Braunschweig. Im dritten Teil der Serie berichtet Christian Flüthmann, warum er im Herbst 2018 zurück nach Deutschland zu Eintracht Braunschweig wechselte, obwohl Norwich City auf dem besten Weg in die Premier League war, während sein neuer Verein für jeden Trainer ein Himmelfahrtskommando war.
Ein Himmelfahrtskommando für jeden Trainer
Am 16. November 2018 wurde Christian Flüthmann an der Hamburger Straße als Co-Trainer vorgestellt. Mitte Oktober hatte André Schubert den strauchelnden Traditionsverein vom glücklosen Dänen Henrik Pedersen übernommen. Mit nur acht Punkten nach elf Spielen und abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz liegend, drohte den Niedersachsen der Supergau. Um den Abstieg in die Regionalliga und in die fußballerische Bedeutungslosigkeit zu vermeiden, war eine Aufholjagd von historischen Ausmaßen vonnöten. Die Eintracht, sie war weiß Gott keine schöne Braut in diesen Tagen und ein Himmelfahrtskommando für jeden Trainer.
Christian Flüthmann kam trotzdem. „Bei so einem Traditionsverein musste ich nicht lange überlegen, als die Anfrage von André Schubert kam“, erklärte er seinerzeit. Auch wollte er die in England gesammelten Erfahrungen und Eindrücke bei den Löwen mit einbringen „und in dieser schwierigen Phase helfen.“
Zusammen mit seinem neuen Assistenztrainer Flüthmann und dem Löwen-Urgestein Markus Unger drehte Schubert den Kader in der Winterpause auf links. So wurde unter anderem Routinier Bernd Nehrig vom FC St. Pauli losgeeist, Marc Pfitzner schon kurz zuvor aus der 2. Mannschaft reaktiviert und Ex-Löwe Marcel Bär aus Aalen verpflichtet. Der Erfolg stellte sich allmählich ein und wurde zur Serie. Die acht Punkte Rückstand, die es zum Ende der Hinserie zum rettenden Ufer waren, schrumpften von Spieltag zu Spieltag. Das Ziel Klassenerhalt wurde greifbarer.

Als Co-Trainer von André Schubert an die Oker gewechselt. Foto: Agentur Hübner
Das Wunder von Braunschweig
Die Rettung am letzten Spieltag gegen Energie Cottbus kam dennoch einem Wunder gleich. Dank des 1:1 gegen Energie Cottbus und einem erzielten Treffer mehr in der Gesamtbilanz retteten sich die Löwen. Die historische Aufholjagd hatte Körner gekostet und kurioserweise war Cheftrainer Schubert gleichwohl Retter als auch Zweifelnder. Als der 48-Jährige am 16. Juni 2019, zwei Tage vor dem Trainingsstart, zu Holstein Kiel wechselte, war man an der Hamburger Straße darauf vorbereitet. Einen Tag später wurde Christian Flüthmann als neuer Cheftrainer des Deutschen Meisters von 1967 präsentiert. Mit ihm kam auch Peter Vollmann als neuer Sportdirektor.
„In den vergangenen Monaten habe ich die Eintracht als tollen Club mit einem großen Zusammenhalt und viel Potenzial kennengelernt, der Verein mit den Menschen hier ist mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen“, sagte der neue Chef seinerzeit. Mit dem Klassenerhalt habe man dabei einen wichtigen Grundstein für die Zukunft gelegt und in den vergangenen Wochen besonders im Bereich der Kaderplanung viele Dinge angeschoben.

Letzter Akt zur Rettung: das 1:1 gegen Cottbus. Foto: Agentur Hübner
Drei Jahre zu früh Cheftrainer
Knaller-Zugänge wie Nick Proschwitz und Martin Kobylanski ließen in der Tat aufhorchen. Die Eintracht galt, auch aufgrund der tollen Rückrunde, als einer der Favoriten für die neue Drittliga-Saison. Etwas Skepsis herrschte wegen ihres jungen Trainers, den viele als unbeschriebenes Blatt noch immer nicht wirklich einschätzen konnten.
Dabei war Christian Flüthmann mehr als bereit für die neue Aufgabe. Von der Pike auf hatte er alle Stationen eines Trainers durchlaufen, angefangen in der Jugend. „Mein Ziel war es, als Cheftrainer im bezahlten Fußball zu agieren, bis ich 40 Jahre alt bin“, verrät Flüthmann in unserer Runde. Drei Jahre früher als erwartet hat er dieses hohe Ziel bereits erreicht.
Was denn sein neues Ziel sei, frage ich ihn. „Da bin ich noch gar nicht zu gekommen“, schmunzelt der Löwencoach. „Da können wir gern zu einem späteren Zeitpunkt nochmal drüber sprechen.“

Cheftrainer mit 37 Jahren: Christian Flüthmann (Mitte) bei seiner "Beförderung" mit Sportdirektor Peter Vollmann (li.) und AufsichtsratsmitgliedTobias Rau (re.). Foto: Agentur Hübner
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Lesen Sie morgen im vierten und letzten Teil unserer Serie, wie Christian Flüthmann mit Eintracht Braunschweig furios in die 3. Liga startete und was 24 Prinzipien damit zu tun haben.
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