Braunschweig. Seitdem Manuel Janzer als letzter regulärer Neuzugang der Transferperiode zu Eintracht Braunschweig gestoßen ist, sind vier Tage vergangen. „Nach dem Spiel am Samstag gibt es schönere erste Tage als den Sonntag“, sagt der Angreifer. Für ihn gilt nur eines: „Ich bin hier, um der Mannschaft zu helfen!“
Im Ländleausgebildet
Am 7. März 1992 im baden-württembergischen Aalen geboren, begann Manuel Janzer mit sechs Jahren, beim heimischen TSV Oberkochen mit dem Fußballspielen. „Ich war schon immer Offensivspieler“, erklärt der 26-Jährige heute. Sein Talent blieb auch dem VfB Stuttgart nicht verborgen. Mit 13 Jahren wechselte er ins NLZ der Schwaben und blieb für die nächsten zehn Jahre. Seine Zeit in der VfB-Jugend wurde geprägt von Erfolgen auf höchster nationaler und internationaler Ebene.
So gewannen Manuel Janzer und dieB-Jugend der Stuttgarter am 27. Juni 2009 die Deutsche U17-Meisterschaft. Im Finale gegen den großen FC Bayern hielt hinten Bernd Leno – jetzt Arsenal London – denKasten dicht, vorne sorgte Janzer in der 90. Spielminute für das wegweisende 2:1. Das Team von Trainer Marc Kienle besiegte den Bayern-Nachwuchs um Coach Stephan Beckenbauer und das damalige Riesentalent David Alabaletztendlich mit 3:1.
Seinen größten bisherigen Erfolg hatte Manuel Janzer bereits einen Monat zuvor gefeiert. Da wurde er im Finale der U17-Europameisterschaft in Magdeburg gegen die Niederlande eingewechselt und erlebte den Schlusspfiff und einen 2:1-Triumph gemeinsam mit Mario Götze, Marc-André Terstegen und Marvin Plattenhardt. „In fast jedem der Spiele wurde ich eingewechselt“, erinnert sich Janzer, „es war jetzt nicht sicher, dass ich Fußballprofi werde, nur weil ich Europameister geworden bin. Ich hatte das Glück, dass ich es bis in die 2. Liga geschafft habe“, zeigt er sich bescheiden.
Über HeidenheimnachKiel
Der Einstand bei den Herren glückte. Zwischen 2011 und 2014 bestritt der beidfüßig beschlagene Angreifer insgesamt 94 Pflichtspiele für die Reserve des VfB Stuttgart. Ineiner wechselhaften Zeit im Ländle blieb ihm der Sprung zu den Profis zunächst verwehrt. Janzer wechselte nach Heidenheim, wurde dort aber nicht glücklich, weil er keine Einsatzzeiten bekam und sich zu allem Überfluss verletzte: „Wahrscheinlich auch, weil ich mich nicht wohl gefühlt habe. Da war ich im Kopf ganz wo anders“, will er das Jahr schnell vergessen. 2015 holte ihn der damalige Trainer Karsten Neitzel nach Kiel. Dort erlebte der Neu-Braunschweiger den, nach eigener Aussage, glücklichsten Moment seiner bisherigen Fußballer-Karriere.
„Am 5. Spieltag waren wir auch im Keller“,sieht Manuel Janzer den Vergleich zwischen der damaligen Situation an der Kieler Fördeund der jetzigenseines neuen Vereins: „In dem Jahr sind wir noch aufgestiegen. Erst hat in Kiel auch jeder vom Abstieg gesprochen, nach dem Aufstieg war wieder alles gut.“ Auch in der 2. Bundesliga lief es für Janzer zunächst nach Plan, dann kam der Schock: Gerade hatte er gegen Kaiserslautern als Joker noch den Siegtreffer zum 2:1 erzielt, da riss ihm zwei Tage später im Training eine Achillessehne. „Ich wollte zum Sprint ansetzen, da passierte es aus dem Nichts“, erinnert sich Janzer an seine erste große Verletzung und ergänzt: „Sechs Monate habe ich gebraucht, bis ich ins Training eingestiegen bin.“
Der Verein half ihm in der Leidenszeit sehr. Drei Wochen nach der Operation verlängerten die Kielerden Vertrag vorzeitig. „Ich wusste, was ich an Trainer Markus Anfang hatte. Er wusste, was er an mir hat und das hat einfach gepasst. Das hat mir die Ruhe gegeben, wieder zu 100 Prozent fit zu werden. Auch meine Familie war immer für mich da.“ Nach acht Monaten feierte Manuel Janzer sein Comeback am letzten Spieltag der Zweitliga-Saison ausgerechnet gegen seinen neuen Verein.

"Den Druck und die Dinge von außen musst du ausblenden. Es ist wichtig, dass es im Team funktioniert!" - Manuel Janzer. Foto: Frank Vollmer
Neuanfang in Braunschweig
Nach der verpassten Relegation gegen den VfL Wolfsburg folgte der große Umbruch bei den Kieler Störchen. Trainer Markus Anfang ging nach Köln, Tim Walter kam. „Ich hatte das Gefühl, dass ich bei ihm vom ersten Tag an nicht auf dem Zettel war. Das war für mich Ausschlag, dass ich wechseln wollte“, erzählt Janzer, dessen eigentlich bis 2019 laufender Vertrag in beiderseitigem Vernehmen aufgelöst wurde.
Schnell meldeten sich Interessenten. Claus-Dieter Wollitz wollte Janzer nach Cottbus lotsen. Es riefen noch einige andere Trainer an, auch Henrik Pedersen. „Ich hatte ein sehr, sehr gutes Gespräch mit ihm. Das hat mir sofort gefallen. Ich hatte schon mit anderen Trainern telefoniert und gesprochen, aber das war schon besonders.“ Hinzu kam: „Jeder kennt Eintracht Braunschweig. Man sieht allein im Stadion, wie groß die Fanbase ist und wie verrückt die Stadt ist nach Fußball.“ Gemeinsam mit seiner Verlobten entschied sich Manuel Janzer, dass die Löwenstadt die Zukunft ist.
„Ich will so schnell wie möglich die Abläufe reinkriegen, wie der Trainer spielen will, wie wir pressen. Natürlich will ich der Mannschaft helfen, deswegen bin ich hier. Wir sind jetzt gerade in keiner guten Lage, aber ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass die Mannschaft enorm Potential hat und dass wir das auch schaffen, wenn da alle an einem Strang ziehen.“ -Manuel Janzer
"Das Ruder rumreißen"
Nun ist Manuel Janzerda. Seit vier Tagen gehört er dem Tabellenletzten der 3. Liga an. „Ich sehe das im Training“, betont er, „die Jungs können alle kicken. Das hätte ich nicht gedacht. Ich kenne die Jungs nicht. Ich habe sie auch zum ersten Mal jetzt kennengelernt. Man sieht das einfach im Training, da ist enorme Qualität auf dem Platz.“
Er, mit 26 Jahren einer der Älteren in dieser Mannschaft, will vorangehen: „Ich kenne auch die 3. Liga. Ich weiß, wie schnell das nach unten gehen kann, aber auch wie schnell das nach oben gehen kann. Mit zwei Siegen bist du schon wieder da raus und dann redet da keiner mehr von. Wir müssen jetzt nächste Woche direkt anfangen, das Ruder umzureißen.“
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