Timmendorf/Salzgitter. Keine Ruhe beim EHC Timmendorfer Strand 06! Nachdem der Verein von der Ostsee aus finanziellen Gründen nicht für die Oberliga melden konnte, wollte man in der kommenden Saison in der Regionalliga antreten, unter anderem als Gegner der TAG Salzgitter Icefighters. Nach mehreren Rettungsmaßnahmen muss der Verein nun doch in die Insolvenz.
Betrugsvorwürfe gegen Vorsitzenden
Die jüngste Geschichte der "Strandjungs" liest sich fast wie ein Krimi. Nachdem der Verein Anfang Juni bekannt gab, in eine finanzielle Schieflage geraten zu sein (wir berichteten) und die Meldung für die Oberliga Nord zurück zog, schien rund vier später ein Licht am Ende des Tunnels. Die Finanzen seien wieder unter Kontrolle und ein Spielbetrieb in der Regionalliga Nord wäre gewährleistet, hieß es seitens der Verantwortlichen. Per Crowdfunding wollte sich der Klub stabilisieren (wir berichteten) – doch nun kam der Paukenschlag.Im Fokus der Situation um den EHCT stehtder ehemalige 1. Vorsitzende Dennis Sauerbrei. Dieser trat vor rund zehnWochen von seinem Amt zurück, nachdem der Hauptsponsor Betrugsvorwürfe in den Raum stellte. In der Folgewurde Anzeige gegen Sauerbrei gestellt, der sich laut Aussage von Timmendorfs Pressesprecher Marcel Garbusinski nicht zum ersten Mal derartigen Vorwürfen stellen musste.
Crowdfunding gescheitert
Fieberhaft arbeitete man in den vergangenen Wochen daran, einen Überblick über die finanzielle Lage zu bekommen, die in erster Linie Sauerbrei verursacht haben soll. Dies gelang – vermeintlich. "Wir konnten mittlerweile rund die Hälfte der Schulden begleichen. Dabei halfen uns private Sponsoren und auch einige Gläubiger verzichteten auf ihre Forderungen", berichtete Garbusinski Anfang Juli gegenüber regionalSport.de. Dieser wollte miteiner Crowdfunding-Aktion denKlubwieder auf "gesunde Beine stellen". Zwar wurde der Zielbetrag in Höhe von 80.000 Euro deutlich verpasst, der Spielbetrieb und die Zukunft des Vereins schien jedoch nicht weiter gefährdet.
Weitere Mahnungen aufgetaucht
In dieser Woche erfolgte allerdings die bittere Ernüchterung. Nachdem ursprünglich ein Schuldenberg von insgesamt rund 280.000 Euro drohte, konnte das Minus auf rund 65.000 Euro heruntergefahren werden. "Das hätten wir über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren stemmen können, mit den Gläubigern waren ja Ratenzahlungen vereinbart", sagte der Pressesprecher. Doch nun zeigte sich, dass die Verbindlichkeiten weit höher liegen als bislang bekannt. "Wir haben neue Rechnungen und Mahnungen erhalten, von denen keiner etwas wusste. Nun sind wir wieder bei ungefähr 110.000 Euro Schulden – und wir wissen nicht, ob noch mehr böse Überraschungen folgen!" Dabei soll es unter anderem um nicht bezahlte Spielerwohnungen gehen, die Sauerbrei allem Anschein nach angemietet haben soll. Des Weiteren sollen Gerichtsverhandlungen stattgefunden haben, von denen nur der 1. Vorsitzende wusste, selbst jedoch nicht anwesend war. "Sowas verliert man dann natürlich, wenn keiner da ist und wir wussten von nichts."
Insolvenz und Neugründung
Damit steht der Verein unmittelbar vor dem Aus, eine Insolvenz sei unvermeidbar. Doch aufgeben wollen Garbusinski und seine Mitkämpfer nicht. Um ihn herum haben sich 15 Leute, bestehend aus aktiven Mitgliedern und Helfern, zusammengefunden, die noch in dieser Woche einen neuen Verein gründen möchten. Dabei sollen Offenheit und Transparenz im Vordergrund stehen. Wenn das funktioniert, starten die ehemaligen Strandjungs ganz unten in der Landesliga. Personell sollte es dabei keine Probleme geben, denn "wir haben ja noch unsere 1b. Mit dem Großteil dieser Mannschaft und einigen Spielern aus unserer Ersten, sollten wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen können", sagte Garbusinski abschließend.
"Es ist traurig"
"Es ist traurig, dass es nun wieder ein Team erwischt hat, und vor allem, dass in der Regionalliga nun eine Mannschaft fehlt", sagte Icefighters-Coach Radek Vit zu der Situation. An einer Lösung, wie der Spielplan in Deutschlands vierthöchster Spielklasse aussehen wird, arbeite man. "An sinnvollsten wäre wahrscheinlich eine Doppelrunde, denn einen Nachrücker aus der Verbandsliga wird es nicht geben."