Angst und Schrecken in Liga 3: Das hier ist Fledermausland!

Marco Antwerpen und Peter Vollmann müssen sich dieser Tage manchmal fühlen wie Johnny Depp und sein Anwalt Benicio del Toro aus Fear and Loathing in Las Vegas.

Ein Kommentar von Frank Vollmer

Marco Antwerpen und Peter Vollmann müssen sich derzeit manchmal fühlen wie Johnny Depp und sein Anwalt Benicio del Toro aus Fear and Loathing in Las Vegas.
Marco Antwerpen und Peter Vollmann müssen sich derzeit manchmal fühlen wie Johnny Depp und sein Anwalt Benicio del Toro aus Fear and Loathing in Las Vegas. | Foto: Grafik: Frank Vollmer

Braunschweig. Eintracht-Coach Marco Antwerpen und Sportdirektor Peter Vollmann müssen sich derzeit manchmal vorkommen wie der Journalist Raoul Duke (Johnny Depp) und sein Anwalt Dr. Gonzo (Benicio del Toro) in Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“ von 1998. Ein Gleichnis, das zum Glück nicht in allen Aspekten übereinstimmt.

„Wir können hier nicht anhalten. Das ist Fledermausland.“


Die 3. Liga dreht derzeit richtig am Rad! Sie rollt mit Karacho auf den Abgrund zu. Was sie sich in den vergangenen Jahren mühsam an Anerkennung und sportlichem Image aufgebaut hat, wirft sie derzeit mit vollen Händen in den Sand. „Das Format 3. Liga ist gut, hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und besitzt inzwischen eine bundesweite Präsenz. Durch den Streit wird das alles aufs Spiel gesetzt“, analysierte Peter Vollmann heute in der 'BZ' treffend. Er und Marco Antwerpen müssen sich dieser Tage manchmal fühlen wie der Journalist Raoul Duke (Johnny Depp) und sein Anwalt Dr. Gonzo (Benicio del Toro) in Terry Gilliams Film „Fear and Loathing in Las Vegas“ von 1998.

Die überzogene Dialektik dieses Films passt zur skurrilen Lage der Eintracht wie die sprichwörtlich Gonzo-Faust aufs Auge: Auf einer halsbrecherischen Achterbahnfahrt ins staubtrockene Nirgendwo der Wüste von Nevada glitzern in der Ferne die flackernd bunten Lichter einer verheißungsvollen Scheinwelt. Sie verspricht in unserem Fall ein Saisonfinale auf saftig grünem Rasen. In Wirklichkeit birgt sie Wahnsinn, Angst und Schrecken.

Genau dahin schlittert die 3. Liga derzeit mit Vollgas. „Als dein Anwalt rate ich dir, mit Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Es wäre ein Wunder, wenn wir ankämen, bevor du dich in ein wildes Tier verwandelst“, sagt Dr. Gonzo im Film. Und wieder passt das Bild! Wie im kollektiven Drogenrauch aus Gilliams Meisterwerk von 1998 geraten alle bis hierhin geltenden Konventionen ins Wanken. Wie im Film rückt der Sport in den Hintergrund: Duke und sein Anwalt sind eigentlich nach Nevada gekommen, um über ein Motorradrennen in der Wüste zu berichten. Ein Job, der genauso zur Nebensache gerät, wie der von Antwerpen und Vollmann in den Mühlen des ausufernden Interessenkonfliktes der Drittliga-Klubs.

Doch sind es anders als in Gilliams surrealem Drogentripp nicht unsere Protagonisten, die das Gefüge ins Wanken bringen. Angenehm zurückhaltend und mit einer nüchternen Position sehen sich Vollmann, Antwerpen und die Eintracht der kollektiven Unvernunft ausgesetzt. Öl ins Feuer gießen andere, stellvertretend sei hier Mannheims Geschäftsführer Markus Kompp genannt oder die 25 Regionalliga-Klubs, die mit aller Macht in die 3. Liga streben. Eine zweigleisige 3. Liga mit 38 Vereinen? „Ist die Wüste nicht schon trocken genug?“, möchte man den Verfechtern von derartigem Nonsens ins Gesicht schreien.

Dieser und andere hanebüche Vorschläge für den außerordentlichen Bundestag des DFB am 25. Mai lassen eines Vermissen: Den guten Rat eines echten Anwaltes! „Tritt die Bremse, bevor du dich wirklich in ein wildes Tier verwandelst!“, würde der allen Streithähnen wohl raten. Und wo im Film wie durch ein Wunder (oder besser pure Ignoranz) am Ende alles irgendwie doch noch glimpflig ausgeht, befürchtet man für die 3. Liga das Schlimmste auf dem Weg, den sie eingeschlagen hat.
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Dies ist ein Kommentar von Frank Vollmer. Die Meinung des Autors entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redaktion.

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