Hannover. Jugendliche in Deutschland sind zuletzt weniger gewalttätig geworden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), über die der "Spiegel" berichtet.
Demnach haben die 14- bis 18-Jährigen in Deutschland, anders als von vielen Experten erwartet, nach dem Ende der Coronapandemie nicht mehr Gewaltdelikte begangen als vor der Pandemie mit ihren Beschränkungen. Die Studie stützt sich auf Befragungen von mehr als 8.000 Neuntklässlern aus Niedersachsen und wird vom KFN regelmäßig durchgeführt. Im Jahr 2022 gaben 4,8 Prozent der Befragten an, sie hätten in den zwölf Monaten vor der Befragung eine Körperverletzung begangen. 2019, ein Jahr vor der Coronapandemie, waren es noch sechs Prozent gewesen.
Bei den Delikten Raub, Erpressung und Körperverletzung mit einer Waffe gab es keine signifikanten Veränderungen. Insgesamt fiel der von den Forschern entwickelte Gesamtindex Gewalt von 7,5 auf 6,4 Prozent, so das Ergebnis des Teams um die Forscherin Leonie Dreißigacker und KFN-Direktor Thomas Bliesener. Auffällig ist der starke Anstieg beim Ladendiebstahl: 7,7 Prozent der Befragten gaben zu, im zurückliegenden Jahr etwas gestohlen zu haben, der höchste Wert seit Beginn der systematischen Erhebung 2013. Die Ergebnisse der Studie sind auch deshalb interessant, weil die Polizeiliche Kriminalstatistik einen deutlichen Anstieg der Jugendkriminalität verzeichnete. Dort wird aber, anders als bei der KFN-Untersuchung, nicht das Dunkelfeld ausgeleuchtet.
In ihrer Umfrage erheben die Wissenschaftler auch Daten zu den Einflussfaktoren von Kriminalität, insbesondere Gewalt. Demnach berichteten 2022 rund 18,5 Prozent der befragten Teenager von physischer Gewalt durch die Eltern, etwa dass ihnen "eine runtergehauen" wurde. Das sind ähnlich viele wie 2019.
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