Region. Am vergangenen Freitag kochten die Gemüter im Amateurfußball hoch. Zwei Positionen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können spalten seitdem unser Bundesland. Wir haben bei einigen Trainern unserer Region nachgefragt, was sie von dem Vorschlag des NFV halten (Mehr hier).
"Fußball ist immer noch Hobby!"
Die Vereine sind sich uneins. Die Einen unterstützen den Vorschlag des NFV, die Saison nach dem 1. September 2020 geordnet zu Ende zu spielen, die Anderen wünschen sich eher einen Saisonabbruch und damit etwas Planungssicherheit für ihre Klubs. Auch wir haben uns bereits an der Diskussion beteiligt und eine Position beleuchtet (Mehr hier).
So vertreten auch die Übungsleiter der regionalen Vereine unterschiedliche Meinungen. Fatih Özmezarci, zuletzt Sportlicher Leiter und Trainer des TSC Vahdet, sieht neben dem Wichtigsten, der Gesundheit, 2020 keine Chance mehr für Amteurfußball in Niedersachsen: „Bevor man regulär wieder an Fußballspiele denken kann, muss erst alles andere wieder normal werden“, betont der 44 Jahre alte Inhaber der DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Bei aller Liebe spreche man hier immer noch von Amateurfußball, von einer Hobbyaktivität: „Durch die vielen Verschiebungen spielt [der NFV] hier eigentlich nur auf Zeit und macht sich Hoffnungen“, hat er beobachtet. Özmezarci selbst hatte sich anfangs noch Hoffnungen gemacht, „dass im Notfall vielleicht eine Art Play-Off-Modell gespielt werden kann. Mittlerweile denke ich aber das auch nach dem 1. September 2020 kein Fußball gespielt werden kann.“
"Bin froh, das nicht entscheiden zu müssen"
„Bei jeder Entscheidung, die vom NFV getroffen wird, gibt es jene, die sie gut finden und solche die, sie schlecht finden“, relativiert Marcus Danner, Trainer der Landesligamannschaft von Eintracht Braunschweig II. Erst hinterher sei man schlauer, so Danner, der den Vorschlag des NFV nicht kommentieren will: „Jeden Tag sterben Menschen, viele erkranken teilweise schwer. Familienangehörige dürfen sich nicht sehen, Krankenbesuche sind nicht möglich. Die Wirtschaft steht in großen Teilen weiterhin still und zig Tausende bangen um ihre Arbeitsplätze“, zählt Danner einige Auswirkungen von Corona auf. „Da ist es mir persönlich zur Zeit nicht wichtig, ob, wann und wie die Saison im Amateurfussball weitergespielt wird.“ Aus diesem Grund sei er auch froh, „dass ich nicht in der Verantwortung stehe, diese Entscheidung treffen zu müssen.“
Oberligist MTV Wolfenbüttel positioniert sich gegen den NFV-Vorschlag
Oberligist MTV Wolfenbüttel positionierte sich da zum Wochenstart doch sehr deutlich: „Der MTV Wolfenbüttel positioniert sich gegen den Vorschlag des NFV“, plädierten die Lessingstädter auf ihrer Facebookseite, denn: „Eine Pausierung gibt keinerlei Planungssicherheit.“ So käme nur ein Abbruch in Frage, „ganz egal, ob es Absteiger/Aufsteiger gibt - nur so kann eine neue Saison mit Beginn 01. September vernünftig geplant werden.“

Timmerlah-Coach Dennis Pasemann (li. gegen Deniz Dogan) hat schlechte Erfahrungen mit Auf- und Abstiegen am Grünen Tisch. Foto: Frank Vollmer/Archiv
"Nie wieder Aufstieg oder Abstieg am Grünen Tisch"
„Wenn, dann muss es auch Absteiger geben! Warum soll man Mannschaften belohnen, welche die ganze Saison auf einem Abstiegsplatz standen und weit abgeschlagen sind“, forderte dagegen Dennis Paseman vor einigen Tagen in einem Facebook-Kommentar bei regionalSport.de. Für den Trainer des TSV Timmerlah ist eines klar: „Die 2. Kreisklasse kann man sonst sofort zumachen.“ Pasemann deutet auch darauf hin, dass die Positionen der Vereine vom aktuellen Tabellenstand abhängig sind: „Die Vereine, die jetzt am lautesten schreien, sind die, die im Nirgendwo der Tabelle stehen und daher einfach nur die Saison beenden wollen, weil sie denken, die nächste Saison wird besser durch Trainerwechsel oder neue Spieler.“ Der 33-Jährige erinnert sich auch an einen Fall, den er selbst miterlebt hat: „Als Vahdet Salzgitter am Grünen Tisch in die Landesliga aufgestiegen, anstelle von Vechelde, die es absolut verdient hätten. Damals hieß es: ‚Sowas darf es nie wieder geben‘ und jetzt wollen alle, dass der Grüne Tisch den Aufstieg regelt.“
"Es wird auch eine Zeit nach Corona geben."
Einen Vorteil in dem Vorschlag des NFV liegt auch für Özemzarci klar auf der Hand: „Kein Spieler kann den Verein wechseln und die Vereine können so erstmal weiter mit ihrem Kader planen.“ Die Vereine würden so oder so vor große Herausforderungen gestellt. Die Kosten könnten steigen, Sponsoren könnten sich aber aus dem Sport zurückziehen. Auch Özemzarci zollt den Entscheidern beim NFV Respekt. „Dann muss das auch jeder so akzeptieren. Ich würde es bevorzugen, dass sportlich entschieden wird, wer am Ende aufsteigt und wer absteigt und nicht am Grünen Tisch. Noch wichtiger ist, dass alle gesund bleiben.“ Es werde auch eine Zeit nach Corona geben, „wo dann wauch ieder Fußball gespielt wird.“

Sieht große Probleme auf die Vereine zukommen, egal wie am Ende entschieden wird: Fatih Özmezarci. Foto: Moritz Eden/Archiv
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