Braunlage/Goslar. Viele Tore, kleine Prügeleinlagen, Schiedsrichter auf der Strafbank und ganz viel Abschied sollten das Benefizspiel der Harzer Falken gegen die Braunlager Jungs prägen und zu einer runden Angelegenheit machen. Es berichtet Steffen Heister.
Pyszynski und Bannach auffälligste Akteure
Dabei trat das spielerische und vor allem das Ergebnis bei den rund 150 Fans vollkommen in den Hintergrund. Lange konnten die Braunlager Jungs mithalten und zwischenzeitlich sogar in Führung gehen, doch vor allem ein Falke hatte entscheidende Argumente gegen eine Niederlage. Kurzerhand in den Sturm befördert und mit einem signalroten Jofa-Helm versehen, den er wahrscheinlich vor dem Spiel im Braunlager Heimatmuseum entwendet hatte, fiel Fabian Pyszynski nicht nur optisch und aufgrundder ungewohnten Position auf.
In unnachahmlicher Topscorermanier erzielte er 4 bis 5 Tore bei dem 9:5-Sieg der Falken. Da die Getränke auf Spieler- als auch Strafbank an diesem Abend nur sehr bedingt isotonischen Charakter hatten, konnte die genaue Anzahl keiner mehr so richtig rekapitulieren. Aber definitiv war Pyszynski der auffälligste Akteur der anwesenden Kufencracks, natürlich neben Schlussmann Tobias Bannach, der bei einigen Szenen nochmal bewies, was in ihm steckt und diverse Hundertprozenter sicher und teilweise spektakulär entschärfte. Damithatte sich Tobi das Präsentkörbchen, welches er inmitten des Spieles erhielt, wahrlich verdient.

Tobias Bannach beendet am Freitag seine Eishockey-Karriere. Foto: Harzer Falken
Auch Semen Hildebrandt wurde verabschiedet
Nicht nur Tobias Bannach sollte an diesem Abend verabschiedet werden. Die Konzentration zukünftig ganz auf Familie und Beruf ausrichten wird auch Verteidiger Semen Hildebrand, der gemeinsam mit seiner Frau, seinem Kind und seinem Vater angereist war, um noch einmal die besondere Atmosphäre des Wurmbergstadions zu genießen. In seinen drei Spielzeiten erzielte der 29-Jährige in 109 Spielen 44 Scorerpunkte (13 Tore und 31 Torvorlagen) und trug wesentlich dazu bei, die hinteren Reihen der Falken zu schließen und den Puck mit starker Technik und enormer Schnelligkeit nach vorne zu tragen. Doch auch bei Semen wurde der Spagat zwischen Beruf und Eishockey immer schwieriger – von der Familie, die an den Wochenenden auf ihren Papa verzichten musste, mal ganz zu schweigen. Semen das Eishockey zwar vermissen, freut sich aber schon ganz besonders darauf mehr Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn zu verbringen.
Gregor Brodnicki beendet nach 30 Jahren seine Schiedsrichterkarriere
Da war noch einer auf dem Eis, dem nicht nur die Harzer Falken, sondern auch die anderen Teams aus der Oberliga und den anderen Ligen nachtrauern werden. Denn die Harzer Falken hatten die Ehre, gleichzeitig auch das Abschiedsspiel für Gregor Brodnicki ausrichten zu dürfen. Der Schiedsrichter aus Wolfsburg hängt nach nunmehr 30 Jahren die Pfeife an den berühmten Nagel. Dieses Spiel war für Brodnicki eine Art Zeitreise, denn was in Braunlage mit den Harzer Falken endete, begann vor gut 30 Jahren auch in Braunlage.
So kam es nach dem Spiel zu sehr ungewöhnlichen Szenen als die Spieler beider Mannschaften sich nicht nur gegenseitig verabschiedeten, sondern sich auch mit den drei Schiedsrichtern in den Armen lagen. Brodnicki hatte sich über die Jahre einen sehr guten Ruf bei Spielern und Trainern erarbeitet, da er einer war, der Spiele laufen ließ, gesunde Härte ungeahndet tolerierte und sich nie zum Hauptakteur auf dem Eis aufspielte. Konsequent fuhr er seine Linie und bereits vor dem Spiel konnten sich beide Teams verlässlich darauf einstellen, welche Spielleitung sie erwarten würde.
Eine nicht ganz so ernst zu nehmende Partie
So sollte es auch in dem Benefizspiel kommen. Die Schlägerei zwischen den beiden „Hightowers“ Dylan Quaile und Thomas Kühne wurden mit einer kurzen Trinkpause auf der Strafbank geahndet. Der Ausflug von Mario D'Antuono zur Prügelei ins gegnerische Drittel musste Brodnicki irgendwie übersehen haben. Doch konsequent schickte er seinen Linesman auf die Strafbank, als dieser ein Abseits pfiff, dass Brodnicki so gar nicht nachvollziehen konnte. Aktionen, die die Fans mit Gesängen und viel Applaus honorierten.
Schlussendlich kam dann aber auch der Benefizcharakter des Spieles nicht zu kurz. Denn stolze 1.150 Euro konnten Geschäftsführer Klaus Waibel und Teammanager Devid Wilde an die Vertreter des Braunlager Kindergartens übergeben. Ein warmer Regen für die Kleinen, der nach dem Spiel durch diverse kalte Bierduschen für die Großen abgelöst wurde.