Region. Die Zahl der Menschen, die in Niedersachsen wegen Depressionen behandelt werden, nimmt weiter zu. Laut einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für den „Gesundheitsatlas Deutschland“ waren im Jahr 2022 landesweit etwa 860.000 Personen betroffen. Das geht aus einer Pressemitteilung der AOK hervor.
Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, erklärt: „Immer mehr Menschen im Land erhalten die Diagnose Depression. Mittlerweile sind fast 12 Prozent der Bevölkerung betroffen, ein neuer Höchststand.“ Er betont weiter: „Der Umgang mit dieser Volkskrankheit ist offener geworden, doch es bleibt entscheidend, das Bewusstsein zu schärfen und Unterstützung für Betroffene sowie deren Angehörige auszubauen.“
Salzgitter am stärksten betroffen
Besonders auffällig seien die regionalen Unterschiede bei der Verbreitung von Depressionen. Salzgitter steht hierbei mit einem Anteil von 14,8 Prozent an der Spitze und weist somit die höchste Depressionsrate in Niedersachsen auf. Danach kommen in der Region die Landkreise Helmstedt (Platz 7, 13,16 Prozent der Bevölkerung), Goslar (Platz 11, 12,96 Prozent), Gifhorn (Platz 23, 11,53 Prozent), Peine (Platz 25, 11,44 Prozent) und die Stadt Braunschweig (Platz 34, 10,85 Prozent).
Die geringste Anzahl an Depressionsdiagnosen in der Region haben Wolfsburg (9,9 Prozent der Bevölkerung) und Wolfenbüttel (10,15 Prozent).
Frauen häufiger betroffen
Frauen sind in allen Altersgruppen stärker von Depressionen betroffen als Männer. Besonders in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen ist jede fünfte Frau und fast jeder siebte Mann betroffen. Zwar sinken die Werte zwischen 65 und 74 Jahren leicht, danach steigen sie jedoch wieder deutlich an. Den höchsten Wert erreichen Frauen im Alter von 80 bis 84 Jahren mit einer Prävalenz von 25,2 Prozent. Bei Männern wird der Höchstwert von 15,5 Prozent ab 90 Jahren erreicht.
Stigmata abbauen und Wissenslücken schließen
Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität. AOK-Chef Dr. Peter: „Beim Krankheitsbild Depression hat bereits eine gewisse Entstigmatisierung stattgefunden und die Dunkelziffer ist gesunken – aber wir brauchen weiterhin Akzeptanz, Offenheit und Mut im Umgang damit.“ Der Gesundheitsatlas soll dazu beitragen, Wissenslücken beim Thema Depressionen zu schließen und Berührungsängste abzubauen.
Über die ärztliche und therapeutische Versorgung hinaus unterstützt die AOK Niedersachsen u.a. Selbsthilfegruppen vor Ort, die einen wichtigen Part in der Versorgung einnehmen und einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen. Ebenfalls unterstützt die AOK Niedersachsen Betroffene, Angehörige und Begleiter mit kostenlosen Online-Angeboten für die psychische Gesundheit.
Depression: Was ist das?
Depressionen werden der Gruppe der affektiven Störungen zugerechnet, die zu den psychischen Erkrankungen gehören. Im Fokus des Gesundheitsatlas Deutschland stehen die unipolaren Depressionen. Eine gedrückte Stimmung mit Interessenlosigkeit und Antriebsminderung hält bei den Betroffenen über einen längeren Zeitraum an. Zu den unipolaren Depressionen werden akute depressive Episoden, rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störungen und chronische depressive Störungen inklusive Dysthymien gezählt. Bei den Dysthymien sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, halten jedoch über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren an.
Zur Ermittlung von Personen mit Depressionen werden für die Auswertungen im „Gesundheitsatlas Deutschland“ Patientinnen und Patienten mit ärztlich dokumentierten Diagnosen aus dem ambulanten und stationären Bereich erfasst. Dabei müssen Diagnosen aus dem Krankenhausbereich als „gesichert“ klassifiziert sein und Diagnosen aus dem ambulanten Bereich in mindestens zwei von vier Quartalen des Auswertungsjahres dokumentiert sein.
Der knapp 150-seitige „Gesundheitsatlas Deutschland“ zum Thema Depression ist im Vorfeld des „Welttages der seelischen Gesundheit“ am 10. Oktober veröffentlicht worden und steht zum kostenlosen Download auf der Gesundheitsatlas-Website des WIdO bereit.
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