So viele Menschen sind in Niedersachsen von Armut bedroht

Das Landesamt für Statistik hat die sogenannte Armutsgefährdungsquote für 2023 veröffentlicht.

Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Niedersachsen. Die Armutsgefährdungsquote lag im Jahr 2023 in Niedersachsen bei 16,6 Prozent. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) in einer Pressemeldung mitteilt, waren damit circa 1,34 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen.



Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2023 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 1.231 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.585 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.600 Euro.

Jedes fünfte Kind gefährdet


Von den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren galten in Niedersachsen etwa ein Fünftel als armutsgefährdet (20,7 Prozent) und unter den jungen Erwachsenen zwischen 18 bis unter 25 Jahren etwa ein Viertel (23,6 Prozent). Die Armutsgefährdung im Alter ab 65 Jahren fiel mit 17,9 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich hoch aus, was auf die hohe Quote bei den Frauen im Seniorinnenalter (20,4 Prozent) zurückzuführen war (Männer: 14,9 Prozent). Ein deutlicher Unterschied zeigt sich weiterhin zwischen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit (13,0 Prozent) und denjenigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (42,2 Prozent).

Während die Armutsgefährdungsquote 2023 insgsesamt um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr (2022: 17,1 Prozent) zurückgegangen ist, verringerte sie sich bei Kindern und Jugendlichen um 1,7 Prozentpunkte und bei den jungen Erwachsenen bis unter 25 Jahren um 1,1 Prozentpunkte. Im Gegensatz dazu nahm die Armutsgefährdung im Alter ab 65 Jahren nicht ab (+0,1 Prozentpunkte). Bei Frauen in dieser Altersgruppe stieg die Quote um 0,6 Prozentpunkte, während sie bei den Männern um 0,5 Prozentpunkte gefallen ist. Ebenfalls zugenommen hat die Armutsgefährdung von Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (+1,7 Prozentpunkte), während sie bei den Deutschen niedriger ausfiel als im Vorjahr (-1,2 Prozentpunkte).

Alleinlebende besonders betroffen


Entscheidend für das Armutsrisiko ist auch die Haushaltskonstellation, in der Menschen leben. Einpersonenhaushalte wiesen 2023 demnach mit 28,6 Prozent eine mehr als dreimal so hohe Armutsgefährdungsquote auf wie Paare ohne Kinder (8,9 Prozent). Familienhaushalte von Paaren mit einem Kind waren mit 8,7 Prozent ebenso wie solche mit zwei Kindern (10,9 Prozent) deutlich seltener armutsgefährdet als diejenigen mit drei oder mehr Kindern mit 27,3 Prozent. Bei Alleinerziehendenhaushalten betrug die Armutsgefährdungsquote 41,7 Prozent.

Wichtige Einflussfaktoren für das Armutsrisiko sind zudem das Bildungsniveau und der Erwerbsstatus. Große Unterschiede lassen sich schließlich auch zwischen Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte feststellen. Ungeachtet der steigenden Einkommen und dem damit verbundenden Rückgang der Armutsgefährdungsquote müsse zur Bewertung der sozialen Lage auch die Ausgabenseite herangezogen werden, insbesondere vor dem Hintergrund erhöhter Inflationsraten. Entsprechende Daten zur sozialen und materiellen Entbehrung stehen aus der Erhebung EU-SILC Leben in Europa bereit.

Basis der Berechnung


Die Armutsgefährdungsquoten werden auf Basis des Mikrozensus im Auftrag der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder von IT.NRW (Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen) im Rahmen der Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik berechnet. Die wichtigsten Ergebnisse für die Länder, Großstädte und die verschiedenen Regionen stehen im Gemeinsamen Statistikportal der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

Die Gefährdungsquoten werden sowohl auf Basis der jeweiligen regionalen Gefährdungsschwellen als auch auf Basis des bundesweiten Durchschnitts berechnet. Beide Berechnungen ergänzen einander. Angaben auf Basis des regionalen Durchschnitts konzentrieren sich auf die Verteilung des Einkommens innerhalb einer Region. Berechnungen auf Basis des bundesweiten Durchschnitts blicken stärker auf die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern. Beide Berechnungen seien aber nicht frei von Verzerrungen, die sich durch regional unterschiedliche Preisniveaus und Mietkosten ergeben. Die an dieser Stelle genannten Zahlen beziehen sich auf Daten, die auf Basis der regionalen Durchschnittseinkommen und Gefährdungsschwellenwerte ermittelt wurden.


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