Die Willkommenskultur blieb auf der Strecke

von Frank Vollmer


750 Eintracht-Fans brauchten in Osnabrück viel Geduld. Foto: Bernhard Grimm
750 Eintracht-Fans brauchten in Osnabrück viel Geduld. Foto: Bernhard Grimm

Braunschweig/Osnabrück. Im Gespräch mit regionalSport.de kritisiert Eintracht Braunschweigs Fanbeauftragter Erik Lieberknecht die Behandlung der Löwen-Fans bei der An- und Abreise nach Osnabrück und regt an, diese zukünftig zu überdenken.

„Hat mit Willkommenskultur nichts zu tun!“


„Aus Sicht der Bundespolizei sind wir mit dem Einsatzverlauf zufrieden“, fasste Bundespolizei-Einsatzleiter Michael Fickers in einer Pressemitteilung am Sonntagnachmittag zusammen. Alles sei ruhig geblieben und das Konzept der strikten Fantrennung sei aufgegangen (wir berichteten).

Das wird auf Nachfrage unserer Redaktion von Eintracht Braunschweig zwar bestätigt, trotzdem ist man dort mit den Abläufen am Spieltag alles andere als zufrieden: „Die Kommunikationsbereitschaft der Polizei mit uns war gut“, beginnt Erik Lieberknecht seine Ausführungen positiv, ergänzt dannjedoch: „Das Konzept der Stauung und Schleusung war in seiner Durchführung unzulänglich!“ So habe es bei sommerlichen Temperaturen am Bahnhof weder bei der An- noch der Rückreise für die etwa 750 bahnreisenden Fans die Möglichkeit zur Versorgung mit Essen und vor allem Getränken gegeben.

Die Wartenden mussten teilweise eine Dreiviertelstunde dort zusammengepfercht stehen, bis sie die Shuttle-Möglichkeit nutzen konnten“, erklärt Lieberknecht. So sei es nach Aussage des Fanbeauftragten vereinzelt zu Kreislaufproblemen gekommen.

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Auch vor dem Stadion wurde die Geduld der Fans auf die Probe gestellt. Foto:


"Viel zu wenig Platz für viel zu viele Fans"


Ein großes Problem sei die Schleusung am Bahnhof gewesen, wo es „durch Absperrgitter zu einer extremen Verengung am einzigen Durchlass kam“, wie Lieberknecht am Tag nach dem Spiel berichtet. Quetschungen und Schürfwunden seien die Folge gewesen. „Dort war viel zu wenig Platz für zu viele Fans“,erklärt Lieberknecht, der ein ähnliches Problem auch beim Einlass am Stadion an der Bremer Brücke moniert, wo der Sicherheitsdienst den Wartenden Toilettengänge untersagte.

„Ein paar Damen wurden dann doch auf die Toilette gelassen, aber insgesamt war auch hier die Stauung extrem und es kam zu Quetschungen, weil viele Fans, die befürchteten, nicht rechtzeitig zum Anpfiff im Stadion zu sein, von hinten drückten.“, betont Lieberknecht.

Nach dem Spiel wiederholte sich das gleiche Problem wie bei der Ankunft: „Auch hier war am Bahnhof keine Versorgung möglich. Man konnte weder Essen oder Trinken kaufen und es kam erneut zu einigen kreislaufbedingten Ausfällen auf der Rückfahrt.“

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Das Konzept sei in seiner Durchführung zu überdenken. Foto: Bernhard Grimm


Kein gutes Fazit und Anregungen


„Das polizeiliche Konzept einer strikten Fantrennung ist bei einem Spiel wie diesem, welches von der Polizei als Risikospiel eingestuft wird, sicherlich absolut verständlich. Trotzdem hat das verantwortliche Netzwerk aus Polizei, Verein und der Stadt dafür zu sorgen, dass die Belange der Menschen, die als Anhänger des Gastvereins nach Osnabrück reisen, sich dort willkommen geheißen fühlen“, fordertder Fanbeauftragte.

So beschwerte sich eine Frau mit den Worten, das alles hätte den Charakter eines Viehtriebs. "Das hatte mit Willkommenskultur von Gästefans im Fußball wenig zu tun“, lautet Lieberknechts hartes Fazit.

Wenn demnächst wieder ein Verein nach Osnabrück kommt, der sehr viele Fans mitbringt, rät Lieberknecht der Polizei, das Konzept zu überdenken und im Sinne einer positiven Willkommenskultur anzupassen. Ein Gespräch mit dem Ziel des Austauschs und zur Erörterung von Alternativmöglichkeiten hat er angeboten.

Laut Erik Lieberknecht muss es selbstverständlich sein, dass sich gerade bei sommerlichen Temperaturen die Gästefans am Bahnhof mit Getränken versorgen können und Möglichkeiten bereitgestellt werden, die es vor allem weiblichen Anhängern ermöglichen, auf die Toilette zu gehen.

Lieberknecht spricht in diesem Zusammenhang auch allen Eintracht-Fans seinen Dank dafür aus, dass Sie trotz der Umstände Ruhe und Besonnenheit bewahrt hätten.

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Erik Lieberknecht (li.) und sein Kollege Nils Burgdorf sind die Fanbeauftragten von Eintracht Braunschweig. Foto: Frank Vollmer/Archiv


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