Region. Gemeinsam mit drei Freunden besucht Oliver Jakob schon seit Jahren immer wieder Spiele der Deutschen Nationalmannschaft. Am vergangenen Samstag erlebte der Braunschweiger Schiedsrichter in Sotschi einen wohl historischen Moment dank des Kunstschusses von Toni Kroos.
"Ein Stich ins Herz"
Die bisherigen 95 Minuten waren eine nervliche Zerreissprobe gewesen. "Beim Gegentor war das wie ein Stich ins Herz", erklärt Oliver Jakob. "Man drückt, man ist überlegen und auf einmal klingelt es. Aber in der Halbzeit war jedem Deutschlandfan klar, dass wir in Hälfte zwei alles geben müssen", erzähltder Braunschweig und: "Das haben wir auch getan. Als der Anschlusstreffer fiel, haben wir immer gesagt, dass wir noch eines machen werden." Und doch kamen auch Zweifel an einem guten Ausgang der Partie gegen Schweden: "Mit schwindender Zeit wurden die Hoffnungen immer geringer. Gerade, als die Mannschaft in Unterzahl war."
Vor einem WM-Spiel sollte man eine Menge Zeit einplanen. "Von Braunschweig ging es über Berlin Tegel nach Wien. Von da aus in den Glutofen von Krasnodar. Dort hatten wir sowohl auf der Hin- als auch Rückreise vier Stunden Aufenthalt. Anschließend nochfünf Stunden Zugfahrtnach Sotschi." Insgesamt 21 Stunden pro Strecke. "Anreise-Tag war Freitag, Abreise am Montag. So hatten wir genug Zeit zu feiern, die Stadt anzuschauen und an den Strand zu gehen", erzählt Oliver Jakob.
Riesige Party, extreme Einlasskontrollen und leere Theken
Rund um das riesige Olympia-Areal der russischen Sportstadt am Schwarzen Meer war schon am Nachmittag des Spieltages eine riesige Party angesagt: "Alles gemischte Gruppen - Russen, Schweden, Deutsche und viele Mexikaner. Es wurde zusammen viel gefeiert und sich auf das Spiel gefreut", berichtet Jakob.
Lediglich der Einlass ins Olympiastadion sei etwas verstörend gewesen für die Deutschen Fußballfans. "Die Sicherheitskontrollen sind schärfer als auf jedem Flughafen. Selbst die Funktion von Handys musste nachgewiesen werden." Im Stadion selbst war die Anspannung vor dem Anpfiff greifbar. "Darumhaben wir noch vor dem Spiel ein Bierchen geholt", lacht Oliver Jakob. Die nette Dame am Tresen habe noch gefragt, obsie wirklich jeder ein Bier haben wollen. Es doch so teuer. "Sie war wohl noch nie in einem deutschen oder schwedischen Stadion", flachst Jakob und ergänzt: "Die Schweden haben über die Bierpreis gelacht." Wie auch immer, am Ende der packenden Partie waren die Theken von durstigen Deutschen und Schweden komplett leer getrunken.

Am Ende gab es kein Bier mehr. Kein Wunder bei der Spannung! Foto: privat/Jakob
"Kein Halten mehr"
"Bei dem Tor von Toni Kroos gab es kein Halten mehr", berichtet der Fußball-Reisende und bekommt zwei Tage später noch eine Gänsehaut wenn erüber das Erlebtespricht. "Ich war auf einmal fünf Reihen weiter vorne. Selbst die russischen Ordner wurden in die Jubeltraube mit reingenommen. Die waren erstaunt, haben aber gelacht darüber", berichtet der Braunschweiger und ist froh, bei diesem Spiel persönlich im Deutschen Fanblock vor Ort gewesen zu sein.
War es denn eine Initialzündung für das restliche Welt-Turnier? "Ich persönlich glaube, dass durch das Spiel und die bedingungslose Unterstützung im Stadion jetzt der Schalter umgelegt wurde und ich denke, dass wir die Vorrunde überstehen. Danach muss man schauen. Es gehört auch eine Menge Glück dazu. Aber das Potential für die Titelverteidigung ist da!"
So oder so, der Trip nach Russland hat sich gelohnt. "Alles in Allem war es eine überragende Tour", betont Oliver Jakob. "Die Russen sind extrem gastfreundlich und hilfsbereit, obwohl fast niemand deutsch oder englisch spricht." Die Lösung für dieses Problemsei übrigens denkbar einfach: "Eine russische SIM-Karte zum Spottpreis kaufen und den Google-Übersetzernutzen.Dann funktioniert irgendwie alles. Auch das Bestellen mit einer kyrillischen Speisekarte", rät der Fußball-Reisende. Je nachdem, welche Platzierung die Deutsche Nationalmannschaft in der Gruppe erreicht, könnten für ihn noch das Achtelfinale und das Finalspiel dazu kommen.
"Eine überragende Tour!" Oliver Jakob (li.) und seine Fußball-Diplomaten aus Braunschweig vor der Arena. Foto: privat/Jakob