Trauer um Dieter Geiler: Ehrenpräsident der Handwerkskammer ist verstorben

"Mit ihm verliert nicht nur das Braunschweiger, sondern auch das niedersächsische und das europäische Handwerk eine große Persönlichkeit"

Dieter Geiler ist verstorben.
Dieter Geiler ist verstorben. | Foto: Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

Braunschweig. Am 5. Juni 2024 ist der Ehrenpräsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Dieter Geiler im 88. Lebensjahr verstorben. „Mit ihm verliert nicht nur das Braunschweiger, sondern auch das niedersächsische und das europäische Handwerk eine große Persönlichkeit, die sich jahrzehntelang unermüdlich und mit großem Erfolg für das Handwerk eingesetzt hat“, sagte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Dies geht aus einem Nachruf der Handwerkskammer hervor.



Der Diplom-Ingenieur Dieter Geiler, der in Braunschweig einen Heizungs- und Lüftungsbauerbetrieb als Inhaber führte, war seit 1980 Vizepräsident der ehemaligen Handwerkskammer Braunschweig und wurde 1989 zum Präsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1999 inne. Mit Dieter Geiler fand die Orientierung der Handwerkskammer von reiner Verwaltung zum modernen Dienstleistungs- und Beratungszentrum statt. In der Zeit seiner Präsidentschaft verstärkte die Kammer auch ihre Interessenvertretung um eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Unter seiner Ägide wurde außerdem 1994 die große Meisterfeier in Braunschweig ins Leben gerufen, die bis heute Tradition ist. In seiner Funktion als Kammerpräsident war Geiler nicht nur der intensive Kontakt mit den Vertretern aus Politik und Verwaltung wichtig, sondern vor allem auch mit den Kreishandwerkerschaften und Innungen, um sie als wichtige Interessenvertreter der Region unmittelbar einzubinden.

Mit dem Amt des Kammerpräsidenten hat Dieter Geiler weitere Ehrenämter im niedersächsischen und deutschen Handwerk übernommen, in denen er auf allen Ebenen erfolgreich für das Handwerk wirken konnte. Von Beginn seiner Tätigkeit an hat er seine Funktion genutzt, um im Niedersächsischen Handwerkstag, den er selbst mit gegründet hat, Einfluss auf die Reform der niedersächsischen handwerklichen Spitzenorganisationen zu nehmen, um so zu einer besseren Organisation und wirkungsvolleren Vertretung des Handwerks nach außen zu gelangen. Seit 1994 hatte er dort bis 1999 die Funktion als stellvertretender Vorsitzender inne. Im Jahr 1990 ist er für das niedersächsische Handwerk in das Präsidium des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und in den Handwerksrat gewählt worden. In diesem Gremium hatte er Gelegenheit, sich für die Belange Niedersachsens auf Bundesebene einzusetzen. Seit November 1990 war er ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums des Deutschen Handwerksinstituts, um eine engere Verbindung zwischen Praxis und Wissenschaft anzustreben. Seit 1992 war Geiler Vorsitzender des ZDH-Hauptausschusses für Umweltpolitik. In diesem Rahmen war er daran beteiligt, das sogenannte "Öko-Audit" ins Leben zu rufen, das sich mittlerweile in weiten Teilen der Wirtschaft durchgesetzt hat.

Für Europa


Auf europäischer Ebene wurde auf seine Anregung hin bei der UEAPME, der Vereinigung der Betriebe des Handwerks und der kleinen und mittleren Betriebe in Europa, 1993 ein Ausschuss für Umwelt und neue Technologien ins Leben gerufen, in dem er stellvertretender Vorsitzender wurde. Darüber hinaus hat er von Ende 1993 bis 1998 als Mitglied in einem beratenden Forum für Umweltschutz bei der Europäischen Union die Interessen des europäischen Handwerks vertreten.

Besonders am Herzen lag ihm neben der europäischen Handwerkspolitik die Qualitätssicherung. So wurde auf seine Anregung im ZDH-Präsidium 1993 eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit Fragen der Qualitätssicherung und der damit verbundenen Zertifizierungsmöglichkeiten von Handwerksbetrieben im Rahmen der Europäischen Union befasste. Ausfluss dieser Arbeitsgruppe war die Gründung einer handwerkseigenen Zertifizierungsgesellschaft "ZDH-Zert", der er seit 1994 als Vorsitzender vorstand.

Im Juni 1994 wurde Geiler zum Präsidenten der Vereinigung der Handwerkskammer Niedersachsens, heute Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN), gewählt. Im Mittelpunkt seiner Bemühungen im Rahmen dieses Amtes stand eine Verbesserung und Intensivierung der Kontakte zur niedersächsischen Landesregierung. In diesem Rahmen entstand, was Geiler selbst als einen „Höhepunkt“ seiner Arbeit bezeichnete, nämlich die Entwicklung und Umsetzung des Ganzheitlichen Mittelstandskonzeptes.

Hilfe zur Selbsthilfe


In Geilers Ära fiel darüber hinaus die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989. Unter seiner Führung begann 1989 die Partnerschaft und die „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit der Handwerkskammer Magdeburg, die umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen von Braunschweiger Seite beinhaltete. Auch die Partnerschaft mit der Braunschweiger Partnerstadt Nîmes in Südfrankreich hat er in den Jahren seiner Präsidentschaft weiterentwickelt und gepflegt. 1997, anlässlich des 35-jährigen Jubiläums dieser Partnerschaft, erhielt er dafür die Ehrenmedaille des französischen Handwerks in Gold.

Dieter Geiler wurde im Mai 1990 mit dem Goldenen Handwerksabzeichen und im November 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Für seine Verdienste um das niedersächsische Handwerk erhielt Geiler 1999 aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski das Verdienstkreuz Erster Klasse des niedersächsischen Verdienstordens. Außerdem war er Träger des Ehrenrings des niedersächsischen Handwerks, der höchsten Auszeichnung, die das niedersächsische Handwerk zu vergeben hat.

In stillem Gedenken


„Wir verlieren mit Dieter Geiler einen Visionär des deutschen Handwerks, der die Geschicke der Handwerkskammer und des Handwerks in seiner Heimat und darüber hinaus maßgeblich und zukunftsweisend beeinflusst hat. Wir werden ihm mit größter Wertschätzung und Anerkennung gedenken. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen“, sprach Bade sein Beileid aus.


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