Wolfenbüttel. Plüschig, süß, harmlos – für viele Kinder ist ein eigenes kleines Häschen zu Ostern ein großer Traum. Doch was als liebevolle Überraschung beginnt, endet nicht selten im Tierheim. „Zwergkaninchen und ihre größeren Verwandten sind keine Osterhasen“, stellt Ute Rump vom Tierschutzbund Wolfenbüttel im Gespräch mit regionalHeute.de klar.
Bereits jetzt beobachtet das Tierheim eine besorgniserregende Entwicklung. „Aktuell werden mehr Tiere in unsere Obhut gegeben, als tatsächlich Anfragen hereinkommen“, berichtet Rump. Besonders bei Kaninchen sei die Ursache oft gleich: ungewollter Nachwuchs. „Einmal nicht aufgepasst, schon hat man einen ganzen Wurf zu versorgen."
Ohne Termin geht nichts
Anders als in Zoofachgeschäften läuft der Tiererwerb im Wolfenbütteler Tierheim ausschließlich strukturiert ab. „Wir arbeiten nur mit vorheriger Terminvergabe. So können wir gezielt beraten und sicherstellen, dass sich jemand wirklich mit dem Tier beschäftigt hat“, sagt Rump. "Spontan vorbeikommen und ein Kaninchen mitnehmen, das gibt es hier nicht", erklärt Rump.
Zudem wird auf artgerechte Haltung großen Wert gelegt. „Wir geben Kaninchen nur paarweise ab – und zwar kastrierte Rammler mit Weibchen, also Zibben. Alles andere wäre nicht verantwortungsvoll“, führt Rump weiter aus. Das liege daran, dass Kaninchen absolute Gruppentiere seien und unter Einzelhaltung massiv leiden könnten.
Rückgaben im Tierheim Wolfenbüttel? Eher selten
Im Gegensatz zu manchen Tierhandlungen oder Privatkäufen landen Tiere aus dem Wolfenbütteler Tierheim vergleichsweise selten wieder auf der Abgabebank. Ein Grund dafür ist das durchdachte Vermittlungssystem: „Wir geben den Tieren eine Probezeit mit. In dieser müssen die neuen Halter Nachweise erbringen – etwa Fotos vom Gehege oder von der Haltung selbst. So stellen wir sicher, dass es den Tieren auch wirklich gut geht."
Zudem werde genau geprüft, ob jemand überhaupt für ein Tier geeignet ist. „Manche haben ihre Kaninchen einfach im Garten laufen lassen, ohne das Gehege richtig zu sichern. Diese seien dann vom Tierheim aufgefunden und aufgenommen worden", erklärt Rump.
Warum trotzdem viele den Weg in die Zoohandlung wählen
Auf die Frage, warum viele Menschen lieber im Laden kaufen als im Tierheim, hat sie eine klare Antwort: „Viele möchten sich die Beratung sparen – und die vermeintlichen 'Unannehmlichkeiten'.“ Dabei seien gerade diese Gespräche so wichtig. Denn wer sich ohne Vorbereitung ein Tier zulegt, laufe schnell Gefahr, Fehler zu machen.
„Beim Tierarzt wird oft erst festgestellt, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt – da ist es dann meistens schon zu spät und ein ganzer Wurf unterwegs“, warnt Rump. Auch Impfungen, Zahnpflege, Krallenschneiden oder der enorme Bewegungsdrang der Tiere würden laut ihr da häufig unterschätzt werden.
Beratung auch nach Ostern willkommen
Wer dennoch mit dem Gedanken spielt, sich Kaninchen anzuschaffen, ist im Tierheim Wolfenbüttel nach Ostern herzlich willkommen, so Rump. Auf der offiziellen Seite des Tierheims lassen sich viele zu vermittelnde Kaninchenpaare finden, sowie das Anmeldeformular für potenzielle Interessenten.