Streitthema Brötchen-Preis: "Ab 1 Euro lieber Toast"

Die Bäcker stecken in einer Krise. Die Backwaren werden immer teurer, doch nicht alle Leser gehen da noch mit.

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Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Gestiegene Betriebskosten und eine Regierung, die sich nicht kümmerte. Dies beklagen die traditionellen Bäcker und schalteten am gestrigen Donnerstag demonstrativ das Licht aus (mehr dazu). Doch der Überlebenskampf der Bäcker trifft nicht die Betriebe allein. Viele Kunden können sich die Backwaren bald nicht mehr leisten.



regionalHeute.de war vor Ort, als die Bäcker ihr Licht ausschalteten. Dort gab es bereits erste Reaktionen der Kunden. Es ist ein Thema, das alle angeht: Wie viel darf ein Brötchen maximal kosten? Die Leserreaktionen darauf fielen sehr unterschiedlich aus, doch in einem waren sie sich einig: es müsse etwas geschehen.

"Also 1 Euro für ein Brötchen, das ist mir zu viel, ich kann verzichten, gibt Toast."

- Ein Leser



Wer kann sich das noch leisten?


Die Bäcker haben in Aussicht gestellt, dass ihre Erzeugnisse bald noch teurer werden könnten. Die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe, die erhöhten Benzinpreise und der bevorstehende Anstieg des Mindestlohns im Oktober würden die Handwerksbäckereien kurzfristig in existenzbedrohende Schwierigkeiten treiben und Schließungen mit sich bringen. Davor hatte zuletzt die Bäcker-Innung Braunschweiger Land gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft Region Braunschweig-Gifhorn gewarnt.

Dies könnte dazu führen, dass ein einfaches Brötchen beim Handwerksbäcker auch die 1-Euro-Marke überschreiten könnte. Viele Leser gingen da nicht mehr mit und würden dann auf die billigen Industriebrötchen ausweichen müssen.

"Also mehr als 40 Cent zahle ich nicht für ein normales Brötchen. Dann kaufe ich beim Discounter oder nehme Aufbackbrötchen."

- Ein Leser



"65 Cent für ein Brötchen. Sorry, das ist für mich Luxus! Kaufe ich nicht mehr."

- Eine Leserin



Auch die Kunden hätten mit den generell höheren Lebenserhaltungskosten zu kämpfen. Die Energiekrise und die fortschreitende Inflation würden Privatpersonen und Familien ebenso hart treffen. Da bliebe nicht viel Geld für teure Backwaren.

"Ich kann verstehen, dass es für die Bäcker nicht einfach ist. Der Kunde muss es sich aber leisten können. Wir bekommen auch nicht mehr Geld, im Gegenteil!"

- Ein Leser



Während viele Leser ebenfalls die Politik in die Verantwortung nehmen, gibt es aber auch einige Stimmen, die mit den Bäckern ins Gericht gehen. Verständnis kann nicht jeder aufbringen. So seien manche Preiserhöhungen einfach nicht nachzuvollziehen. Ehemalige Mitarbeiter beziehen sich auf frühere Preise, bei denen bereits eine hohe Gewinnspanne eingeplant gewesen sei.

"Tatsächlich, die armen Bäcker. Ich kann mich vor Mitgefühl gar nicht mehr halten. Wer weiß, was für eine Marge in einem Brötchen steckt, der bekommt vor Wut einen roten Kopf bei dem Gejammer. Jahrelang gut verdient und nun muss man auch mal den Gürtel enger schnallen können, ohne zu jammern."

- Ein Leser



Andere Leser gehen das Problem pragmatischer an und backen Brot und Brötchen einfach selbst. Das sei günstiger und die Qualität sei besser als bei den Billigbrötchen.

Thema ist in der Politik angekommen


Mittlerweile haben sich auch einige der Politiker mit dem Thema auseinandergesetzt. So besuchte beispielsweise die Landtagsabgeordnete Veronika Koch vor wenigen Tagen einen Betrieb in Grasleben (mehr dazu) und stellte Hilfe in Aussicht. Die Politik müsse alle Kräfte mobilisieren, damit Handwerksbetriebe in der bestehenden Krisenlage aufgefangen würden. Für sie stand fest: "Der Einkauf beim traditionellen Bäcker muss erhalten bleiben."

Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann zeigte sich besorgt.

"Dass eine Handwerksbranche derart Alarm schlägt, tut mir in der Seele weh."

- Althusmann



Die knapp 800 niedersächsischen Bäckereibetriebe seien als bedeutende Arbeitgeber und Ernährer des Landes systemrelevant. Man solle die Aktion der Bäcker als Hilferuf des gesamten Mittelstandes sehen. Deswegen sei bereits im Juli eine Bundesratsinitiative zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen auf den Weg gebracht worden. Althusmann: "Ich habe mich zudem persönlich wegen eines gezielten Hilfsprogramms für den Mittelstand an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gewandt. Es ist bereits viel zu viel Zeit verstrichen. Dieses Zögern kann uns ganze Berufsstände kosten."

Als Erstes müsse der Bund als Maßnahme schnellstmöglich eine Deckelung der Energiepreise für eine Mindestversorgung von Betrieben umsetzen, so erklärten die Bäcker. Das fand auch die Zustimmung von Niedersachsens Wirtschaftsminister: "Diese Forderung unterstütze ich voll und ganz."


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