Braunschweig. Peter Röder hat bei der 22. Iaido Europameisterschaft in Berlin die Silbermedaille geholt. Im Trainingsinterview hat er mit Regionalsport.de über seinen Wettkampf gesprochen und uns, die Kunst des Schwertziehens, genau erklärt.
Iaido - Kampfkunst der Samurai
Männer in langen schwarzen Gewändern mit Schwertern. Der erste Eindruck des Trainings ist gewöhnungsbedürftig. Die Sportler des Löwen Dojo hingegen sind voll in ihrem Element. Hochkonzentriert absolvieren sie ihre Übungen, sogenannte Kata. Barfuß aus der Hocke heraus in den Stand und dabei Schwertschläge ausführen. Coach Peter Röder beobachtet seine Gruppe ganz genau, kleinste Fehler fallen ihm auf. Der 41-jährige Retail-Sales-Manager ist durch Zufall zu diesem Sport gekommen. Auf einer "Harz und Heide" Messe gab es eine "Kendo" Vorführung. Eine japanische Sportart mit Masken und Stöcken. Röder war fasziniert, trat dem Verein bei. "Meine Leidenschaft galt allerdings schnell dem richtigen Schwert, so dass ich 1993 mit dem Iaido angefangen habe", berichtet Röder. Das richtige Schwert sieht gefährlich aus, ist es aber nicht. Es ist stumpf. Richtige geschmiedete japanische Schwerter fangen bei 4000 Euro - gebraucht wohlgemerkt. Es wäre zu schade es im Training oder Wettkampf zu verwenden, sagt Röder. Erst zur Prüfung des 6.Dan ist es dann zwingend erforderlich. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Mehrere Jahre benötigen die Sportler um die höheren Stufen zu erreichen. In Deutschland dürften sechs oder sieben Leute diese Stufe erreicht haben, schätzt Röder. Er gehört zu diesem kleinen Kreis. "Nur 10 Prozent bestehen die Prüfung des 6.Dan. Außerhalb Japans gibt es niemanden der einen 8.Dan besitzt", erklärt er.
Bundestrainer nominiert EM-Kader
Gut 230 Teilnehmer aus 22 Nationen haben in Berlin an den Wettkämpfen teilgenommen. Deutschland schickte 13 Wettkämpfer ins Rennen. Der Bundestrainer ist für die Nominierung des Kaders zuständig. Peter Röder trat in der Kategorie 6.Dan an. Vor allem die Pioniere aus Frankreich, Holland und Großbritanien räumten schon viele Titel ab. Doch auch Deutschland ist mittlerweile ganz vorne mit dabei. Wer jetzt allerdings vermutet, dass die Sportler mit den Schwertern aufeinander losgehen, irrt sich gewaltig. "Wir haben zwei Kampfflächen und drei Kampfrichter mit einer roten und einer weißen Fahne. Zwei Kämpfer stellen sich dann auf, zeigen drei oder fünf Kata", erläutert Röder. Die Kampfrichter achten dabei auf jede Kleinigkeit: Wer führt die Übungen sicherer aus? Wer beherrscht die Schnitttechniken? Wer hat sich einen Fehler erlaubt? Am Ende entscheidet sich jeder Richter für einen Kämpfer. Ein Remis gibt es nicht.
"Mein Finale war bescheiden"
Da nur wenige Teilnehmer in Europa den 6.Dan erreicht haben, gab es für Peter Röder nur wenig Konkurrenz. Dafür ist das Niveau extrem hoch. Kaum ein Kampf wird klar entschieden. Trotzdem setzte sich der Braunschweiger in seinen drei Vorrundenkämpfen durch, zog souverän ins Halbfinale ein und gewann dort gegen seinen englischen Kontrahenten. Im Finale wartete auf Röder ausgerechnet ein alter Freund aus Italien. "Ich habe mir einfach zuviel Druck gemacht, habs mir selber versaut. Im Finale waren so Sachen dabei, dafür könnte ich mir heute in den Hintern beißen", analysiert Röder ehrlich, präsentiert aber trotzdem voller Stolz mit dem Team seine Medaille.
Mehr als 25 Jahre existiert das Löwen Dojo mittlerweile. Kendo, Iaido und Jodo werden im Verein angeboten. Ein- bis zweimal pro Woche wird trainiert. Anfänger sind gerne gesehen und können zu Beginn auch mit normaler Sportbekleidung am Training teilnehmen. Weitere Infos gibt es auf www.loewendojo.de.