Wolfsburg. Am heutigen Mittwoch fand die zweite Tarifverhandlung zwischen der Volkswagen AG und der IG Metall statt. Und weiter auseinandergehend könnten die Vorstellungen kaum sein. Während die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Lohn fordert, will das Unternehmen pauschal alle Löhne um zehn Prozent kürzen. Das geht aus Pressemitteilungen der Volkswagen AG und der IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hervor.
In der VW-Pressemitteilung werden die Pläne des Unternehmens - die Gewerkschaft spricht von "Volkswagens Giftliste" - nun auch offiziell bestätigt. Volkswagen fordert zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit eine Entgeltsenkung von zehn Prozent, die Neuausrichtung des Bonussystems Tarif Plus, den Entfall von Sonderzahlungen, eine bedarfsorientierte Anzahl von Auszubildenden und dual Studierenden und deren Übernahme sowie einen zukunftsfesten Haustarifvertrag mit einheitlichen Arbeitsbedingungen (35 Stunden Woche).
Wettbewerbsfähigkeit erhalten
Die Forderungen der IG Metall nach einer Lohnerhöhung lehne man daher genauso ab wie die Forderung zum Wiederinkraftsetzen der zum 31. Dezember 2024 gekündigten Tarifverträge. Begründet wird dies mit der "wirtschaftlichen Ausnahmesituation der Automobilindustrie". „Dieses Maßnahmenpaket sehen wir als Grundvoraussetzung dafür, die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen weiter zu erhalten und letztendlich Arbeitsplätze auch nachhaltig zu sichern“, sagt Arne Meiswinkel, Verhandlungsführer der Volkswagen AG.
"Inakzeptabel und unverschämt"
IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger erklärt dagegen, die Bedingungen, die das Unternehmen an Kosteneinsparungen formuliere, seien aus Sicht der IG Metall sowohl im Volumen als auch im Charakter inakzeptabel und unverschämt. Während die "skandalöse Giftliste" Volkswagens lang sei, werde zu den Boni des Vorstandes und des Managements seitens Volkswagen nichts gesagt. „Das, was die bestbezahltesten Manager des Landes bisher vorhaben, um Volkswagen wieder auf Spur zu manövrieren, das ist ideenlos und ein billiger Griff in die staubige Management-Schublade“, betont der Verhandlungsführer der IG Metall.
„Was Volkswagen hier präsentiert, wäre natürlich ein dreister Griff in den Geldbeutel der Beschäftigten und kein gangbarer Weg. Das sind keine Linien, die wir mitgehen können“, so Gröger weiter. Er fügt an: „Der Vorstand erwartet enorme Einsparungen auf Arbeitskostenseite. Wir erwarten, dass der Vorstand seine Anteilseigner in die Pflicht nimmt, einen signifikanten Beitrag für die Zukunftsfestigkeit Volkswagens zu leisten! Es ist schon ein starkes Stück alle Kosten für Investitionen auf dem Rücken der Beschäftigten abwälzen zu wollen.“
Technische Kommissionen eingerichtet
Für die weitere Vorgehensweise haben die Tarifvertragsparteien vereinbart, drei technische Kommissionen zu gründen, um die Themen „Tarif Plus Vergütungssystem“, „Zeitarbeit“ und „Ausbildung“ vertiefend zu besprechen. Die nächste Tarifverhandlungsrunde findet am 21. November 2024 statt. Die Friedenspflicht für die Entgelttarifverträge endet zum 30. November 2024. Der Haustarifvertrag der Volkswagen AG gilt für rund 120.000 Beschäftigte der Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie für die Volkswagen Financial Services, Volkswagen Immobilien GmbH und dx.one GmbH.
mehr News aus der Region