Braunschweig/Goslar. Goran Bajaktarevic prägte einst einen Satz, der auch heute noch ein Schmunzeln hervorruft, wenn ich an den mittlerweile 48-Jährigen denke: „Bei mir gibt es keine Profilneurosen, dann bin ich beleidigt!“ Der Starist seit jeher die Mannschaft. Dieses Credo zählt für den gebürtigen Bosnier auch bei seiner neuen Trainerstation. SeitAnfang des Jahres ist er Cheftrainer vom Chonburi FC in der 1. Liga Thailands.
Neu im Haifischbecken
Goran Barjaktarevic wurde in seiner Trainerlaufbahn sehr von seinem persönlichen Werdegang als Spieler beeinflusst. Seine Laufbahn begann in der Jugend des NK Celik Zenica. Er spielte beim FC Koper, Roter Stern Belgrad und war bei Obilic Belgrad aktiv. Wegen der Bürgerkriegswirren in seinem Heimatland Bosnien führte ihn seine Spielerkarriere sogar für ein halbes Jahr nach Island. „Man konnte die Vorbereitung für den Krieg bereits sehen. Da ich so aufgewachsen und erzogen wurde, dass für mich Konfession, Hautfarbe oder Nationalitäten keine Rolle spielen, wollte ich einfach nur noch weg“, so Barjaktarevic, der 2005 die DFB-Fußballlehrer-Lizenz erwarb und in der Folge von 2007 bis 2010 auch den Goslarer SC 08 in die Regionalliga Nord zurück führte. Danach war der passionierte Taktikfan von 2011 bis 2013 auch Trainer der U19 bei Eintracht Braunschweig.
Seit 5. Januar 2018 ist Goran Bajaktarevic nun Cheftrainer beim thailändischen Chonburi FC. Der 48-Jährige legte, wie man es von ihm kennt, sofort los. Um 12:30 Uhr in Bangkok gelandet, stand er um 16 Uhr erstmals mit seiner neuen Mannschaft auf dem Rasen. „Ungefähr so ist seitdem mein Rhythmus“, verrät er im Gespräch um den halben Globus. Sein Jobbereite ihm einen Riesenspaß, auch wenn er oft nur zwischen zwei Trainingseinheiten schaffe, etwas zu essen oder ein wenig Schlaf nachzuholen. „Mit den ganzen anderen Sachen beschäftige ich mich gar nicht“, schiebt der Fußball-Lehrer die Annehmlichkeiten des Lebens ohne Rücksicht auf die eigene Person beiseite.
„Und ich habe wirklich keine Motivation mehr, mir von irgendwelchen Typen immer wieder die gleiche Scheiße anhören zu müssen, die zwar schon in der Regionalliga überfordert sind, aber denken sie wären größer im Geschäft als Ulli Hoeneß selbst!“ Goran Barjaktarevic
Einigesmusste Bajaktarevic an Arbeit investieren, bis er nun endlich einen hochklassigen Club in Asien trainieren darf. 2016/17 war er schon in China unterwegs, nachdem er zuletzt zwei Jahre bei der Hammer Spielvereinigung in Deutschland aktiv war. „Ich bin einfach zufrieden hier“, sagt Barjaktarevic. Chonburi sei ein Verein mit einem sehr guten Image in Thailand. „Und ich habe wirklich keine Motivation mehr, mir von irgendwelchen Typen immer wieder die gleiche Scheiße anhören zu müssen, die zwar schon in der Regionalliga überfordert sind, aber denken sie wären größer im Geschäft als Ulli Hoeneß selbst“, führt er in der ihm eigenen, direkten Art an.
Am 9. Februar beginnen die Spiele in der Thai League. Bis dahin will der neue Trainer sein Team bestmöglich formen. „Wir wollen das Beste aus der Saison machen“, formuliert Barjaktarevic vorsichtig Ziele. Viele junge Spieler aus der Vereinsakademiemüssen nun vonihm in den Herrenbereich eingeführt werden. Damit hat er einige Erfahrung. „Ich glaube, wir sind sogar die jüngste Mannschaft der Liga“, überlegt der Trainer. Auf dem Platz verständigt man sich meist auf Englisch. „Mit vielen deutschen Wörtern“,schiebt Bajaktarevic ein. „Die rutschen mir durch, wenn ich aufgeregt bin oder das Training nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. Man kann sich auf Englisch nie so schön aufregen, wie auf Deutsch“, lacht er.
Vom Potential seines neuen Teams ist der Bosnier nach drei Wochen mehr als überzeugt: „Die Spieler hier besitzen hochausgeprägte koordinative Fähigkeiten und sind technisch sehr begabt.“ Als Trainer könne er die Spielweise der Mannschaft taktisch und läuferisch hier sehr in die gewünschten Bahnen lenken. Einen Star hat Chonburi währenddessen nicht im Team. Aber das will Goran Barjaktarevic auch gar nicht. Der Star ist bei ihm die Mannschaft.
2011 als Trainer bei Eintracht Braunschweig U19. Hier im intensiven Gespräch mit Abwehrspieler Maximilian Roth. Foto: Frank Vollmer
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