Braunschweig. Drei Platzverweise, vier Tore und ein Zähler: Das letzte Pflichtspiel der Löwen 2019 bot noch einmal ein Spektakel und stand irgendwie auch symptomatisch für ein wechselhaftes Jahr bei Eintracht Braunschweig. Vor 23.100 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion führten die Löwen zwei Mal gegen den 1. FC Magdeburg, mussten sich am Ende aber mit einem 2:2 (0:0) begnügen.
Vier Wechsel vor dem vierten Advent
Gleich vier personelle Wechsel nahm Marco Antwerpen in der Startelf vor, wo Benjamin Kessel, Robin Ziegele, Patrick Kammerbauer und, wie im Vorfeld vom Trainer angedeutet, Marc Pfitzner für Goden, Burmeister, Wiebe (5. Gelbe Karte) und Nehrig (Hüftbeschwerden) aufliefen. Martin Kobylanski musste über 90 Spielminuten mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen. Dorthin hatte es Verletzungsrückkehrer Stephan Fürstner noch nicht geschafft.
Gäste-Coach Stefan Krämer musste in erster Linie die Ausfälle von Jurgen Gjasula (rotgesperrt) und Dominik Ernst (Muskelfaserriss) kompensieren, beordete darüberhinaus Koglin und den angeschlagenen Osei Kwadwo auf die Bank. Dafür begannen Marcel Costly, Dustin Bomheuer, Björn Rother und Sirlord Conteh.
Conteh mit dem Tritt gegen Ziegele
Nach einer sehenswerten Choreografie beider Fanlager dauerte es gute 25 Minuten, bis die Partie Fahrt aufnahm. Beide Mannschaften waren um defensive Disziplin bemüht und standen sehr kompakt. Eine Becker-Direktabnahme war das erste offensive Lebenszeichen der Hausherren, die in der Folge mehr wagten (18.).
Dann ging es plötzlich mal schnell und direkt: Nick Proschwitz verlängerte einen langen Ball per Kopf in den Lauf von Marcel Bär, der aus spitzem Winkel von rechts nur knapp den langen Pfosten verfehlte (25.). Keine zwei Minuten später servierte Manuel Schwenk aus der Mitte einen Traumpass in die Schnittstelle. Proschwitz lief allein auf Morton Behrens zu, der den Flachschuss jedoch mit dem Knie parierte (27.).
Die Emotionen kochten erstmals richtig hoch, als Magdeburgs Aktivposten Sirlord Conteh gegen Robin Ziegele nachtratt. Schiedsrichter Sven Jablonski zeigte Rot, Magdeburg war von da an zu zehnt (30.). Der BTSV spielte jetzt auf den Führungstreffer: Eine Direktabnahme von Kessel aus gut 20 Metern fing Behrens (34.), Yari Otto wurde geblockt (35.). Die nachfolgende Ecke verlängerte Pfitzner am kurze Pfosten, fand aber keinen Abnehmer. Auf der anderen Seite hielt Jacobsen aus 18 Metern drauf, vefehlte aber knapp sein Ziel (36.)
Die Reihen lichten sich nach der Pause
Wer nach der Halbzeitpause verspätet vom Bierstand zurückkehrte, hatte einige spielentscheinde Szenen verpasst: Erst trat Björn Rother im Magdeburger Strafraum Manuel Schwenk auf den Fuß. Schiri Jablonski zögerte kurz, zeigte dann auf den Punkt. Marc Pfitzner lief an und verlud Behrens zum Braunschweiger 1:0 (49.). Die blau-gelbe Führung währte keine Minute: Thore Jacobsen schickte direkt nach Wiederanpfiff Christian Beck, der eiskalt mit links den Ausgleich herstellte (50.). "So ein Tor darfst du nie bekommen. Vogelwild!", schimpfte Marco Antwerpen nach dem Spiel bei Magenta Sport.
Es wurde noch vogelwilder! Kaum 120 Sekunden später folgte das hohe Bein von Jacobsen gegen Kammerbauer. Der Magdeburger sah ebenfalls Rot. Ärgerlich und unverständlich in dieser Szene: Auch Marc Pfitzner holte sich wegen Meckerns die zweite Gelbe Karte ab und musste runter. "Das ist keine Gelbrote Karte, er macht ja gar nichts", so der Antwerpen-Kommentar. Und Patrick Kammerbauer? Der verließ mit einem derben Cut verletzt für Felix Burmeister das Feld (55.).
Magdeburg zeigt Nehmerqualitäten
Braunschweig machte zu zehnt gegen neun Mann mächtig Druck und erspielte sich in der Folge einige Hochkaräter, verzweifelte aber zunächst an FCM-Keeper Behrens – wie Bär nach einer Kessel-Hereingabe (60.) oder Proschwitz bei dessen Kopfball (61.). In der 68. Spielminute köpfte Bertram einen Bär-Schuss gerade noch so von der Linie. Das Tornetz zappelte dennoch: Nach einer Ecke legte Kijewski zurück auf Bär. Dessen butterweiche Flanke köpfte Benjamin Kessel zum 2:1 in die Maschen (70.). Bitter: Wieder hielt die Führung der Hausherren nur handgestoppte 132 Sekunden. Diesmal kam ein Freistoß in den Strafraum geflogen, Christian Beck verlängerte per Kopf und Björn Rother schob aus kurzer Distanz ein (72.).
Eintracht-Coach Antwerpen warf mit Leandro Putaro für den emsigen Schwenk (75.) und Orhan Ademi für Proschwitz (79.) zwei frische Offensivkräfte für die Schlussphase ins Rennen. Bei schwindenden Kräften wurden die Torraumszenen aber seltener. Christian Beck vergab fünf Minuten vor dem Ende mit einem Drehschuss aus kurzer Distanz sogar einen möglichen Magdeburger Sieg, weil Ziegele zur Stelle war (85.).
"In den entscheidenden Szenen lag er daneben"
Marco Antwerpen war nach dem Abpfiff nicht unbedingt mit allen Schiedsrichterentscheidungen zufrieden: "In den entscheidenden Szenen lag er daneben", so der 48-Jährige in Richtung Refereé Jablonski und gab die Marschroute für das neue Jahr vor: "Wir müssen so weiter machen wie wir heute gespielt haben, aber besser verteidigen. Dann gehen wir als Sieger vom Platz. Die Spielanlage war gut. Wir sind ruhig geblieben. Es ist ganz ganz bitter, dass wir nur Unentschieden gespielt haben."

Marco Antwerpen und Co. Frank Eulberg (re.) haderten ebenfalls mit dem Spielausgang. Foto: Agentur Hübner
Eintracht Braunschweig überwintert auf dem 4. Tabellenplatz. Das neue Fußballjahr beginnt am Sonntag, dem 26. Januar 2020 (13.00) beim TSV 1860 München.
Zahlen & Fakten
Eintracht Braunschweig: Fejzic - Kessel, Becker, Ziegele, Kijewski - Y. Otto, Pfitzner, Kammerbauer (55. Burmeister) - Bär, Proschwitz (79. Ademi), Schwenk (75. Putaro) Trainer: Marco Antwerpen
1. FC Magdeburg: Behrens - Costly, Bomheuer, Müller, Bell Bell - Rother (88. Harant), Jacobsen, Preißinger (84. Osei Kwadwo), Conteh, Beck, Bertram (68. Laprevotte) Trainer: Stefan Krämer
Torfolge: 1:0 Marc Pfitzner (49. FE), 1:1 Christian Beck (50.), 2:1 Benjamin Kessel (69. Bär), 2:2 Björn Rother (72. Beck)