Schlechte Verlierer: Der 1860er und die Verschwörungstheorie


Eigentlich ist es ja nur Fußball, eigentlich! Foto: Agentur Hübner
Eigentlich ist es ja nur Fußball, eigentlich! Foto: Agentur Hübner

Braunschweig. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis die Braunschweiger Eintracht am Samstag den TSV 1860 München besiegt hatte. Letztendlich war der Braunschweiger Sieg vielleicht glücklich, aber nicht unverdient. Denn die Mannschaft hatte den Kampf angenommen und Charakter bewiesen. Die Reaktion des Gegners aber hatte mit Charakter nichts zu tun. Till Oliver Becker kommentiert.

Braunschweig, Eintracht-Stadion, Samstagnachmittag. Knapp hat der BTSV mit 2:1 gerade gegen den TSV 1860 München gewonnen. Während die blau-gelben Löwen feiern, stricken die in blau-weiß bereits an einer Verschwörungstheorie: Der Schiri war schuld! Und überhaupt, der Gegner habe nur provoziert.

Das alles sind Aussagen, die man vielleicht in der F-Jugend erwartet, aber nicht von erwachsenen Profisportlern. Aussagen vor allem, die so weit entfernt von der Realität sind, dass sie bundesweit für massives Kopfschütteln sorgten. Denn die Partie war im Fernsehen frei empfangbar übertragen worden. Und auch, wenn der Bayerische Rundfunk sind nicht wirklich um Neutralität bemühte (der NDR hatte eine Übertragung zwar versprochen, dann aber kurzfristig doch lieber Tennis gezeigt), die Fernsehbilder sprachen eine deutliche Sprache.

Dieses Mal ging es nicht um Efkan Bekiroglu, der noch im letzten Aufeinandertreffen der beiden Löwen-Teams mit seiner Spuckattacke gegen Benjamin Kessel für einen Eklat sorgte. Nein, der junge Mittelfeldspieler lieferte eine solide Partie ab und bewegte sich auch mit seinem Zweikampfverhalten im Rahmen des Erlaubten.

Dafür schlugen andere über die Stränge. Kapitän Felix Weber flog anfangs der zweiten Hälfte nach wiederholtem Foulspiel mit gelb-rot vom Platz; insgesamt sahen die Münchner sieben Verwarnungen, die Eintracht sechs. Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen wirkte zwar etwas „zeigefreudig“, Parteilichkeit aber muss sich der Referee ganz sicher nicht vorwerfen lassen.

Genau das aber taten die Gäste nach der Partie. Stürmer Sascha Mölders, der den Rasen des Eintracht-Stadions bei hochsommerlichen Temperaturen immer wieder mit einer Liegewiese im Freibad verwechselte, meckerte bei Magenta Sport verschwörerisch rum, dass das, was an diesem Tag passiert ist, „ungut!“ (mit Ausrufezeichen natürlich, allerdings nur einem) gewesen sei. Sein Trainer Daniel Bierofka vermisste gar Verhältnismäßigkeit und Fingerspitzengefühl.

Schlechte Nachrichten für den Coach: Hätte Schiri Thomsen nicht in mancher Situation beide Augen zugedrückt, 60 hätte den Platz mit weniger alszehn Spielern verlassen können. Besonders Dennis Erdmann hat in mehreren Situationen gegen Marcel Bär derart hölzern agiert, dass hier mehr drin gewesen wäre als nur eine einzige Verwarnung. Und als Erdmann kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit im Strafraum nach hinten gegen Bär austritt, wäre eigentlich ein Strafstoß fällig gewesen (dann inklusive gelb-rot für Erdmann). Glück für 60, aber das juckte die Münchner nicht. Alle waren gegen sie, alle waren gemein. Der Schiri, der sie benachteiligte. Der Gegner, der dagegen hielt. Der Rasen, der viel zu grün war. Wahrscheinlich auch Petrus.

Was ist nur geworden aus den Süd-Löwen, für die so mancher Braunschweiger nicht ganz so heimlich Sympathien hegte? Denen man während ihrer langen Oberliga-Odyssee die Daumen drückte, über deren Bundesliga-Aufstieg man sich so freute? Und denen man symbolisch mit einer Träne im Auge zuprostete, als sie sich aus der Allianz-Arena verabschiedeten, um zukünftig lieber wieder im traditionsreichen Grünwalder Stadion zu spielen? Der TSV 1860, den die Braunschweiger Fans in den letzten drei Partien an der Hamburger Straße kennenlernten, war alles andere als sympathisch. Ex-Coach Pereiras Effe-Finger, Bekiroglus Lama-Imitation, erfundene Rassismus-Vorwürfe, Mölders' Fallsucht und anschließende Verschwörungstheorien – es scheint fast so, als hätten bei den 60ern Marketingstrategen das Ruder übernommen und wollten dem Team ein „Bad-Boy-Image“ verpassen. Nur, das klappt leider nicht. Diese Münchner sind lediglich Heulsusen. Und die mag niemand.

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Foto: Agentur Hübner



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Dies ist ein Kommentar von Till Oliver Becker. Die Meinung des Autoren entspricht nicht zwinged der unserer Redaktion.

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