Gestern Eintracht, heute: Marjan Petkovic, der Fels in der Brandung

Teil 8 unserer Serie über ehemalige Fußballhelden von Eintracht Braunschweig.

von Henrik Stadnischenko


Hatte seine beste Zeit bei Eintracht Braunschweig: Marjan Petkovic
Hatte seine beste Zeit bei Eintracht Braunschweig: Marjan Petkovic | Foto: imago/Ulmer

Braunschweig. Es gibt einige Stimmen die behaupten, mit Marjan Petkovic als Stammtorhüter wäre die Eintracht in der Saison 2013/2014 nicht aus der Bundesliga abgestiegen. Ob das wirklich so passiert wäre, weiß niemand. Was man aber weiß ist, dass „Petko“ immer mit Herzblut für die Braunschweiger gespielt hat und die Löwen auch weiterhin verfolgt.

"Der Fußball lässt mich nicht los!"


Auch fünf Jahre nach seinem Abschied aus Braunschweig verbindet Marjan Petkovic noch viel mit der Stadt, in der er und seine Familie sechs Jahre lebten: „Sportlich wie privat war die Zeit bei der Eintracht sehr intensiv. Eintracht Braunschweig ist gelebte Tradition pur. Meine jüngste Tochter wurde hier geboren, wir haben noch viele Freunde in der Stadt und kehren, wenn es die Zeit zulässt, gerne nach Braunschweig zurück“, erklärt Petkovic.

Die freie Zeit ist momentan sehr knapp bei ihm, schließlich ist er seit dieser Spielzeit beim Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden als Torwarttrainer angestellt. Nach seinem Abschied aus Braunschweig stand nach einiger Zeit fest, dass er seine aktive Karriere beenden würde, denn trotz Probetrainings beim SV Darmstadt 98 und der Zweitvertretung des VfB Stuttgart wollte das richtige Angebot nicht mehr kommen.

So konzentrierte er sich erstmal zusammen mit seiner Frau auf sein zweites Standbein. Als Pensionsbesitzer der „Krone Sternfelds“. Um nebenbei seiner neuen Berufung als Torwarttrainer in der Jugendakademie der TSG 1899 Hoffenheim nachgehen zu können: „Leider oder zum Glück lässt mich der Fußball nicht los. Unsere Pension gibt es immer noch und wird von meiner Frau geführt. Dennoch fühle ich mich im Fußball am wohlsten. Ich habe jetzt einige Jahre im Jugendbereich der TSG 1899 Hoffenheim gearbeitet, um alle Feinheiten als Torwarttrainer zu lernen. Der Schritt nach Wiesbaden war bewusst gewählt. Zum einen bin ich nicht weit entfernt von meiner Familie, zum anderen habe ich hier die Möglichkeit, als Torwarttrainer den nächsten Schritt gehen zu können“, erklärt der 40-Jährige, der diese Spielzeit unter Umständen sogar ein Comeback hätte feiern müssen.

Party nach jeder Partie, so wie hier nach dem Spiel gegen Cottbus im Mai 2013. Benjamin Kessel (li.) ist heute noch dabei.
Party nach jeder Partie, so wie hier nach dem Spiel gegen Cottbus im Mai 2013. Benjamin Kessel (li.) ist heute noch dabei. Foto: imago/Schroedter


„Schatzi schenk mir ein Foto!“


Zwei Mal nahm „Petko“ aufgrund einer Verletzungsmisere der etatmäßigen SVW-Torhüter auf der Bank Platz. In einem Freundschaftsspiel stand er sogar auf dem Feld: „Ich stehe zwar noch ganz gut im Saft, habe mich aber nicht unbedingt auf ein Comeback gefreut. Zumal heutzutage keiner mehr mein Können sehen will“, erklärt er mit einem Schmunzeln. Vor einigen Jahren sah dies noch ganz anders aus. Da wurde „Petko“ von den Eintracht-Fans als Publikumsliebling gefeiert, für den die Erinnerungen wieder sehr präsent werden, wenn er einen besonderen Song hört: „Es reichen fünf Sekunden von Mickies Krauses, 'Schatzi schenk mir ein Foto', und ich kann jede Zeile mitsingen. Als Aktiver nimmst du viele Dinge nicht bewusst war, weil die Zeit rennt und du dich von Spiel zu Spiel arbeitest und fokussieren musst. Dennoch bleiben die besonderen und schönen Momente immer in meinem Gedächtnis. Vor allem bin ich dankbar für überragenden Situationen, die ich mit der Mannschaft und dem Verein erleben durfte“, erklärt Petkovic, für den der Aufstieg in die Bundesliga das absolute Highlight war.

