Potsdam. Sieben der neun kritischen Belastungsgrenzen des Erdsystems sind überschritten. Erstmals gilt auch die planetare Grenze für die Ozeanversauerung offiziell als überschritten, wie aus einem Bericht des "Planetary Boundaries Science Lab" am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hervorgeht, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.
"Mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen befinden sich nicht mehr im sicheren Bereich. Die Menschheit verlässt ihren sicheren Handlungsraum und erhöht so das Risiko, den Planeten zu destabilisieren", sagte Johan Rockström, PIK-Direktor und Co-Autor des Berichts.
Die sieben überschrittenen Grenzen sind: Klimawandel, Integrität der Biosphäre, Veränderung der Landnutzung, Veränderung des Süßwasserkreislaufs, Veränderung der biogeochemischen Kreisläufe, Eintrag menschengemachter Substanzen sowie - neu im Jahr 2025 - Ozeanversauerung. Alle sieben zeigen dem Forschungsteam zufolge in eine bedenkliche Richtung.
"Die Entwicklung geht eindeutig in die falsche Richtung", erklärte Levke Caesar, Co-Leiterin des "Planetary Boundaries Science Lab" und Leitautorin des Berichts. "Die Ozeane versauern, Sauerstoffwerte sinken, und marine Hitzewellen nehmen zu. Damit wächst der Druck auf ein System, das für stabile Lebensbedingungen auf unserem Planeten unverzichtbar ist", so Caesar.
"Die zunehmende Versauerung geht vor allem auf Emissionen aus fossilen Brennstoffen zurück und wirkt sich zusammen mit Erwärmung und Sauerstoffrückgang auf Küstenökosysteme wie auch auf den offenen Ozean aus", erklärte sie. "Damit verbunden sind weitreichende Folgen für Ernährungssicherheit, Klimastabilität und menschliches Wohlergehen."
Die neun planetaren Grenzen bilden den Wissenschaftlern zufolge die Funktionsweise des Erdsystems ab. Es ist ein Netzwerk miteinander verbundener Prozesse, das nach Angaben der Forscher innerhalb sicherer Limits bleiben muss, damit die Menschheit sicher leben kann und die Natur widerstandsfähig bleibt.
"Der neue planetare Gesundheitscheck zeigt: Der Zustand unseres Planeten verschlechtert sich massiv. Doch diese Entwicklung ist nicht unausweichlich", resümierte PIK-Direktor Rockström. "Beispiele wie der Rückgang der Luftverschmutzung durch Aerosole und die Erholung der Ozonschicht zeigen, dass wir die globale Entwicklung umsteuern können. Auch wenn die Diagnose ernst ist, besteht weiterhin die Chance diese Entwicklung umzukehren. Scheitern ist kein zwangsläufiger Ausgang, es liegt an uns, es zu verhindern."
Sieben von neun Erdbelastungsgrenzen überschritten - Ozeane zu sauer
Sieben der neun kritischen Belastungsgrenzen des Erdsystems sind überschritten.
Sonnenuntergang über dem Meer (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur