Hamburg. Der Vorsitzende der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, warnt vor steigenden Beitragssätzen für die Versicherten. "Die Beitragszahlenden sollen unter anderem mit höheren Beiträgen die Zeche dafür bezahlen, dass der Staat seiner Verpflichtung nicht nachkommt", sagte Baas der "Augsburger Allgemeinen".
Es sei "sehr ärgerlich", dass die Antwort der Regierung auf die finanzielle Schieflage im Gesundheitssystem laute, dass die Beitragszahler noch mehr bezahlen sollen, so Baas. Die Mehrkosten, die auf die Versicherer aufgrund der wachsenden Inflationsrate zukommen, seien in die für nächstes Jahr bereits steigenden Beiträge noch nicht eingerechnet. Der TK-Chef erwartet aus diesem Grund "enorme Probleme" bei der Finanzierung der Kassen. Von der Regierung erwarte er, dass sie beispielsweise mehr Geld für die Versorgung von Arbeitslosengeld-II-Empfängern bereitstellt.
"Wir reden hier über eine jährliche Summe von rund zehn Milliarden Euro", so Baas. Das Defizit der Krankenkassen betrage seinen Angaben zufolge aktuell 17 Milliarden Euro. Der TK-Chef kritisiert, dass die Politik notwendige Reformen "komplett verschwitzt" und das Geld stattdessen in Projekte investiert habe, die "teilweise auch auf Kosten der Beitragszahlenden andere Interessen bedienen". Die Versorgung der Patienten sei beispielsweise durch das teure "Termin-Service-Gesetz" nicht maßgeblich verbessert worden, da es auf Aufgaben abziele, die von Ärzten bereits übernommen würden.
Die Versorgung in Krankenhäusern sei durch die "Überkapazitäten" an Betten ebenfalls "deutlich schlechter", als wenn es weniger Plätze gäbe. Die Kliniken operierten aus dem Druck heraus, die "vielen teuren Betten voll zu bekommen", auch Patienten, bei denen eine konservative Behandlungsmethode abgebrachter gewesen wäre. Baas fordert aus diesem Grund einen "Plan mit klaren Zielen, wie die Krankenhausstruktur in Zukunft aussehen soll und mit welchen Schritten man diese Ziele erreicht". Damit meine er nicht die Schließung von vielen Kliniken, sondern eine "neue Art von Krankenhaus", das auch "sehr viel ambulante Versorgung leistet".
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