Braunschweig. Am Ende fehlte die Kraft für die ganz große Sensation. Julien Michailov vom Braunschweiger Box-Club 72 erreichte bei der Deutschen Meisterschaft der unter 19-Jährigen in Velbert überraschend den 3. Platz.
Michailov boxte sich bis ins Halbfinale
Wochenlang hatte er hart trainiert. Die Trainingstage begannen um 7:30 Uhr und endeten nicht selten am späten Nachmittag. Oftmals musste Julien Michailov dabei improvisieren. Doch brachten die Einheiten das gewünschte Resultat: "Die Vorbereitung lief für Julien ausgezeichnet. Er war in bester Form", sagte Trainer Thomas Meyer. Bei den Deutschen Meisterschaften konnte Meyer seinen Schützling aus Berufsgründen nicht aktiv begleiten.
Von daheim aus verfolgte Meyer, wie Julien gleich zum Start in seinem 30. Boxkampf einen echten Brocken zugelost bekam: Juri Juborov vom namhaften Boxclub Traktor Schwerin wartete im Ring. Der war dann doch keine allzu große Hürde und fand keiner Phase ins Geschehen. Immer wieder trafen Michailivs Führhand und Schlaghand ins Schwarze. Nach drei Runden hatten die Ringrichter ein Einsehen und sprachen dem jungen Braunschweiger den Sieg zu.
Es folgte ein absoluter Kracher. Gegen den amtierenden Europameister Denis Gashi hatte Michailov im Finale der Verbandsmeisterschaften in Wolfsburg zu Beginn des Jahres knapp verloren. Im letzten Viertelfinalkampf gab es nun ein Wiedersehn zwischen den Beiden. Michailov begann zögerlich und spielte seinem Kontrahenten damit zunächst in die Karten. Der spielte siene Routine aus und stellte sich den Gegner zurecht.
Die beiden Coaches Michael Gratschow (Niedersächsischer Landestrainer) und Michael Bochardt (BC Norden) fanden in der Pause wohl die richtigen Worte und motivierten den Braunschweiger, mehr zu tun. Der BC 72-Kämpfer fand nun besser in den Fight, setzte selbst starke Treffer und Gashi befand sich plötzlich in der Defensive, kassierte harte Schläge, antwortete aber hin und wieder mit schnellen Serien. In der dritten Runde warf Julien dann alles in die Waagschale. Gashi ging bereits auf dem Zahnfleisch, wurde immer wieder in die Ecke gedrängt und kam nicht mehr aus der Verteidigung raus.
„Ich weiß nicht so richtig. Aber ich denke ich bin mehr unzufrieden. Wäre ich noch fit gewesen, hätte ich vielleicht auch das Halbfinale noch gewonnen“. Julien Michailov
Die Zuschauer in der Halle hielt es nicht mehr auf den Sitzen, sie sahen den bis dato besten Kampf des Turniers. Die Punktrichter belohnten Julien Michailov mit einem knappen Punktsieg. Dieser war teuer erkauft: „Nach dem zweiten Kampf gegen den Europameister Denis Gashi hatte ich keine Power mehr. Mein Körper war schlapp und ich konnte beim dritten Kampf keine so gute mehr Leistung bringen“, ärgerte sich Michailov. Das Niedersachsenduell im Halbfinale gegen Ali Mohammed aus Delmenhorst ging verloren. Der Kontrahent dominierte das Geschehen klar.
Trainer Thomas Meyer zeigte sich unglaublich stolz auf seiner Schützling: "Da waren Jungs mit viel mehr Erfahrung dabei. Julien hat sich unglaublich gut geschlagen, viel mehr erreicht als ich erwartet habe und sogar den Titelfavoriten aus dem Turnier geboxt", freute Meyer. "Gegen Ali war er dann kaputt. Er hat zwar viel geschlagen, aber sein Gegner hat die Deckung zugemacht. Ich bin trotzdem unglaublich stolz auf ihn, er hat eine Medaille geholt trotz seiner geringen Erfahrung.“ Julien Michailov war derweil noch etwas geknickt: „Ich weiß nicht so richtig. Aber ich denke ich bin mehr unzufrieden. Wäre ich noch fit gewesen, hätte ich vielleicht auch das Halbfinale noch gewonnen“.