Goslar. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in den letzten Jahren in Deutschland stetig gestiegen. 152.123 Fälle waren es im Jahr 2014 mit einem Gesamtschaden von 422 Millionen Euro. Auch der Landkreis Goslar blieb von dieser Entwicklung nicht verschont.
Positiv ist allerdings, dass im Landkreis von den 160 Wohnungs- bzw. Hauseinbrüchen im Jahr 2014, 68 im Versuch stecken geblieben sind. Die Aufklärungsquote liegt zwischen 20 und 25 Prozent. Über die aktuelle Entwicklung, die Präventionsmöglichkeiten klärten Oliver Grotha, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes und der Beauftragte für Kriminalprävention, Günter Koschig, am Donnerstag in der Goslarer Polizeiinspektion auf.
Allein in diesem Jahr sind im Landkreis Goslar schon 121 Einbrüche, beziehungsweise Versuche gemeldet wurden (Vorjahr 160 Einbrüche). Dabei teilt sich die Zahl in 57 Versuchstaten und 64 vollendete Taten. Die Brennpunkte liegen laut Grothader und Koschig in der Stadt Goslar, sowie in Seesen und Bad Harzburg. Erst kürzlich wurden bei einem Einbruch in Bad Harzburg 50.000 Euro in Bar erbeutet. Aber auch Gegenstände wie Schmuck, Unterhaltungselektronik oder Computer ließen die Diebe mitgehen. Die Täter stammen meist aus der Region.
Sogenannte Pilzköpfe an Fenstern und Türen erschweren den Einbruch und können auch nachgerüstet werden. Foto: Anke Donner)
Ganz oben auf der Liste der Täter stehen laut Polizei Einfamilienhäuser, nur selten gibt es Einbrüche in Wohnungen oder Reihenhäuser. In den meisten Fällen wurden Türen und Fenster aufgehebelt, aufgebrochen oder eingeschlagen. Um sein Eigentum vor Einbrechern zu schützen, rät Günter Koschig dazu, Wohnungen und Häuser einbruchsicher auszurüsten. Dies kann mit Hilfe von schutzbietenden Bauelementen, die an Türen, Fenstern oder Rolladen angebracht werden geschehen. „Oft kann man schon mit wenig Aufwand und geringen Kosten für Sicherheit sorgen“, so Koschig. Sicherheitsvorkehrungen mit einer Widerstandsklasse drei sorgen beispielsweise dafür, dass das Aufbrechen mit Schraubendrehern oder einem Brecheisen erschwert wird und dem Versuch mindestens fünf Minuten standhalten. „Die meisten Einbrecher geben nach fünf Minuten auf“, weiß Oliver Grothader.
Der beste Einbruchschutz sind wachsame Nachbarn
Gegenseitiges Aufpassen sei laut Koschig und Grothader ein sehr guter und nicht zu unterschätzender Schutz vor Einbrechern. „Ein aufmerksamer Nachbar ist durch nichts zu ersetzen. Und wir appellieren wirklich an die Bürger, bei nur dem kleinsten Verdacht eines Einbruchs die Polizei zu rufen. Nachbarn, die etwas beobachtet haben, oder glauben, dass im Nachbarhaus etwas nicht stimmt, sollen nicht zögern und die 110 wählen. Die Beamten kommen dann sofort“, so Koschig. Nicht selten erlebt es die Polizei, dass sich im Nachhinein herausstellt, dass Nachbarn etwas beobachtet, aber nicht reagiert haben.
Nicht den Helden spielen
„Meist“, so Günter Koschig, „brechen Täter ein, wenn die Eigentümer nicht im Haus sind. Es kommt aber immer wieder mal vor, dass ein Täter vom Eigentümer auf frischer Tat ertappt wird. Dann bloß nicht den Helden spielen.“ Der bessere Weg sei, sofort die Polizei zu rufen und sich in einen sicheren Raum zurückzuziehen. "Zwar kommt es selten vor, dass ein Täter auf das Opfer trifft, aber wenn, dann reagieren Einbrecher oft panisch und greifen das Opfer auch an", weiß Koschig.
Die Polizei berät
„Wir wollen natürlich keine Panik verbreiten. Aber wir möchten, dass die Bürger wachsam sind und wissen, was sie tun können, um sich zu schützen“, so Oliver Grotha. Die Polizei Goslar bietet deshalb eine Beratung an, die von Günter Koschig durchgeführt wird. Dort gibt der Fachmann Tipps zum Einbruchschutz und zeigt verschiedene Möglichkeiten, wie man sich vor Einbrechern schützen kann. Beratungstermine gibt es unter 05321-339205 oder per Email an guenter.koschig@polizei.niedersachsen.de. Zudem finden zwei Veranstaltungen zum Thema Einbruchschutz statt. Am 24. September um 18.30 Uhr im Zeppelinhaus (Zeppelinstraße 7, 38640 Goslar) und am 28. Oktober zum Tag des Einbruchschutzes im Goslarer Cineplex.
Außerdem gibt die Polizei folgende Tipps:
- Halten Sie die Hauseingangstür auch tagsüber geschlossen. Prüfen Sie, wer ins Haus will, bevor Sie öffnen.
- Achten Sie bewusst auf fremde Personen im Haus und auf dem Grundstück; sprechen Sie diese Personen gegebenenfalls an.
- Schließen Sie Ihre Wohnungseingangstür auch bei kurzzeitigem Verlassen immer zwei mal ab und lassen Sie die Tür nicht „bloß ins Schloss fallen“. Auch Keller- und Speichertüren sollten immer verschlossen sein.
- Verstecken Sie Ihren Haus- und Wohnungsschlüssel niemals außerhalb der Wohnung; Einbrecher kennen jedes Versteck. In diesem Fall würde auch die Versicherung nicht haften.
- Verschließen Sie Ihre Fenster und Balkontüren auch bei kurzer Abwesenheit; gekippte Fenster und Balkontüren sind von Einbrechern ganz besonders leicht zu öffnen.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Wohnung auch bei längerer Abwesenheit einen bewohnten Eindruck vermittelt. Ihr Nachbar kann z. B. den Briefkasten leeren und Zeitschaltuhren können Ihr Licht zu unregelmäßigen Zeiten steuern.
- Tauschen Sie mit Ihren Nachbarn Telefonnummern und vielleicht auch genaue Anschriften aus, damit Sie für den Notfall erreichbar sind.
- Lassen Sie keine fremden Personen in Ihre Wohnung; bei unbekannten Personen sollten Sie gegebenenfalls Nachbarn hinzuziehen.
- Achten Sie darauf, ob Fremde ältere Nachbarn aufsuchen und fragen Sie nach, was diese Personen wollen.
- Informieren Sie die Polizei, wenn Fensterscheiben klirren und im Treppenhaus Türholz splittert; versuchen Sie niemals Einbrecher festzuhalten!
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