Berlin. Am heutigen Dienstag hat der Bund der Steuerzahler sein alljährliches "Schwarzbuch" veröffentlicht, in dem die aus Sicht des Vereins größten Steuerverschwendungen angeprangert werden, Darunter sind auch Fälle aus der Region. So wird das geplante Schöninger Speere Museum kritisiert.
Der archäologische Fund von acht mehr als zwei Meter langen Holzspeeren in den 1990er Jahren im Braunkohletagebau bei Schöningen sei eine Sensation gewesen, heißt es in der Begründung. "Muss wegen dieses Fundes ein Erlebniszentrum für 15 Millionen Euro an diesem abgelegenen Ort errichtet werden?", fragt der Bund der Steuerzahler. Die niedersächsische Landesregierung habe dies 2009 bejaht und die Millionen zur Anschubfinanzierung aus dem Konjunkturpaket II bereitgestellt. Die Ausstellung selbst sollte in wirtschaftlicher Hinsicht aber ein Selbstläufer werden, Steuerzuschüsse zu den laufenden Betriebskosten waren nicht vorgesehen. Man rechnete mit 100.000 zahlenden Besuchern im Jahr.
Alle politischen Versprechen wie Seifenblasen zerplatzt
Im Jahr 2013 wurde das „paläon“ feierlich eröffnet. Es stehe wie eine Art Raumschiff direkt neben dem Tagebau und gelte als Niedersachsens modernstes Museum. Doch bereits drei Jahre später seien alle politischen Versprechen, keine weiteren Landeszuschüsse leisten zu müssen, wie Seifenblasen zerplatzt: In den Jahren 2017 und 2018 zahlten das Land Niedersachsen, der Landkreis Helmstedt sowie die Stadt Schöningen gemeinsam jährlich rund eine Millionen Euro für den Betrieb der als „paläon GmbH“ geführten Schöninger Einrichtung. Allein das Land Niedersachsen steuerte 500.000 Euro jährlich bei, um die Vermittlungsaktivitäten des „paläon“ zu unterstützen und weitere Besuchergruppen zu gewinnen. Doch dies sei nicht gelungen.
Im Dezember 2018 entschied der niedersächsische Wissenschaftsminister, das Schöninger Speere Museum unter dem Dach des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege institutionell, also dauerhaft, zu fördern und künftig jährlich 500.000 Euro aus der Landeskasse bereitzustellen. Weitere 200.000 Euro jährlich sollen der Landkreis Helmstedt und die Stadt Schöningen beisteuern.
Sorgenkind der niedersächsischen Museumslandschaft
Seit 1. Juli 2019 stehe das bisherige Sorgenkind der niedersächsischen Museumslandschaft nun unter der Regie der Denkmalbehörde. Es trägt seitdem den Namen „Forschungsmuseum Schöningen“. Der Wissenschaftsminister möchte mit der Dauerförderung den Fundplatz in Schöningen entsprechend seiner kulturhistorischen Bedeutung als Anziehungspunkt über die Region hinaus sichern und entwickeln. "Mit dieser Umstrukturierung werden jedoch die Kosten des Ausstellungsbetriebes mit denen der archäologischen Forschung vermischt, wodurch die wahren Defizite des Museums kaschiert werden", so der Bund der Steuerzahler.
Statt Steuerzahlern die Folgekosten eines abgelegenen Museums aufzubürden, wäre es besser gewesen, die spektakulären archäologischen Funde im Braunschweiger Landesmuseum auszustellen, so der Verein abschließend.