Hamburg. Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, will trotz des Kahlschlags bei "Gruner und Jahr" nicht von einem Scheitern der Fusion mit RTL sprechen. Der Zusammenschluss mache "unverändert Sinn, wir schaffen dadurch erheblichen Mehrwert", sagte Rabe dem "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Anfang der Woche verkündete der Manager, dass 23 Magazine des Verlags eingestellt werden, viele weitere werden verkauft. Dadurch sollen mittelfristig 700 Vollzeitstellen wegfallen. Viele Kritiker erklärten sich diese Entscheidung durch das Chaos der Fusion. Rabe widerspricht: "Es ist ein Irrglaube, der Personalabbau bei `Gruner und Jahr` hätte irgendetwas mit der Zusammenlegung mit RTL zu tun".
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich verändert. "Das wäre genauso passiert, wenn `Gruner und Jahr` nicht mit RTL zusammen gegangen wäre." Derzeit sei der Verlag "nicht in der Lage, aus dem operativen Geschäft den Restrukturierungsplan zu finanzieren." Gleichzeitig gibt Rabe Fehler in der eigenen Strategie zu: "Unser erster Ansatz war, sämtliche Redaktionen zu integrieren. Das war nicht richtig, und das korrigieren wir jetzt."
Die Einstellung und den Verkauf der Magazine bezeichnet der Bertelsmann-Chef als erforderlich, eine Zäsur sei es trotzdem: "Ich habe das in den vergangenen Tagen auch körperlich gespürt, es geht mir unter die Haut - aber es ist trotzdem erforderlich." Dass ihn viele Mitarbeiter nun als "Rabenvater" oder "Totenvogel" bezeichnen, nehme er nicht persönlich: "Ich verstehe, dass sich die Wut und die Enttäuschung stark an mir festmachen, das muss ich akzeptieren." Seit vergangenem Sommer ist Rabe auch für das Deutschland-Geschäft des Senders RTL zuständig.
Eine Mehrfachbelastung, die laut dem Manager aber nicht von Dauer sei: "Zum Jahresende werde ich voraussichtlich nicht mehr Deutschland-Chef von RTL sein", sagte Rabe.
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