So schützt man sich vor Keimen in Schwimmbädern und Badeseen

Beim Baden lauern verschiedene Keime, die Gesundheitsrisiken darstellen können.

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Symbolbild. | Foto: Matthias Kettling

Die Badesaison ist in vollem Gange und sowohl Schwimmbäder als auch die zahlreichen Badeseen der Region laden zu einer erfrischenden Abkühlung ein. Wie der NDR berichtete, hat als erstes Freibad in Niedersachsen das Friesenbad in Weener schon am 15. April geöffnet. Doch neben dem Vergnügen spielt die Hygiene eine entscheidende Rolle, um die Gesundheit der Badegäste zu schützen.



regionalHeute.de hat bei den zuständigen Experten vom Landkreis Wolfenbüttel nachgefragt, wie man sich effektiv vor Keimen und Krankheitserregern im Wasser und an den Beckenrändern schützen kann.

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Symbolfoto Foto: Anke Donner


Keimbelastung im Schwimmbad: Welche Risiken bestehen?


In Schwimmbädern könnten verschiedene Keime und Krankheitserreger vorkommen. Andree Wilhelm, Pressesprecher beim Landkreis Wolfenbüttel, erklärte auf Anfrage, dass einige dieser Erreger natürlicherweise im Wasser vorkommen könnten, wie beispielsweise Bakterien der Gattung Legionella, Pseudomonas aeruginosa oder Vibrionen.


Andere wiederum würden von außen eingebracht, etwa durch Badegäste selbst, wie beispielsweise Escherichia coli (E. coli). Auch Parasiten und Viren könnten im Schwimm- und Badebeckenwasser präsent sein. Die Verbreitung dieser Erreger könne über das Wasser selbst, über Oberflächen im Schwimmbad oder die Trinkwasserinstallation erfolgen.


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Symbolfoto Foto: Pixabay


Besonders kritische Bereiche im Schwimmbad, so Wilhelm, könnten dort auftreten, wo ein direkter Kontakt zwischen Körper und Oberflächen bestehe, also beispielsweise im Duschbereich oder beim Einstieg ins Becken. Allerdings betonte Wilhelm, dass bei normgerecht gebauten und betriebenen Bädern, in denen die Wasseraufbereitung und die Trinkwasserinstallation den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprächen und insbesondere die Durchströmung, Aufbereitung und Betriebskontrolle normgerecht erfolgten, von einer hygienisch einwandfreien Wasserbeschaffenheit ausgegangen werden könne. Tägliche Reinigungsmaßnahmen in den Bädern sowie individuelle Hygienemaßnahmen der Badegäste würden das Risiko einer möglichen Erkrankung ebenfalls maßgeblich verringern.


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Symbolfoto Foto: Anke Donner


Auch Erreger wie die Amöbe Naegleria fowleri, "hirnfressende Amöbe" genannt, die in seltenen Fällen schwere Infektionen verursacht, könnten theoretisch im Wasser vorkommen; in Deutschland sei bisher jedoch kein einziger Fall bekannt. Weltweit seien seit dem ersten bekannten Fall im Jahr 1937 in den USA lediglich 318 Fälle berichtet worden, wobei die meisten davon im Zusammenhang mit Naturgewässern stünden.


Um die Wasserqualität kontinuierlich zu überwachen, werde die Konzentration von Indikatorbakterien (E. coli) bestimmt, die auf das Vorhandensein von Krankheitserregern hinweisen könnten. Darüber hinaus würden ausgewählte potenziell relevante Krankheitserreger wie Pseudomonas aeruginosa und Legionella species untersucht. Die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik bei der Wasseraufbereitung und Desinfektion solle dauerhaft eine hygienisch einwandfreie Wasserbeschaffenheit gewährleisten.

Schutzmaßnahmen im Schwimmbad: Persönliche Hygiene ist gefragt


Badegäste selbst könnten durch einfache persönliche Hygienemaßnahmen maßgeblich zum Schutz ihrer Gesundheit und der anderer beitragen. Wilhelm listete hier einige besonders wichtige Punkte auf:

- Nicht mit offenen Wunden baden gehen.

- Das Schlucken oder die Aufnahme von Wasser in Mund und Nase vermeiden.

- Bei Krankheit oder einem geschwächten Immunsystem auf das Baden verzichten.

- Vor dem Baden duschen, um den Eintrag von Erregern ins Wasser zu verringern, und nach dem Baden duschen, um potenziell vorhandene Erreger abzuspülen.

- Badeschuhe in den Bereichen tragen, in denen man sich bewegt.

- Besonders wichtig sei es, nicht baden zu gehen, wenn man an einer Infektionskrankheit leide oder den Verdacht habe, erkrankt zu sein. Dies schütze sowohl die eigene Gesundheit als auch die der Mitmenschen.

Die Desinfektion des Schwimmbeckenwassers mit Chlor sei generell sehr wirksam, sofern sie entsprechend den Vorgaben der allgemein anerkannten Regeln der Technik angewendet werde. Bei der Desinfektion handle es sich um eine Abtötung oder Inaktivierung von Mikroorganismen durch oxidierende Desinfektionsmittel.

Gemäß der DIN 19643-1 (Stand der Technik) werde eine Keimtötung von Pseudomonas aeruginosa um vier Zehnerpotenzen innerhalb von 30 Sekunden zugrunde gelegt. Allerdings gäbe es Mikroorganismen, die resistenter sein könnten, wie beispielsweise Cryptosporidium oder manche Viren. Cryptosporidium sei ein Fäkalkeim, dessen Eintrag ins Badewasser verdeutliche, wie wichtig es sei, keinesfalls mit oder unmittelbar nach einer Magen-Darm-Erkrankung baden zu gehen.

Badeseen unter der Lupe: Natürliches Badevergnügen mit Vorsicht zu genießen


Beim Baden in natürlichen Gewässern wie Badeseen gelte es, einige zusätzliche Aspekte zu berücksichtigen. Weiter seien laut Wilhelm grundsätzlich nur überwachte EU-Badegewässer zu nutzen, deren Qualität regelmäßig im Badegewässer-Atlas Niedersachsen eingesehen werden könne. Nicht überwachte Badestellen und Gewässer sollten daher besser gemieden werden.

Zusätzlich könnten Badegäste den generellen Zustand einer Badestelle oder eines Gewässers anhand folgender Aspekte einschätzen:

- Gibt es tote Tiere im oder am Gewässer?

- Wurde oder wird das Gewässer von Tieren zum Baden genutzt?

- Existieren Anzeichen von Fäkalien (Kot von Vögeln, Hunden etc.), möglicherweise auch durch Einspülungen von Feldern (Gülle) oder aus Kläranlagen?

- Handelt es sich um ein stehendes Gewässer mit wenig Wasseraustausch und viel Biomasse (z.B. Blätter, Trübung)?

- Ist eine Algenblüte sichtbar (siehe Blaualgen)?