Schlechte Stimmung: Regionale Konjunktur weiterhin kraftlos

Die regionale Wirtschaft stagniert auf vergleichsweise niedrigem Niveau, heißt es im gemeinsamen Konjunkturbericht der IHK Braunschweig und der IHK Lüneburg-Wolfsburg.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Region. Auch das sommerliche Umfeld hat die meist trübe Stimmung der Unternehmen im Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg nicht aufhellen können. Stattdessen bleibt die konjunkturelle Lage in der Region weiter angespannt. Dies ergibt sich aus dem gemeinsamen Konjunkturbericht der IHK Braunschweig und der IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) für das zweite Quartal 2024.



Demnach erreicht der IHK-Konjunkturklimaindikator aktuell lediglich einen Stand von 83 Punkten – zwei Punkte weniger als der bereits sehr mäßige Wert des Vorquartals. Dass die regionale Wirtschaft auf vergleichsweise niedrigem Niveau stagniert, ergibt sich zum einen aus den nach wie vor schwachen Beurteilungen der geschäftlichen Lage und zum anderen aus den unverändert pessimistischen Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen.

Werte wie in der Pandemie


Derzeit bezeichnet nur jeder fünfte Betrieb seine Geschäftslage als gut. Die Hälfte sieht die Situation immerhin als befriedigend an, jedoch beurteilen 30 Prozent der Unternehmen ihre Lage als schlecht. Aus den guten und schlechten Lagebewertungen ergibt sich ein Saldo von -10 (Vorquartal: -8). Derartig schwach war dieser Wert zuletzt vor fast vier Jahren inmitten der Pandemie ausgefallen.

Durchgreifende Besserung scheint kaum in Sicht. So fallen die geschäftlichen Prognosen für die kommenden Monate weiterhin pessimistisch aus. Nicht einmal ein Zehntel der Befragten erwartet in nächster Zeit eine geschäftliche Aufhellung. 58 Prozent gehen von einem unveränderten Geschäftsverlauf aus. Ein Drittel befürchtet hingegen eine geschäftliche Eintrübung. Der Saldo aus günstigen und ungünstigen Geschäftserwartungen beträgt folglich -24 (Vorquartal: -22) und kennzeichnet die nun schon seit längerer Zeit anhaltende Verunsicherung der regionalen Wirtschaft.

Tristesse im Einzelhandel


Von der insgesamt sehr schwachen Dynamik des Konjunkturgeschehens können sich auch einzelne Wirtschaftsbereiche nicht absetzen. So liegen die sektoralen Konjunkturklimaindikatoren aller betrachteten Branchen deutlich unter dem neutralen Wert von 100. Tristesse herrscht weiterhin im Einzelhandel mit einem sektoralen Indikatorstand von 68. Kaum besser ist die Stimmung im Großhandel mit einem branchenbezogenen Indikatorwert von 69. In der Industrie wird lediglich der bescheidene Wert von 86 erreicht. Und auch unter den Dienstleistern ist die Laune bei einem sektoralen Indikatorstand von 94 nur durchwachsen.

Welche Sorgen die regionale Wirtschaft derzeit umtreiben, verrät ein Blick auf die größten Risiken, die die Unternehmen für ihre künftige Geschäftsentwicklung sehen. Etwa jedem zweiten Betrieb bereitet der Fach- und Arbeitskräftemangel erhebliche Kopfzerbrechen. Etwas mehr als die Hälfte befürchtet, dass die Entwicklung der Arbeitskosten die künftige Geschäftsentwicklung belasten wird.

Hohe Energiepreise als Problem


Auch die immer noch hohen Energie- und Rohstoffpreise stellen für 55 Prozent der Unternehmen ein beträchtliches Problem dar. 59 Prozent der Befragten sorgen sich um die Inlandsnachfrage. An allererster Stelle der Risiken werden aber die herrschenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt. Fast drei Viertel der befragten Betriebe sehen darin ein erhebliches Risiko für ihre künftige Geschäftsentwicklung – ein Rekordwert.

An diesen Punkt knüpft Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, an und sagt:
„Die regionale Wirtschaft tritt auf der Stelle. Impulse sind derzeit kaum auszumachen. Investitionen werden zurückgestellt, der inländische Konsum bleibt schwach und auch auf der Exportseite zeigt sich immer mehr die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. In unserer Umfrage kritisieren die heimischen Unternehmen vehement die überbordenden bürokratischen Lasten und zeigen wenig Vertrauen in die unstete Wirtschaftspolitik. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Es ist höchste Zeit, die Weichen wieder in Richtung Wachstum zu stellen. Hierzu kann die kürzliche Verständigung der Ampel-Koalitionsspitzen auf ein Paket zur Ankurbelung der Wirtschaft ein erster Schritt sein. Entscheidend ist nun, dass die damit verbundenen Gesetze zügig formuliert und verabschiedet werden, um in den Betrieben dann auch tatsächlich Wirkung zu entfalten.“


Radikaler Abbau von Bürokratie


„Für mehr Investitionsfreude brauchen unsere Unternehmen Verlässlichkeit, Freiräume und spürbare Entlastung. Nur so kommen wir international wieder auf Augenhöhe“, bekräftigt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert und fügt an: „Ganz oben auf der Agenda muss jetzt neben der schnellen Umsetzung von gesetzlichen Impulsen für Wirtschaftswachstum der wirklich radikale Abbau von Bürokratie stehen. Die Ankündigung, dass Gesetze und Regelungen nun Praxis-Checks unterzogen werden sollen, muss konsequent umgesetzt werden. Wir setzen dabei auf eine echte Bürokratiebremse auf der Grundlage einer ‚One in two out Formel‘. Denn dann müssten mit jeder neuen Vorgabe zwei bestehende Bürokratielasten entfallen. Diese Formel würde also nicht nur als Kompensationsmechanismus wirken, sondern zu realer Entlastung für die Wirtschaft führen.“


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