Hamburg. Die Ausrichtung einer Fußball-Europameisterschaft wirkt sich negativ auf das Wirtschaftswachstum des Gastgeberlandes aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des "Spiegel"-Dokumentars Matthias Fett. Demnach fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im EM-Jahr durchschnittlich um mehr als drei Viertel Prozentprodukte niedriger aus, als wenn das Turnier nicht stattgefunden hätte.
Fett, der 2021 an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg zu den wirtschaftlichen Effekten von Fußballweltmeisterschaften promovierte, entwickelte ein Modell, mit dem er die ökonomischen Auswirkungen einer solchen Großveranstaltung auf das Gastgeberland vor, während und nach dem WM-Jahr analysieren kann. Erstmals fütterte Fett seine Formel jetzt auch mit den Daten der Fußball-Europameisterschaften zwischen 1996 und 2016. Anders als für die Heim-WM 2006, für die Fett einen zusätzlichen Pro-Kopf-Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um rund 1,6 Prozent errechnet hat, ist das Ergebnis für die Kontinentalturniere negativ.
Setzt sich dieser Trend fort, wäre es ein weiterer Schlag für die schwächelnde deutsche Wirtschaft. Nachdem sie 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft ist, senkte der Internationale Währungsfonds IWF im April seine Wachstumsprognose für 2024 von 0,5 auf 0,2 Prozent - den niedrigsten Wert aller großen Wirtschaftsnationen.
Auffallend sei, dass die Ausrichter vor Europameisterschaften deutlich weniger in die Infrastruktur investieren als vor Weltmeisterschaften, so Fett. Der Anreiz, "sich als weltoffenes und modernes Land zu präsentieren, welches attraktiv für ausländische Investoren ist, ist nicht so groß, wenn das Hauptpublikum" aus Europa stamme. Die "Signalwirkung" einer EM "in einem stark vernetzten Europa" sei im Vergleich zu einer Weltmeisterschaft deutlich kleiner. Hinzu kämen die Verdrängungseffekte beim Konsum und im Tourismussektor.
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