Michael Kölmel – Der Investor & Eintracht gehen ihrer Wege

von Frank Vollmer


Mitte der Neunziger Jahre war die Eintracht finanziell gebeutelt trotz wachsender Zuschauerzahlen. Foto: privat
Mitte der Neunziger Jahre war die Eintracht finanziell gebeutelt trotz wachsender Zuschauerzahlen. Foto: privat | Foto: privat



Braunschweig. Die Eintracht hat auf der Jahreshauptversammlung den sukzessiven Ausstieg aus dem Vertrag mit der Sportwelt/Kölmel-Gruppe bekannt gegeben. Bis 2032 will man endgültig aus dem Abkommen raus sein und bis dahin alle Vermarktungsrechte zurückgewonnen haben.

Der Investor für gefallene Traditionsvereine


Den Namen Michael Kölmel verbinden einige Löwen-Fans mit einer der dunkleren Stunden in der Vereinsgeschichte. Finanziell am Abgrund ließ der Traditionsverein sich in den Neunziger Jahren auf einen Vertrag mit der Firma Sportwelt Beteiligungs GmbH ein. Inhaber war Michael Kölmel. Der gründete 1984 zusammen mit seinem Bruder den Filmverleih Kinowelt. 2001 geriet das Unternehmen in Schieflage. Kölmel gründete daraufhin die Kinowelt GmbH. Seit 1998 hatte sich der Unternehmer den Fußball als Investionsfeld ausgesucht. Er versuchte sich in der Vermarktung von Rundfunkübertragungsrechten. Zielobjekt: finanziell gefallene Traditionsvereine.

Das Modell: Um eine drohende Insolvenz zu vermeiden, gaben Vereine ihre Vermarktungsrechte an die Kinowelt-Tochter Sportwelt Beteiligungsgesellschaft mbH ab und damit ein großes Stück Eigenständigkeit. Kölmel ging Bürgschaften für die Klubs ein. Bei einem sportlichen Aufstieg der Vereine sollten beide Parteien profitieren. Doch der Plan ging nicht auf. Die Sportwelt Beteiligungs GmbH ging in die Insolvenz. Einige der beteiligten Traditionsvereine gerieten dadurch in eine noch prekärere finanzielle Situation. Der 1.FC Magdeburg, Dynamo Dresden, VfB Leipzig, Union Berlin, Rot-Weiß Essen, Sachsen Leipzig, Carl Zeiss Jena, Alemannia Aachen, SV Waldhof Mannheim, SVV Ulm, Borussia Mönchengladbach, der Karlsruher SC, Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig ließen sich auf Deals mit Kölmel ein. Doch wie kam es dazu?

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Wettrüsten mit dem Rivalen aus der Landeshauptstadt Mitte der Neunziger. Foto: Susanne Hübner


Eintracht kurz vor der Pleite


Die finanzielle Situation der Löwen war Mitte der 90ziger Jahre mehr als angespannt. Man lieferte sich in der Regionalliga ein kostspieliges Wettrüsten mit den abgestiegenen Hannoverannern. In dieser Zeit kamen endlich wieder Zuschauer im fünfstelligen Bereich an die Hamburger Straße.  Während die Roten jedoch aufstiegen, verpasste der BTSV die Rückkehr  aus der fußballerischen Bedeutungslosigkeit. Und stand plötzlich mit einem viel zukostspieligen Kader und wieder sinkenden Zuschauerzahlen da. Auch wenn die Person Kölmel von vielen in Braunschweig negativ gesehen wird: Ein Insider sagte gegenüber regionalSport.de, dass ohne ihn die Löwen in dieser Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit in die Insolvenz gegangen wären und die Erfolgsgeschichte der letzen Jahre kaum denkbar gewesen sei. Es wäre in einer ersten Rate ein Millionenbetrag an die Eintracht geflossen, die zweite Rate für die Markenrechte wäre aber nicht mehr gezahlt worden.

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Mitte der Neunziger: Aus heutiger Sicht Lichtjahre entfernt. Foto: privat


Vertrauensbeweis für das Präsidium


Dennoch blieb der Vertrag zwischen den Löwen und Kölmel bestehen – auch nach der Insolvenz seiner Firma. Vor sechs Jahren erhielt Eintracht Braunschweig dann die Markenrechte zurück und musste seitdem einen größeren Anteil der Erlöse aus den audio-visuellen Rechten (Fernsehgelder) an die Sportwelt/Kölmel-Gruppe abtreten. Nun emanzipieren sich die Löwen endgültig von Kölmel. In einer finalen Regelung ist mit Wirkung zum 1. Januar 2016 diese Abführung auf einen Zeitraum bis 2032 befristet und ihre Höhe deutlich reduziert worden. Über die Einzelheiten der Vereinbarung vereinbarte man Stillschweigen. In Insiderkreisen werden die audio-visuellen Rechte der Eintracht im niedrigen zweistelligen Millionenbereich gewertet. Eines ist mit Bekanntgabe der neuen Situation auf der Jahreshauptversammlung definitig bewiesen worden: Das Erreichen der neuen Vertragssituation mit Dr. Michael Kölmel darf im Sinne des Vereins durchaus als alternativloser Vertrauensbeweis für den derzeitigen Vorstand gewertet werden. Der Verein ist erstmals seit der Ära Mast/Jägermeister auf einem guten Weg zur kompletten Selbstbestimmung.


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Ohne das Arrangement mit Michael Kölmel wäre vieles vielleicht nicht möglich gewesen. Foto: Frank Vollmer

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