Ruhepol: 2013 vom Comickünstler Toni Greis für das abseits°-Magazin illustriert.
Ruhepol: 2013 vom Comickünstler Toni Greis für das abseits°-Magazin illustriert. Foto: Toni Greis


"Entscheidender Punkt waren die fantastischen Fans!"


„Ich glaube den Aufstieg haben wir nur geschafft, weil wir ein eingeschworener Haufen waren. Wir haben uns auch privat sehr gut verstanden und als Mannschaft viele Dinge zusammen erlebt. Ein weiterer entscheidender Punkt für den Aufstieg waren die fantastischen Fans. Wir wurden regelrecht vom Anhang getragen. In der Stadt und vor allem bei den Heimspielen war eine grandiose Stimmung, die Begeisterung konnte man regelrecht fühlen. Diese Kombination war das Rezept für den Erfolg“, erinnert sich Petkovic.

Doch dieses Erfolgsrezept sollte in der Bundesligasaison 2013/2014 nicht so ganz aufgehen. Am Ende stand der direkte Abstieg fest. „Ich glaube, die einzig realistische Chance den Klassenerhalt zu schaffen war, dass wir über den Teamgedanken gekommen wären. Leider muss man sich eingestehen, das andere Mannschaften qualitativ besser besetzt waren als unser Kader. Zum Saisonende hat uns die letzte Überzeugung gefehlt. Wenn im Kopf schon ein leichter Zweifel mitfliegt, kriegt man nicht die Einhundert Prozent auf den Platz. Dennoch bleiben bei mir die positiven Momente im Hinterkopf. Es hat wahrscheinlich keiner in Braunschweig damit gerechnet, dass die Eintracht jemals wieder in der Bundesliga spielen würde“, so der ehemalige Torhüter, der in der Bundesligasaison den Status als Stammkeeper einbüßen musste.

In Braunschweig war Petkovic so oft wie möglich bei den Phantoms, heute Basketball Löwen, zu Gast. Hier bei einer Spaß-Session mit Branko Jorovic.
In Braunschweig war Petkovic so oft wie möglich bei den Phantoms, heute Basketball Löwen, zu Gast. Hier bei einer Spaß-Session mit Branko Jorovic. Foto: Agentur Hübner/Archiv


"Torwart-Rotation war rückblickend ein Fehler"


„Aus heutiger Sicht würde ich sagen, es war ein Fehler, gleich zu Saisonbeginn eine Rotation auf der Torwartposition durchgeführt zu haben. Mit Daniel Davari hatte ich ein kollegiales Verhältnis. Dass wir nicht die besten Freunde werden war klar. Dies hat die Torwartposition so an sich. In den Partien, in denen ich spielen durfte, habe ich die volle Unterstützung der Fans gespürt, für die ich heute immer noch dankbar bin. Mir war es immer wichtig, alles zu geben, für den Verein zu leben und deren Werte auf dem Platz zu vertreten“, macht der 40-Jährige deutlich, der nicht nur den Ruf als Führungspersönlichkeit innerhalb des Teams genoss, sondern auch den Ruf als größter Sparfuchs.

So wird heute noch gemunkelt, Petkovic wusste immer, wenn es irgendwo etwas umsonst gab oder er Prozente einsparen konnte. „Da kommt leider der Schwabe in mir durch, wobei so schlimm war es nicht. Wenngleich jeder andere wahrscheinlich die Prozente oder Ermäßigungen auch mitgenommen hätte. Und wenn es etwas umsonst gab, warum soll man dann Nein sagen?“, fragt die ehemalige Nummer 1 lachend, der mit seinem Nachfolger im Eintracht-Tor Jasmin Fejzic sehr zufrieden ist: „Ich finde, als Eintracht-Torhüter sollte man immer eine Persönlichkeit sein. Dies war bei Rafal Gikiewitz so und das ist jetzt bei Jasmin Fejzic ebenfalls der Fall. Fejzic strahlt eine Ruhe aus, hat eine gute Präsenz auf dem Platz und passt vor allem sehr gut zur Eintracht.“ Eine Rückkehr von Petkovic zur Eintracht könnte in naher Zukunft theoretisch möglich sein, denn sein Vertrag in Wiesbaden läuft im Sommer aus, ähnlich wie der des jetzigen Torwarttrainers des BTSV Ronny Teuber.

Aktuell Torwarttrainer beim SV Wehen Wiesbaden.
Aktuell Torwarttrainer beim SV Wehen Wiesbaden. Foto: SV Wehen Wiesbaden


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