Pro und Contra: Hat Jan Hochscheidt richtig entschieden?


War der Weggang die richtige Entscheidung von Jan Hochscheidt? Fotos: Agentur Hübner
War der Weggang die richtige Entscheidung von Jan Hochscheidt? Fotos: Agentur Hübner | Foto: Agentur Hübner

Braunschweig. Jan Hochscheidt ist kein Löwe mehr und kehrt zu Erzgebirge Aue zurück. Till Oliver Becker und Frank Vollmer sind unterschiedlicher Meinung, was die Entscheidung des Mittelfeldspielers angeht. 

Ablösefrei zurück zu Aue


Vor knapp fünf Jahren wechselte der heute 30-Jährige Allrounder von den Veilchen an die Oker. Bereits in der Vorwoche thematisierten die Medien eine möglich Rückkehr zu dem Zweitligisten.Nun kehrt derBlondschopf nach 115 Pflichtspieleinsätzen und 12 Toren für die Löwen ins Erzgebirge zurück. Hochscheidt wechselt ablösefrei, dasein Vertrag in Braunschweig ausgelaufen ist.


Marc, ihm schmeckt's nicht!


Ein bisschen weh tut es schon, dass Jan Hochscheidt die Eintracht verlässt. Der sympathische Mittelfeldakteur war immerhin seit fünf Jahren beim BTSV, das ist heutzutage fast schon eine Besonderheit. Hochscheidt stand für Zuverlässigkeit und Bescheidenheit, für Leistungswille und mannschaftsdienliche Auftritte – wenn er fit war. Die Hoffnung, dass Hochscheidt seinen auslaufenden Vertrag auch für die dritte Liga verlängert und in Braunschweig bleibt, wurde jetzt enttäuscht. Den gebürtigen Trierer zieht es zurück zu Erzgebirge Aue. Zu dem Verein also, von dem er 2013 zur Eintracht stieß.

Diese Entscheidung passt zu Jan Hochscheidt. Irgendwie konnte es nur Aue sein, dieser unaufgeregte Underdog aus Sachsen, der selten glänzt, aber immer kämpft. Der Klub, bei dem Hochscheidt 2008 seine ersten Schritte als Profi machte, der ihm vertraute und ihn förderte. Für ihn schließt sich hier also ein Kreis. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass Jan Hochscheidt bei „Wismut“ bleibt bis zu seinem Karriereende.

Dieses Szenario hätten sich nicht wenige auch in Braunschweig mit dem 30-Jährigen vorstellen können. Anscheinend fühlt sich der sensible Blondschopf an der Oker aber nicht mehr wohl – zumindest nicht wohl genug zum Bleiben. Was hat Eintracht in den vergangenen Wochen versucht, um ihn vielleicht doch davon zu überzeugen, hier das Projekt „direkter Wiederaufstieg“ anzugehen? Was immer man ihm angeboten und versprochen hat, es hat den Spieler nicht überzeugt. Dass er in Aue mehr Geld verdient, ist zwar möglich, die Differenz zur Eintracht sollte allerdings – wenn überhaupt – nicht relevant genug für einen Vereinswechsel sein. Hochscheidt musste sich entscheiden zwischen der sportlichen Wirklichkeit in Aue (wahrscheinlich erneuter Abstiegskampf in der zweiten Bundesliga) und der Erwartungshaltung in Braunschweig, den Betriebsunfall Abstieg innerhalb einer Saison zu reparieren.

Seine Entscheidung ist für den BTSV eine kalte Dusche. Dem Spieler ist dabei kein Vorwurf zu machen. Hochscheidt hat sich in Braunschweig nie etwas zuschulden kommen lassen, steht kurz vorm Herbst seiner Karriere, und er sieht sich jetzt in Aue besser aufgehoben. Dass er seine Entscheidung getroffen hat, bevor der sportliche Leiter der Eintracht, Marc Arnold, am Donnerstag den neuen Trainer vorgestellt hat, ist entlarvend. Arnold wird versucht haben, den Spielern, die er halten will, sein Konzept für einen schnellen Wiederaufstieg schmackhaft zu machen. Hochscheidt ist der erste, dem es wohl nicht schmeckt.+

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Für Till Becker freut sich Jan Hochscheidt in erster Linie darüber, wieder in Aue zu sein. Foto: Agentur Hübner




So bleibt er unvollendet


Jan Hochscheidt hat sich gegen Braunschweig entscheiden. Wir wissen nicht eindeutig, inwiefern der Verein ihn halten wollte. Aber: Es hat wohl seine Gründe, warum sich Aue-Boss Helge Leonhardt persönlich für eine Rückkehr des 30-Jährigen eingesetzt hat. Als einer der wenigen altgedienten Profis im Kader von Zweitliga-Absteiger Braunschweig, die in der Vorsaison halbwegs Normaltemperatur erreicht hatten, wäre sein Verbleib ein deutliches Signal in die Zukunft gewesen. Gerade bei einem Neubeginn in der 3. Liga können erfahrene Profis seines Kalibers gold wert sein, um jungen Neuzugängen oder Talenten die Richtung zu weisen.

Nach dem schnellen Abgang von Torhüter Jasmin Fejzic hofften deshalb nicht wenige auf einen Verbleib von Hochscheidt, dessen Vertrag nun endet. Doch Jan Hochscheidt verlässt Braunschweig,wo er trotz der aktuellen Situation sicherlich mehr Perspektive gehabt hätte, als in Aue. Dort droht auch in der kommenden Saison Abstiegskampf pur. Der Weggang von Hannes Drews wirft dabei kein gutes Bild auf das wackelige Fußball-Konstrukt im schmucken Erzgebirge.

Natürlich hätte der Mittelfeldspieler bei einem Verbleib auch finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen. Fünf Jahre Lebenszeit mit „nur“ 115 Einsätzen in der Löwenstadt sind ihm genug? Für mich geht er zu früh, um wirklich ein großer im Löwenrudel gewesen zu sein. So bleibt auch seine „Mission“ in Braunschweig letztlich unvollendet.

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Die Perspektiven in Braunschweig sind deutlich besser, sagt Frank Vollmer. Foto: Vollmer



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Dies ist ein Kommentar von Till Oliver Becker und Frank Vollmer. Die Meinung der Autoren entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redaktion.

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