Tanzverbot an Karfreitag? - Ich feiere, wann ich will!

von Sandra Zecchino


Ich will selbst entscheiden, wann ich feiern und wann ich mich ruhig zurückziehen will. Foto: Sandra Zecchino/Anke Donner
Ich will selbst entscheiden, wann ich feiern und wann ich mich ruhig zurückziehen will. Foto: Sandra Zecchino/Anke Donner

Alle Jahre wieder kurz vor Ostern kommt eine Frage auf: Darf der Glaube in der heutigen Zeit ein ganzes Land zu Ruhe und Besinnung zwingen? Und der Auslöser ist der Karfreitag, einer von vier stillen Feiertagen, an denen auch in Niedersachsen die meisten öffentlichen Veranstaltungen verboten sind.


Nur Veranstaltungen, die nicht einer "geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen", dürfen laut Gesetz stattfinden. Doch ist es überhaupt noch zeitgemäß, dass sich die Gesellschaft von einer Glaubensgemeinschaft vorschreiben lässt, wie sie ihre freie Zeit nutzt? Was viele nicht wissen, wir Niedersachsen sind nicht nur am Karfreitag zur Ruhe verdammt. Auch am Gründonnerstag und Karsamstag - ja, richtig gelesen, der Samstag heißt gar nicht Ostersamstag - sind öffentliche Tanzveranstaltungen verboten.

Leben in der Vergangenheit


Wir leben in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten. Und nicht jeder, der noch Mitglied ist, richtet sein Leben nach den christlichen Regeln aus. Doch auch das hält die Glaubenshüter nicht davon ab, auf die Ruhe zu pochen. „Es entspricht dem Besonderen dieses Tages, dass es in der Stadt ruhig ist, dass draußen viel weniger Lärm ist als sonst“, sagt Felix Bernard, Leiter des katholischen Büros Niedersachsen in Hannover, in einem zu dem Thema kürzlich erschienenem Artikel. "So viel Toleranz gegenüber den Christen müsse schon sein", fordert er. Und die Kirche geht noch einen Schritt weiter. Sie fordert nicht nur Toleranz ein, sondern will auch noch vorschreiben, wie wir alle mit dem Thema Tod, Trauer und Leid umgehen.

Tut mir leid, aber das geht mir eindeutig zu weit. Ich will selbst entscheiden, wann ich feiern und wann ich mich ruhig zurückziehen will. Dafür brauche ich keine Institution, der seit Jahren die Mitglieder weglaufen und die sich mit aller Gewalt an die Gestaltungshoheit der letzten Jahrhunderte festklammert. Deshalb ein kleiner Tipp von mir: Schaut euch um, betrachtet die Gesellschaft von heute und überlegt euch, wie ihr eure Werte zeitgemäß und ohne erhobenen Zeigefinger modernisieren könnt. Sonst werdet ihr irgendwann nichts weiter sein, als eine romantische Location für eine Hochzeit oder für Weihnachten. Denn ich bin nicht die Einzige, die - ganz egal, ob Karfreitag, Totensonntag oder was auch immer für ein Tag - die Musik laut macht und tanzt.


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