Halle (Saale). Eine kleine Minderheit von Produkten verursacht laut einer Studie bei ihrer Herstellung einen Großteil des Gasverbrauchs der Industrie. Viele könnten relativ leicht durch Importe ersetzt werden, so eine Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) für das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen.
Die Herstellung der 300 Produkte mit dem höchsten Gasverbrauch verursache knapp 90 Prozent des gesamten Gasverbrauchs der deutschen Industrie, heißt es darin. Weitere Erkenntnis: Bei einer Vervierfachung des Gaspreises für industrielle Abnehmer in Deutschland erhöhen sich die Herstellungskosten im Durchschnitt aller untersuchten 300 Produkte um 12 Cent je Euro Umsatz. Würde die Kostensteigerung vollständig an die Kunden weitergegeben, müssten die Preise für diese Produkte somit um 12 Prozent steigen. Laut IWH-Studie kommen die fünf Produkte mit dem höchsten Gasverbrauch pro Euro Umsatz aus der chemischen Grundstoffindustrie.
Deren Herstellung in Deutschland dürfte aufgrund der gestiegenen Gaspreise kaum mehr international wettbewerbsfähig sein. Das IWH-Gutachten berechnet verschiedene Szenarien und geht dabei davon aus, dass steigende Gaspreise vor allem zu Produktionsdrosselungen bei gasintensiven Produkten führen, die leicht durch Importe ersetzt werden können. Trotz heimischer Produktionsausfälle sind dann keine wesentlichen Unterbrechungen der Wertschöpfungsketten in Deutschland zu erwarten. Würden Produkte mit hoher Gasintensität und hoher Importsubstituierbarkeit überhaupt nicht mehr in Deutschland hergestellt, würde die deutsche Industrie laut IWH-Studie etwa 26 Prozent ihres Gesamtgasverbrauchs einsparen, aber weniger als 3 Prozent ihres Umsatzes verlieren.
"Die deutsche Industrie kann sehr viel Gas bei geringen Umsatzeinbußen einsparen, wenn gasintensive Produkte nicht mehr selbst hergestellt, sondern importiert werden", sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität, der die Studie zusammen mit Matthias Mertens verfasst hat. Für die Untersuchung verknüpften Müller und Mertens Daten der statistischen Ämter in Deutschland, um Zusammenhänge zwischen industriellem Gasverbrauch und Umsatz auf Ebene von Produkten herzustellen. In einem weiteren Schritt kombinierten sie diese Informationen mit Außenhandelsdaten der Vereinten Nationen, um zu ermitteln, inwiefern die Herstellung von Produkten durch Importe ersetzt werden kann.
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