Sinkende Fachkraftquote: Verdi warnt vor Qualitätsverlust in Kitas

Der Anteil hochqualifizierter Fachkräfte in niedersächsischen Kindertagesstätten ist drastisch gesunken. Verdi kritisiert diesen Trend stark und sieht die Politik in der Pflicht.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Region. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) schlägt Alarm angesichts der Entwicklung in den niedersächsischen Kindertagesstätten. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung belege laut Verdi die von der Gewerkschaft seit Jahren kritisierte Deprofessionalisierung in der frühkindlichen Bildung. Der Trend zeige eine Abkehr von hochqualifiziertem Personal, was laut Verdi dramatische Folgen für die Qualität der pädagogischen Arbeit habe.



Die Studienergebnisse für Niedersachsen sind deutlich: Während im Jahr 2017 noch in 39 Prozent aller Kita-Teams 82,5 Prozent und mehr der pädagogisch Tätigen einen einschlägigen Fachschulabschluss aufwiesen, fiel dieser Anteil bis 2024 auf nur noch 24 Prozent. Dieser Rückgang um 15 Prozentpunkte in sieben Jahren deutet auf eine massive Verschiebung in der Personalstruktur hin.

Klamme Kassen bei den Kommunen


Verdi sieht die Ursache für diese Entwicklung in der Finanznot vieler Kommunen. Um die gesetzlichen Betreuungsquoten zu erfüllen, griffen Kommunen vermehrt auf geringer qualifizierte Mitarbeitende zurück, anstatt ausgebildete Fachkräfte wie Erzieher und Sozialpädagogen zu beschäftigen. Dies erfülle die Quoten zwar nominell, gehe jedoch zulasten der pädagogischen Qualität.

Kritik am Niedersächsischen Kita-Gesetz


Katja Wingelewski von Verdi äußert scharfe Kritik an der Landespolitik und sieht eine direkte Verschärfung der Lage durch das neue Niedersächsische Kita-Gesetz (NKiTaG) von 2024. Dieses Gesetz ermögliche einen vermehrten Einsatz von nicht pädagogisch-qualifiziertem Personal und bestätige die Befürchtungen, dass die Unterschiede in der Betreuungsqualität zwischen den niedersächsischen Kommunen gravierend würden.

„Wir fordern seit langem nachhaltige Lösungen, um die Qualität der Kinderbetreuung in Niedersachsen zu sichern und gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen“, so Wingelewski. Konkret verlangt die Gewerkschaft eine Entlastung der Beschäftigten sowie eine umfassende Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive, um Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen. ver.di sieht hierbei nicht nur das Land Niedersachsen, sondern auch den Bund und die Kommunen in der Pflicht.

Komplexe Herausforderungen erfordern hohe Professionalität


Die Notwendigkeit einer hohen Qualifikation werde zusätzlich durch die zunehmend komplexen Herausforderungen im Kita-Alltag untermauert. Die Beschäftigten in der Kinder- und Jugendhilfe seien aufgrund multipler Krisenlagen in der Gesellschaft mehr denn je gefordert. Dies zeige sich auch in den Kitas, wo kindliches Verhalten ein hohes Maß an Professionalität erfordere.

Eine gemeinsame Studie von Verdi und der Hochschule Fulda belege, dass verletzendes Verhalten unter Kindern in verschiedenen Dimensionen auftrete. Das überforderte, oft nicht ausreichend qualifizierte Personal könne durch gezieltes pädagogisches Handeln immer weniger Situationen entschärfen oder gar nicht erst entstehen lassen. ver.di warnt daher eindringlich: Eine weitere Absenkung der Fachkraftquoten in Niedersachsen würde diese problematischen Entwicklungen nur noch verstärken.

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