Berlin. Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, will härter gegen Spielsucht vorgehen. Auch infolge der Freigabe der Sportwetten und der zugehörigen Werbung sowie der Verbreitung illegaler Glücksspielautomaten sei die Zahl der Süchtigen in Deutschland auf mittlerweile 1,4 Millionen gestiegen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Vor zehn Jahren seien es noch 400.000 gewesen, weitere drei Millionen Menschen zeigten riskantes Spielverhalten, hinzu kämen ungezählte Angehörige, die von den Folgen der Sucht wie Schulden, Depressionen und Suizidversuchen mitbetroffen seien. Es müsse mehr gegen die Ausbreitung von Spielsucht getan werden. Blienert plant, ein Register für Glücksspielautomaten zu erstellen, um illegale Geräte leichter erkennen zu können. Zudem bräuchten Mitarbeiter von Ordnungsämtern und die Polizei mehr Handhabe gegen illegale Automaten, sie müssten diese durch technische Ausstattung leichter erkennen und sofort stilllegen können.
"Auch sollten wir das Strafrecht stärker in Anwendung bringen", sagte Blienert der SZ. "So ein Gerät aufzustellen, ist ja kein Versehen, sondern eine bewusste Straftat." Einen erheblichen Einfluss auf die Zunahme der Spielsucht hätten neben den illegalen Automaten die Sportwetten und die unregulierte Werbung dafür. "Sportwetten sind oft die Eintrittskarte in den Glücksspielbereich und die Spielsucht", so Blienert. Hier werde der Spieler- und Jugendschutz nicht ausreichend gewährleistet.
"Fußball konsumieren ohne Sportwettenwerbung wird immer schwieriger. Im Profisport geht es gar nicht mehr", sagte er. "Da muss unbedingt nachjustiert werden. Werbung darf es aus meiner Sicht allenfalls erst nach 23 Uhr geben."
Blienert sieht auch eine Verantwortung beim Deutschen Fußballbund, der Deutschen Fußballliga und den Fußballvereinen, von denen viele eng mit Wettanbietern zusammenarbeiten und sich von diesen sponsern ließen. Er versuche in den Fußballklubs und -verbänden "mehr Verständnis dafür aufzubauen, dass sie genau schauen müssen, mit wem sie zusammenarbeiten und wofür sie werben", so Blienert. "Die Klubs wollen nicht gerne auf Sponsorengelder verzichten", so der Suchtbeauftragte, aber: "Die Nähe von Sport und Suchtfolgen passt für mich nicht zusammen."
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