Braunschweig. Am Donnerstag trat André Schubert bei Eintracht Braunschweig die Nachfolge des entlassenen Henrik Pedersen an. Vor der ersten Übungseinheit am Nachmittag (15.30) stellte sich der 47-Jährige offiziell vor und den Fragen der Journalisten.
"Nicht der typische Drittligist"
Sebastian Ebel erweckt den Anschein, als sei ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen. Der Präsident von Eintracht Braunschweig beginnt seine Ausführungen dementsprechend: „Wir sind froh und dankbar, dass Sie hier sind“, so der 55-Jährige an den neuen Trainer André Schubert gewandt.
Vor einer Woche sei der erste Kontakt gewesen, seitdem habe man die Gespräche vertieft. „Ich glaube, wie haben jemanden gefunden, der aufgrund seiner Erfahrung und seiner Persönlichkeit und nicht zuletzt der Art, wie er Fußball spielen lässt, der Richtige ist“, so Ebel, der in der Pressekonferenz betont, dass man die Verpflichtung von Schubert nur mit Hilfe der Sponsoren stemmen konnte.
Für den neuen Cheftrainer der Löwen ist es dagegen keineswegs ungewöhnlich, den Schritt aus der Champions League – woer vor zwei Jahren mit Borussia Mönchengladbach noch gespielt hat – in die 3. Liga zu gehen. „Natürlich guckst du da erstmal. Tabellenletzter der 3. Liga - das ist 'ne Aufgabe“,so André Schubert und weiter: „Andererseits musst du aber auch sagen, dass Eintracht Braunschweig für mich nicht der typische Drittligist ist, sondern es ist ein Verein, der nicht nur eine große Tradition, sondern auch hervorragende Möglichkeiten hat.“ Ihm sei immer wichtig, „dass ich überzeugt bin von dem, was ich mache“, betont der 47-Jährige, der 2004 den Fußballlehrer als Jahresbester abschloss.
"Fans, die mit dem Herzen am Verein hängen, haben Angst vor der Situation. Das ist nachvollziehbar, hilft uns aber nicht. Was jetzt hilft ist, dass wir unsere Kräfte bündeln und uns darauf konzentrieren: Was können wir tun auf dem Platz? Was können die Fans tun? Deswegen kann ich auch alle nur bitten: Steht hinter der Mannschaft wie eine Eins! Feuert sie an und raunt nicht nach drei Fehlpässen." André Schubert
"Potential alleine bringt nichts"
Vorabhat Schubert auch Spiele der Löwen gesehen. Er habe eine Mannschaft gesehen, "die richtig guten Fußball spielen kann, die technisch ordentlich spielt und die über ein gutes Kombinationsspiel verfügt.“ Es gab aber auch Situationen, wo sie mit Widerständen konfrontiert wurde. "Ich glaube es sind einige Spieler dabei, die richtig, richtig großes Potential haben. Das sind richtig gute Jungs. Aber da kann ich nur sagen: Potential allein bringt nicht so wahnsinnig viel."
„Für viele junge Spieler ist es manchmal ‚Kicken für Geld‘. Einen Beruf zu haben und ‚Kicken für Geld‘ ist ein ganz großer Unterschied. Da werde ich versuchen, den jungen Spielern ein paar Dinge mit an die Hand zu geben. Die haben alle das Ziel am liebsten mal 1. Liga zu spielen. Wenn ich irgendwann mal 1. Liga spielen will, dann muss ich auch so arbeiten, dass ich da hin komme.“ André Schubert

Bei der offiziellen Vorstellung: Sebastian Ebel (li.) und der neue Trainer André Schubert. Foto: Frank Vollmer
Kennenlern-Training heute nachmittag
Am Mittwoch führte André Schubert bereitslange Gespräche mit dem Mannschaftsrat und dem Umfeld. In den nächsten Tagen will sich der neue Übungsleiter ein intensiveres Bild von seiner neuen Mannschaft verschaffen. Am heutigen Donnerstagnachmittag (15.30) steht die erste Einheit an.
„Glücklicherweise haben wir jetzt eine Länderspielpause, wo man sehr gut arbeiten kann“, kündigt Schubert an. Am Freitag und Samstag sollen je zwei Trainingseinheiten folgen. Er könne den Spielplan lesen: „Wir müssen intensiv arbeiten, damit wir schon bei 1860 München eine gute Leistung zeigen können.“ Für die ersten Tage ist der gebürtige Kasselaner froh, mit U19-Trainer Sascha Eickel – den er noch aus Paderborner Tagen kennt – einen alten Freund an der Seite stehen zu haben.
„Glücklicherweise muss ich nicht selbst spielen. Da würde ich mir um den Klassenerhalt mehr Sorgen machen.“ André Schubert
"Wahrscheinlichkeiten für den Erfolg vergrößern"
Fußball sei eine Wahrscheinlichkeits-Geschichte: „Wir wollen die Wahrscheinlichkeiten des Erfolgs vergrößern“, erklärt der neue Trainer. An allen Dingen, an denen man arbeiten könne, um den Erfolg wahrscheinlicher zu machen, wolle man auch arbeiten. „Ich kann Glück nicht versprechen. Glück kann man auch nicht erzwingen. Aber wir können sehr stark an den Wahrscheinlichkeiten arbeiten, den Erfolg zu vergrößern. Das werden wir tun“, kündigt er an.
Schon an seinem ersten Tag in Braunschweig hat André Schubert bemerkt, „dass in solchen Situationen wie jetzt alle Menschen im Verein Verantwortung spüren. Irgendwas ist schief gelaufen und es ist nie so, dass der Trainer der Einzige ist, der irgendwas falsch gemacht hat. Das ist nur die Stellschraube, an der man am einfachsten und am kurzfristigsten Drehen kann.“
"Wir müssen die nächsten Tage positiv angehen. Deshalb werden wir versuchen, mit den notwendigen Ernst, aber auch mit dem notwenigen Spaß und der notwendigen Gelassenheit das Training zu gestalten. Alles andere macht keinen Sinn." André Schubert
Ganzheitlicher Ansatz
SchubertsIdee vom Fußballistdabei von der Ausrichtung her eine ähnliche wie bei seinem Vorgänger Henrik Pedersen, was laut Ebel auch ein Grund für die Verpflichtung ist. "Ich bin auch Verfechter eines konstruktiven Fußballspiels", erklärt er. Insgesamt sei der Fußball ein sehr komplexer Sport: "Es sind ein hohe Anzahl von Spielern auf einem relativ großen Feld und es gibt viele Möglichkeiten im technischen, taktischen, physischen Bereich. Es macht keinen Sinn, irgendeinen Teilbereich maximal zu trainieren. Dann heißt es nicht, dass es insgesamt besser wird, sondern du musst die optimale Abstimmung finden aller Teilbereiche und gleichzeitig auch berücksichtigen, dass es eine Mannschaft ist. Dass es Menschen sind mit Stärken und Schwächen", erklärt André Schubert seinen ganzheitlichen Ansatz.
"Die große Kunst ist, das so zusammenzubringen, dass man möglichst Erfolg hat und das ist meine Betrachtungsweise, alle Komponenten aufeinander abzustimmen." Das wiederum sei aber nichts besonderes, weil das alle Trainer so machen würden, die akribisch arbeiten. "Ich versuche das auf meine Weise auf dem Platz umzusetzen", so Schubert.

Ganzheitlicher Ansatz: "Es macht keinen Sinn, irgendeinen Teilbereich maximal zu trainieren." Foto:
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