Wolfsburg. Beschäftigte aus allen Volkswagen-Werken der Bundesrepublik machten sich am Donnerstag auf den Weg nach Wolfsburg, wo in der Volkswagen Arena die dritte Tarifverhandlung zwischen IG Metall und VW stattfand. Mehr als 6.000 Metallerinnen und Metaller kamen nach Wolfsburg, um bei einer lautstarken Kundgebung ihrem Unmut über das Vorgehen des VW-Vorstandes Ausdruck zu verleihen. Ein Vorgeschmack dessen, was möglicherweise ab Anfang Dezember drohen könnte, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall.
Bereits am Mittwoch hatte die Arbeitnehmerseite bei Volkswagen die Eckpunkte eines Zukunftskonzepts für den Autobauer vorgestellt. IG Metall und der Gesamtbetriebsrat hätten einen Lösungsansatz präsentiert, der die Sparziele der Unternehmensspitze über Änderungen bei den Personalkosten mit zirka 1,5 Milliarden Euro flankieren könnte. Allerdings unter klaren Voraussetzungen: Im Gegenzug werde ein Gesamtpaket aus Garantien und Sicherheiten für alle Standorte erwartet – ohne Werksschließungen, ohne Massenentlassungen und ohne Einschnitte in das monatliche Entgelt der Beschäftigten. Weitere Punkte wird die IG Metall in den Tarifverhandlungen konkretisieren, macht die Gewerkschaft deutlich.
"Wer nur streicht, baut kein Fundament für die Zukunft"
Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagte in ihrer Rede bei der Kundgebung: „Wir haben am Mittwoch konkrete Lösungsansätze auf den Tisch gelegt. Das Unternehmen hat bisher nur gesagt, wo es ohne Sinn und Verstand zusammenstreichen will. Aber: Wer nur streicht, baut kein Fundament für die Zukunft. Strategische Offensive? Zukunftsbilder? Angriffspläne? Alles Fehlanzeige! Noch keinen Hauch, keine Spur, keinen Millimeter davon haben wir beim Unternehmen bisher gesehen. Ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Stunden ändert. Und dass das Unternehmen endlich dazu übergeht, konstruktiv aufzuzeigen, wie wir mit gemeinsamen Perspektiven nach vorne kommen.“
Thorsten Gröger, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter, erklärte in Wolfsburg: „Die IG Metall übernimmt Verantwortung. Wir geben Antworten, obwohl die Probleme weder durch die Beschäftigten verursacht sind noch sich allein durch die Arbeitskosten lösen lassen. Wir sind bereit, auch einen deutlichen Beitrag einzubringen – niemandem liegt das Wohl von Volkswagen und die Zukunft in den Regionen mehr am Herzen als seinen Beschäftigten. Das alles kann es aber nur in einem Gesamtpaket geben – mit einem satten Beitrag von Vorstand und Aktionären sowie Garantien und Sicherheiten für die Beschäftigten.“
Warnstreiks möglich
Am 30. November läuft die Friedenspflicht bei Volkswagen aus – in der Folge sind ab Anfang Dezember Warnstreiks möglich. „Und auch ein Blick in den Kalender zeigt, die Zeit in diesem Jahr zu guten Lösungen zu kommen, wird immer weniger. Mit unserem Gesamtpaket machen wir einen Lösungskorridor auf, mit dem wir noch vor Weihnachten Klarheit für die Beschäftigten und für das Unternehmen bekommen können. Wir erwarten jetzt heute vom Vorstand von Volkswagen, dass auf Basis unserer gestern präsentierten Eckpunkte eines Zukunftskonzeptes ein gemeinsamer, konstruktiver Weg in den Verhandlungen beschritten wird. Das beinhaltet die Erkenntnis, dass alle ihren Beitrag leisten müssen. Alle heißt aber eben nicht, wie immer von Volkswagen skizziert, nur die Beschäftigten!“, so der Metaller weiter.
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