Tödliche Oliven: Ein kulinarischer Krimi

von Andreas Molau




Wir haben etwas Feines für den Gabentisch. Ein kulinarischer Krimi mit Spannung, schrulligen Charakteren und viel gutem Essen: Tödliche Oliven.


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Eigentlich sind Oliven ja gesund. Ein Jungbrunnen sozusagen. Dass das durchaus anders sein kann, darüber lässt sich im neusten Buch von Tom Hillenbrand lesen. Der Autor setzt seinen ermittelnden Koch – oder kochenden Ermittler – auf einen ganz besonderen Fall an. Der neue kulinarische Krimi heißt Tödliche Oliven. Und spätestens wer sich diese Lektüre gegönnt hat, wird beim Ölkauf im Supermarkt doch ein wenig zögern, was er sich da in den Einkaufswagen legt. Aber von von vorn: Mit Xavier Kieffer hat Hillebrand eine Spürnase geschaffen, die einfach nur Sympathiepunkte sammeln kann. Als Gourmetkoch in einem luxemburgischen Restaurant wird er nun zum vierten Mal in einen Kriminalfall herein gezogen. Und statt in der Küche die Gäste zu verwöhnen, deckt er einen Ring krimineller Ölpanscher auf.

Rasante Geschichte, schrullige Charaktere

Die Geschichte kommt im Gang als sich Xavier Kieffer zum alljährlichen Ausflug mit seinem Freund, dem Wein- und Ölhändler Alessandro Colao, nach Italien treffen will. Dort besuchen die beiden traditionell die Ölmühle des Händlers. Der ist aber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Kieffer begibt sich besorgt auf die Suche nach dem Verschwundenen und stößt auf eine ganze Reihe rätselhafter Fragen. Hillebrand versteht sein Handwerk. Er schreibt einen rasanten Plot mit farbigen Charakteren – etwa die herrlich schräge Olivenöl-Diva Professor Ulisse di Pietros. Ein Slow-Fooder und Lebenskünstler par excellence. Die Gangsterjagd ist, wie in jedem guten modernen Krimi, eigentlich nur unterhaltende Nebensache. Im Vordergrund stehen kulinarische Anekdoten und die unendliche Geschichte von Gier und Profit.

Kulinarische Einsichten

Mit di Pietros lernt der interessierte Leser, dass in eine echte »Spaghetti Bolognese« keine Tomate rein gehört. Da ist der Professor sehr pingelig. Aber auch luxemburgische Spezialitäten spielen eine sensorische wie kriminalistische Rolle. Wenn etwa ein geschmolzenes Käsepfännchen zur Waffe gegen die mafiöse Unterwelt dient, ist Xavier Kiefer voll in seinem Element. Was den Schein der großen, weiten Lebensmittelindustrie angeht: Man erfährt so ganz nebenbei in dem Buch, was man alles mit Olivenresten anstellen kann und was dann schließlich noch unter »gehaltvollem Olivenöl« verkauft wird. Die Verpackung des augenzwinkernden Krimis sorgt dafür, dass die Geschichte nicht ins Moralinsaure abgleitet.

Ein literarisches »Must-Have«


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Dass es, wie bei den guten Vorbildern dieses Genres, dem schlemmenden Inspektor Maigret  oder dem Freund kulinarischer Lebenskunst, Commisario Brunetti, hier auch immer wieder um Geschmacksnuancen, Rezepte und gutes Leben geht, macht die Xavier-Kieffer-Krimireihe zum literarischen »Must-Have«. Tödliche Oliven ist beste Krimiunterhaltung und ganz nebenbei Werbung für eine gute Küche. Man würde doch zu gern einmal etwa einen Huesenziwwi probieren – ein Luxemburgischer Hasenpfeffer. Und auch der gedeckte Apfelkuchen aus dem Zwergstaat – eine Mummentaart – hört sich nicht schlecht an.  Bleibt zu hoffen, dass der sympathische Gourmet nicht den letzten Fall gelöst hat.

Tom Hillenbrand, tödliche Oliven – ein kulinarischer Krimi, Xavier Kieffer ermittelt, 320 S., TB, 9,99 €

Das Buch ist natürlich über den regionalen Buchhandel zu beziehen.