Tote Vögel: Mysteriöses Meisensterben auch in Niedersachsen

Bis Dienstag wurden in Niedersachsen knapp 1.200 tote Tiere registriert.

Eine kranke Blaumeise.
Eine kranke Blaumeise. | Foto: NABU Niedersachsen

Region. Seit Kurzem erhält der NABU vermehrt Meldungen zu krank wirkenden Blaumeisen, die schnell versterben. Nachdem erste Fälle des mysteriösen Meisensterbens aus Rheinhessen gemeldet wurden, erhält auch der NABU in Niedersachsen vermehrt Hinweise auf diese Krankheit. Bis Dienstag wurden in Niedersachsen knapp 1.200 Fälle registriert. Dies teilt der NABU in einer Pressemitteilung mit.


Der aktuelle Schwerpunkt der Ausbreitung scheine im Nordwesten Niedersachsens zu liegen, das würden die hohen Werte etwa aus den Landkreisen Ammerland und Oldenburg beispielhaft aufzeigen. Die Tiere seien offenbar von einer bislang nicht identifizierten, aber für Singvögel vermutlich sehr ansteckenden Krankheit betroffen. So wären auch bereits Rotkehlchen, Sperlinge und ein Dompfaff betroffen. Um mehr über die Ursachen und die Verbreitung dieser Krankheit zu erfahren, ruft der NABU jetzt dazu auf, kranke und tote Meisen unter www.NABU.de/meisensterben zu melden.

Auch andere Singvögel betroffen



Neben Blaumeisen würden in einzelnen Fällen auch Kohlmeisen oder andere kleine Singvögel erkranken. „Die Tiere fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und nicht vor Menschen fliehen. Oft wirken die Vögel als hätten sie Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind häufig verklebt“, erklärt Matthias Freter vom NABU Niedersachsen.

Zum neuen Phänomen passe keine der bisher bekannten Vogelkrankheiten. Die meisten Tiere wurden, oft auch in größerer Zahl, in der Nähe von Vogelfütterungen gefunden. Der NABU rät daher dazu, die Fütterung und das Bereitstellen von Tränken sofort einzustellen, wenn mehr als ein kranker Vogel an einer Futterstelle beobachtet werde.

Hygiene bei der Vogelfütterung


Damit sich die Tiere beim Körnerholen oder Wassertrinken nicht gegenseitig mit Krankheiten anstecken können, sei Sauberkeit geboten. „In der kommenden Brutzeit holen sich die Vögel immer noch gern einen Leckerbissen zur Stärkung an der Futtersäule ab. Das ist auch kein Problem, solange das Futter sauber ist und die Vögel nicht mit dem gesamten Futter in Kontakt kommen können“, rät Matthias Freter. Naturnahe Gärten und Grünflächen würden zudem ganzjährig die Vögel bei der Nahrungssuche unterstützen. Wer im Garten und auf dem Balkon die Blüten- und Insektenvielfalt durch heimische Pflanzen fördert, trage dazu bei, dass Gartenvögel zur Brutzeit ausreichend Insekten zur Jungenaufzucht sammeln können.

„Entscheidend ist jetzt, den Krankheitserreger schnell zu identifizieren. Daher müssen tote Tiere von Experten untersucht werden“, so Matthias Freter. Wer also einen gerade erst gestorbenen Vogel findet, sollte diesen – unter Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen und ohne den Vogel zu berühren – luftdicht verpacken und im Eisfach aufbewahren. Erste Anlaufstellen zur Untersuchung von Proben seien die offiziellen Veterinärämter und die dahinterstehende Behördenkaskade bis zum Friedrich-Löffler-Institut auf Bundesebene.


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