Schmaler Graben mit großem Namen: Warum der Fuhsekanal unvollendet blieb

Vor über 250 Jahren wollte Herzog Carl I. die Aueniederung entwässern lassen, um neue Brenntorfquellen für die Stadt Braunschweig zu erschließen. Der dazu angelegte Kanal sollte auch dem Transport des Torfs dienen.

Der Fuhsekanal bei Groß Gleidingen sollte einst Oker und Fuhse verbinden, wurde aber nie fertiggestellt.
Der Fuhsekanal bei Groß Gleidingen sollte einst Oker und Fuhse verbinden, wurde aber nie fertiggestellt. | Foto: Florian Friedrich

Peine. Historische Kulturlandschaftselemente geben Zeugnis vom Umgang früherer Generationen mit Natur und Landschaft. Im Peiner Land liefern sie oft auch Hinweise auf die einst bedeutende Industriekultur und lassen Rückschlüsse auf den damaligen Stand von Wissenschaft und Technik zu. So auch zwischen Groß Gleidingen und Braunschweig. Hierüber berichtet der Landkreis Peine in einer Pressemitteilung.



Südlich von Groß Gleidingen in der Gemeinde Vechelde und im Südwesten der Stadt Braunschweig verläuft ein schmaler Graben mit einem großen Namen: Fuhsekanal. Es handelt sich um einen Entwässerungsgraben, der vor über 250 Jahren Teil eines großen Plans war. Herzog Carl I. wollte die Aueniederung entwässern lassen, um neue Brenntorfquellen für die Stadt Braunschweig zu erschließen. Der dazu angelegte Kanal sollte praktischerweise auch dem Transport des Torfs dienen.

Beitrag zum Gütertransport geplant


Mit dem Bau wurde Forstmeister von Hoym beauftragt, der mit Erfolg die entsprechenden Flächen entwässern konnte. Er plante den Kanal von der Oker bis zur Fuhse und wollte damit einen entscheidenden Beitrag zum Gütertransport leisten. 1757 wurde der Bau des Kanals begonnen, musste aber wegen des Siebenjährigen Krieg unterbrochen und konnte erst 1765 fortgesetzt werden.

Probleme bereiteten die beiden nötigen Schleusen zur Regulierung eines gleichmäßigen Wasserstandes. Der zunächst von der Oker bis zur Aue fertiggestellte Kanal erfüllte die Erwartung hinsichtlich der Entwässerung des Gebietes, aber der dadurch gewonnene Torf konnte nicht auf dem Kanal verschifft werden. Die Wassertiefe reichte dazu nicht aus.

Kosten waren zu hoch


Die Kosten für neue Schleusen und den weiteren Ausbau wurden Carl I. jedoch zu hoch, so dass er am 4. März 1776 verfügte, die Arbeiten einzustellen und alles beim damaligen Zustand zu lassen. Der Fuhsekanal wurde also niemals bis zur Fuhse fertiggestellt, heißt aber dennoch so und nicht etwa Oker-Aue-Kanal. Auch wenn er keinen Beitrag zum Gütertransport leisten konnte, brachte er aber entscheidende Verbesserungen für die Bodennutzung und Brennstoffversorgung. Sein geplantes Potential als Transportweg konnte er seinerzeit nicht erfüllen.

Im Westen ist der alte Kanal nicht mehr bis zur Aue erhalten, sondern endet heute am 1938 bis 1940 gebauten Stichkanal Salzgitter. Der Fuhsekanal ist ein interessantes historisches Kulturlandschaftselement mit landschaftsprägender und -gliedernder Funktion.

Spurensuche-Projekt


Dieses und weitere Kulturlandschaftsobjekte wurden im Rahmen des Spurensuche-Projekts des Niedersächsischen Heimatbundes (NHB e.V.) dokumentiert und im Online-Kataster KLEKs verzeichnet (www.kleks-online.de). Interessenten können sich an der Spurensuche beteiligen und sich unter der Telefonnummer 0511/35337726 oder per E-Mail an Friedrich@niedersaechsischer-heimatbund.de melden.

Wie der Landkreis Peine mitteilt lieferte die geschichtlichen Hintergründe der Beitrag "Der Teufelsspring bei Broitzem (Sage) und der Oker-Fuhse-Kanal. Torfgewinnung unter Carl I." von Dr. Wilhelm Bornstedt, Der Stadtheimatpfleger der Stadt Braunschweig, Bausteine (7), 1981.


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