Techem erwirbt Smart-Meter-Firma

Der Energiedienstleister Techem baut mit einem Zukauf das Geschäft mit intelligenten Messsystemen aus, sogenannten Smart-Meter-Geräten.

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Techem (Archiv)
Techem (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Eschborn. Der Energiedienstleister Techem baut mit einem Zukauf das Geschäft mit intelligenten Messsystemen aus, sogenannten Smart-Meter-Geräten. Wie die FAZ berichtet, übernimmt der Ablesekonzern eine Mehrheit am Wettbewerber Inexogy, vormals Discovergy, unter Führung von David Zimmer, der als Glasfasermanager und früherer Präsident des Telekomverbands VATM bekannt ist. Entsprechende Informationen aus Branchenkreisen hätten Zimmer und Techem-Chef Matthias Hartmann auf Anfrage bestätigt, schreibt die Zeitung. Die Transaktion sei in der vergangenen Woche abgeschlossen worden.


Beide Unternehmen sollen den Plänen zufolge die flächendeckende Installation intelligenter Messsysteme beschleunigen. Techem will in den kommenden fünf Jahren 320 Millionen Euro in die Installation und den Betrieb der Smart-Meter-Geräte investieren, wie Hartmann sagte.

Smart-Meter-Instrumente sollen zum einen den Verbrauch transparenter machen, weil sie fortwährend Daten über den Stromverbrauch liefern. Zum anderen ermöglichen sie es Kunden, ihren Verbrauch je nach Verfügbarkeit erneuerbarer Energien zu steuern und dynamische Stromtarife zu nutzen. Das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) schreibt die Einführung von Smart Metern in Deutschland neuerdings vor, sie läuft allerdings langsam und schrittweise an. Das Bundeswirtschaftsministerium nennt die Geräte die "digitale Infrastruktur für unser zukünftiges auf erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem". Bisher sind nur wenige der Stromzähler solche intelligenten Systeme.

Techem ist in Deutschland eines von zwei dominanten Unternehmen - neben Ista -, die den Verbrauch von Heiz- und Wasserkosten in Mehrparteienhäusern erfassen. Im Jahr 2021 stieg das Unternehmen ins Geschäft mit intelligenten Stromverbrauchsmessern ein. Der jetzige Zukauf ist der erste seiner Art.

Techem bekommt gerade eine neue Eignerstruktur. Der Schweizer Finanzinvestor Partners Group wollte den Erfasser von Heizungs- und Wasserkosten in Immobilien für 6,7 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor TPG veräußern. Doch der zog sich aus Vereinbarung zurück, als die EU-Kartellaufsicht im Mai eine vertiefte Prüfung wollte. Stattdessen steigt TPG nun mit einer Minderheitsbeteiligung ein, Partners hält weiterhin die Mehrheit. Laut Mitteilung von damals versprechen sich die Beteiligten Wachstum unter anderem von den Smart-Metern.

Techem und Inexogy stellen die intelligenten Geräte nicht selbst her, sondern installieren sie. Techem bedient vor allem Eigner und Verwalter von Mehrparteienhäusern, Inexogy viele gewerbliche Kunden. Zimmer ist in der Telekomindustrie bekannt als Gründer der Gesellschaft Inexio, die unter der Ägide der Private-Equity-Gesellschaft EQT mit der Deutschen Glasfaser fusionierte. Zimmer sitzt dort im Aufsichtsrat. Vier Jahre lang agierte er als Präsident des Verbands der Anbieter im Digital- und Telekommunikationsmarkt (VATM).

Zum Transaktionsvolumen sagten beide Manager nichts. Techem kauft sich in erster Linie die Wachstumshoffnung eines Start-ups ein. Inexogy erzielt nach Zimmers Worten momentan zehn Millionen Euro Jahresumsatz, aber der Auftragseingang deutet auf steiles Wachstum: "Wir glauben, dass wir in den nächsten vier, fünf Jahren substanziell in Richtung 200 bis 250 Millionen Euro Umsatz wachsen werden." Das sei der bisherige Geschäftsplan ohne die Techem-Kooperation. Gewinn fällt bisher nicht an. "Wir sind derzeit noch nicht profitabel, aber kurz davor."

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