel nicht nur eine Feinkostmanufaktur Wirklichkeit werden lassen. Er braut nun auch ein Bier für Wolfenbüttel.


Foto:

Manche Geschichten kann man sich nicht ausdenken. Jedenfalls nicht so gut. Die von Stebi ist so eine. Stebi ist Andreas Stebner. Und wer ihn in Wolfenbüttel und Umgebung noch nicht gekannt hat. Jetzt dürfte das anders sein. Auf dem letzten Altstadtfest hatte er im Herzen der Lessingstadt, auf dem Stadtmarkt, einen Bierwagen mit seinem Partner Andre Volke. Und der Gerstensaft war ratzfatz ausverkauft. Aber bei diesem Thema sind wir noch nicht. Ich bin mit Stebi verabredet. Am Krambuden in seinem Laden, der in der letzten Woche noch einmal kräftig umgebaut wurde. Heute, am Freitag, den 2. September ist um 15 Uhr großer Fototermin. Etwas vorher möchte ich wissen: Was hat das nun mit diesem ganzen Projekt so auf sich? Wohin geht die Reise? Stebi baut mit seiner Familie und einer Mitarbeiterin noch kräftig um. In der Mitte des Ladens ist eine derbe Theke aufgebaut, aus einfachem Holz. Hier kann man zukünftig ein Feierabendbierchen trinken oder einen Bier-Braukurs erleben. Darum herum Regale mit Saucen, Bier, Spirituosen, Gewürzen. Wie kommt man darauf, ausgerechnet in Wolfenbüttel eine Feinkostmanufaktur und später eine Brauerei zu etablieren?

Stebi lächelt…

Der bärtige Bierbrauer, mit einem schon abgestimmten Brauerei-Outfit von Shirt bis Käppi, lächelt breit und entkorkt eine Flasche Wein. Das hätte man nun nicht erwartet. Mit dem Wein hat es auch etwas auf sich. Aber das ist eine andere Geschichte. Ein Gewürztraminer, und er kommt aus Tschechien. Nicht gerade eine Gegend, wo man das erwartet hätte. Er schmeckt frisch und gut und begleitet das anregende Gespräch. Der Impuls aus dieser kreativen Geschäftsidee, die Wolfenbüttel wieder ein Stück mehr zur Genussmeile werden lässt, kam aus einer Krisensituation. Andreas Stebner hatte in Salzgitter Transport- und Logistikmanagement studiert. Schon nach wenigen Sätzen ahnt man: Dieser Mensch gibt sich nicht mit einem bequemen Weg zufrieden. Bereits während des Studiums engagierte er sich im Onlinehandel. Und nach der Ausbildung an der Hochschule, als dieses Geschäftsfeld wegen eines regulären Brotjobs (der ihm aber viel Spaß macht) etwas zu kurz kam, suchte Stebi nach neuen Wegen. Und dass man aus Krisen gestärkt heraus gehen kann, dafür ist er ein lebender Beweis.


Foto:

Von Paleo zu Stebis Brauerei

Andere Menschen schlucken Tabletten, wenn sie Magenprobleme haben. Andreas Stebner fand eine Diät. Die Steinzeit Paleo-Diät. »Die FH, an der ich studiert hatte, wies mich nach Wolfenbüttel. Meine Frau, die aus der Stadt kam sowieso. Und nun auch diese Lösung meiner gesundheitlichen Probleme«, erzählt er. Kein Zucker, kein Gluten, keine Hilfsstoffe. Und der Magen war in zwei Wochen wieder in Ordnung. Stebi wollte trotzdem nicht auf kulinarische Annehmlichkeiten verzichten. Als Smoker und Griller sowieso nicht. Deshalb kreierte er den ersten Ketchup am heimischen Herd. Der wurde in Paleo-Kreisen gut besprochen. Das war die Idee: Feinkost. Es folgten weitere Kreationen. Zuerst im Onlinehandel, dann auf dem Juliusmarkt. »Das war für den Anfang gut, aber ich brauche etwas, wo ich meine Kreativität abarbeiten kann«, gibt er augenzwinkernd zu. Und schließlich kam vor einem, Jahr die Idee mit einer Brauerei.

Ideen und freundliche Helfer

Ideen kann man viele haben. Jedoch die Umsetzung ist doch ein anderer Schuh. Die Entwicklung, die sich seit diesem Tag bis heute darstellt, zeigt: Hartnäckigkeit und Ideenreichtum setzt sich durch. Und vor allem: Wolfenbüttel hat eine echte Chance, sein Profil zu finden. Und die Stadt und Behörden unterstützen das offenbar. »Die Stadt hat einen echten Genusscharme«, schwärmt Stebi. Schon jetzt finde man kulinarische Spezialitätengeschäfte, die so recht zum Charakter der eigenwilligen Altstadt mit seinen verwinkelten Bauten passten. »Ich habe mich einfach an die Stadt gewandt. Und alle entsprechenden Behörden haben sehr kooperativ mitgearbeitet und mich unterstützt, damit ich am Ende tatsächlich eine kleine Brauerei starten konnte«, freut sich Stebi. Das galt auch für die Gemeinde Sickte und das Bauamt Wolfenbüttel, die alle baurechtlichen Fragen mit viel Engagement klären halfen. Optimismus, Fleiß, die Hilfe von Frau, Familie und Freunden wie Andre Volke hat ihn schließlich bis zum Altstadtfest getragen, wo er seinen Traum verwirklichen konnte: ein Bier für Wolfenbüttel.


Foto:

Ein  Bier für Wolfenbüttel

Dabei hatte er wirklich Gottvertrauen. Denn das, was da auf dem Altstadtfest ausgeschenkt wurde, das war der erste (!) Sud, den er überhaupt hergestellt hatte. Das Pilsener hatte er noch nicht einmal vorher probiert. Und man muss sagen: Dass was er da an diesem späten Sommertag in seinem Geschäft am Krambuden ausschenkt, ist richtig gelungen. Ein dunkles Bier, leicht herb mit Fruchtaromen, eine ideale Kohlensäure: Kurz einfach nur lecker. Und man hat nicht den Eindruck, als dass er damit mit den Ideen am Ende wäre. »In Wolfenbüttel lässt sich etwas entwickeln. Das macht mir großen Spaß. Und ich merke: Der Wolfenbüttler ist sicher schwerer zu überzeugen. Aber wenn man ihn gewonnen hat, dann ist er wirklich treu.«, schwärmt Stebi. Als Wolfenbüttler freue ich mich natürlich. Und die Produkte sind gleich ins Genussregister eingefügt. Die Region profitiert auf jeden Fall vom Ideenreichtum solcher Menschen. Und so eine Geschichte kann man sich tatsächlich nicht besser ausdenken… Hier geht's zu Stebis Feinkostmanufaktur.


Foto:

Stebi mit Frau. Und dann wünschte auch noch "Wilhelm Busch" höchstpersönlich alles Gute.[/image]


mehr News aus der Region