Wolfenbüttel. Eine besondere Sprachstunde erlebte die Sprachlerngruppe syrischer Flüchtlinge aus dem Roncalli-Haus bei ihrem Besuch im Schloss Museum Wolfenbüttel. Diesen Termin hatten die Deutschlehrerin Gunda Schlingloff und die Museumspädagogin Cortina Teichmann vorbereitet.
Das Interesse und die Vorfreude waren groß. Alle Teilnehmer sind erwachsene Flüchtlinge und waren freiwillig am Samstag in das Schloss Museum gekommen. Mit anhaltender Neugier folgten sie den Ausführungen, stellten Fragen und übersetzten für noch nicht so Sprachkundige und waren angetan von den üppig ausgestalteten Räumen. Es kam zu einem sehr lebhaften Austausch, der allen Beteiligten viel Freude bereitete.
Die französische Mode des 17./18. Jahrhundert, vor allem die der Lockenperücken, ist auch in Syrien bekannt. Marmorskulpturen wie die von Cleopatra und Flora kannten viele aus ihrer Heimat. Sie lösten Freude und Begeisterung aus, ließen aber auch Wehmut an zerstörte Kunstwerke in Palmyra aufkommen und über die Bedeutung von Kulturgütern für ein Volk nachdenken. Die Intarsien der Schränke und Wände sowie die kostbaren Wandteppiche fanden große Bewunderung und Wertschätzung. Besonders das Gemälde der Herzogin Philippine Charlotte in ihrer kostbaren Kleidung und vor allem ihr wohlklingender Name beeindruckten.
Die zahlreichen Beziehungen zur arabischen Kultur schafften Brücken zu ihrer eigenen Identität. Es wurde mehrmals geäußert: „Die Menschen in Wolfenbüttel sind gut - sie bewahren die Geschichte“. Die Teilnehmer haben bei ihrem Besuch im Museum die Kulturgeschichte Wolfenbüttels und die Möglichkeit des Spracherwerbs anhand Jahrhunderte alter kunsthandwerklicher Zeugnisse einmal anders erlebt. In einem Nachgespräch äußerten sie sich emotional berührt und alle wünschten sich einen nochmaligen Besuch, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Ein zweiter Besuch ist bereits in Planung.
Syrien meets Schlossmuseum: Gemeinsamkeiten der Kulturen
| Foto: Cortina Teichmann