Über drei Millionen Kilometer elektrisch auf Streifenfahrt

Positives Fazit für das Polizei-Forschungsprojekt „lautlos&einsatzbereit“: Die vorhandenen Einsatzmöglichkeiten sind weitreichender als vorher angenommen. Es wurden ein Leitfaden erstellt, an dem sich auch andere Länder orientieren können.

Projektfahrzeuge im Einsatz an einer Dienstelle in Gifhorn).
Projektfahrzeuge im Einsatz an einer Dienstelle in Gifhorn). | Foto: lautlos&einsatzbereit

Region. Im Rahmen des Forschungsprojektes „lautlos&einsatzbereit“ der Polizei Niedersachsen, der Technischen Universität Braunschweig und des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) wurden diverse Einsatzbereiche von Elektrofahrzeugen innerhalb der Polizei erprobt. Mit positivem Ergebnis: Die vorhandenen Einsatzmöglichkeiten sind weitreichender als vorher angenommen. Ein weiteres Kernergebnis sind positive Effekte beim Treibstoff- und Gesamtenergieverbrauch. Die Forschungserkenntnisse und Empfehlungen wurden jetzt in einem Leitfaden veröffentlicht. Das berichten die drei Akteure in einer Pressemitteilung.


„Elektromobilität nimmt in unserer Gesellschaft einen immer breiteren Raum ein. Alleine im vergangenen Jahr wurden rund zwei Millionen E-Bikes verkauft, der Markt für Elektroautos kommt gerade richtig ins Rollen. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist es auch für die Niedersächsische Polizei mit ihrer Flotte mehrerer tausend Fahrzeuge und teils extremen Anforderungen elementar, sich intensiv und sukzessive – soweit möglich – elektrisch zu bewegen", betont der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport Boris Pistorius. Bereits seit 2013 beschäftige man sich bei der Polizei Niedersachsen mit alternativen Antriebstechnologien.

Anleitung für das zukünftige Fahrzeugmanagement


"Mit dem Projekt `lautlos&einsatzbereit´ haben wir nun gezeigt, dass Elektromobilität auch in unseren extremen Anwendungsbereichen funktioniert. Es war uns wichtig, grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen, in welchen Einsatzbereichen Elektromobilität sinnvoll ist und sogar Vorteile bietet oder wo einer weiteren Fortentwicklung aktuell noch Grenzen gesetzt sind", so Pistorius weiter. Im Endeffekt lasse sich festhalten, dass sich insbesondere durch die dynamische Entwicklung im Bereich der Elektromobilität zukünftig auch viele neue Möglichkeiten für den Einsatzbereich der Polizei bieten. Mit den Ergebnissen des Forschungsprojektes habe man jetzt so etwas wie eine Anleitung für das zukünftige Fahrzeugmanagement erhalten.

Der Schwerpunkt des Forschungsprojektes „lautlos&einsatzbereit“ lag insbesondere auf den Einsatz- und Streifendiensten sowie den Ermittlungsdiensten. Die Projektmittel ermöglichten die Beschaffung von 53 Fahrzeugen und 53 Ladepunkten, davon zwei Schnellladesäulen (50 kW), für die Polizei.

Basis für strategische Entscheidungen


„Die Zusammenarbeit mit der Polizei Niedersachsen im Projekt `lautlos&einsatzbereit´ hat sich als Glücksfall erwiesen. Erstmals ergab sich die Gelegenheit, umfassende Einblicke in den Betrieb einer Fahrzeugflotte mit extrem anspruchsvollen Einsatzszenarien zu erhalten“, so Professor Peter Hecker, Vizepräsident für Forschung und Wissenschaftlichen Nachwuchs der Technischen Universität Braunschweig. „Das Projekt liefert die Basis für strategische Entscheidungen bei der konkreten Gestaltung der Energiewende. Zahlreiche Anfragen aus anderen Behörden und Organisationen, aus Deutschland und den angrenzenden Ländern, belegen den Erfolg von „lautlos&einsatzbereit“. Der erstellte Leitfaden wird Anwender, Hersteller, Behörden wie auch politische Entscheider auf dem Weg zur Fahrzeugflotte der Zukunft maßgeblich unterstützen“, so Hecker weiter.

Polizeifahrzeuge werden unter Extrembedingungen betrieben, da sie grundsätzlich rund um die Uhr verfügbar sein müssen. Dazu kommt, dass sie sowohl einer hohen Flexibilität und Fahrleistung als auch einer Unplanbarkeit hinsichtlich des Einsatzes und der jeweiligen Reichweiten unterliegen. Durch die häufigen Nutzerwechsel und Witterungseinflüsse werden die Fahrzeuge zusätzlich sehr stark beansprucht.

Große, unerwartete Herausforderungen


Michael Pientka, Präsident der für die Polizei Niedersachsen projektverantwortlichen Polizeidirektion Braunschweig, dazu: „Mit einem kleinen Projektteam der Polizei und unserem kompetenten Forschungspartner, der Technischen Universität Braunschweig, ist es gelungen, gemeinsam die großen, unerwarteten Herausforderungen während des Projektverlaufes zu meistern. Das Team war in vielen Bundes- und angrenzenden EU-Ländern unterwegs und konnte sogar eine Kooperation mit der Polizei Luxemburg eingehen.“

Die Erhebung von umfangreichen Messdaten hinsichtlich der Mobilitäts- und Ladebedarfe in den Fahrzeugen selbst sowie in der Ladeinfrastruktur ermöglichte eine fundierte wissenschaftliche Begleitforschung. Im Vordergrund stand die Frage, ob sich elektrifizierte Fahrzeuge unter Extrembedingungen, aber auch für den generellen Einsatz bei der Polizei eignen und welche Herausforderungen eine elektrifizierte Flotte mit sich bringt.

Deutlichen Ausbau der Elektromobilität bei der Polizei


„Ausgehend vom Land Niedersachsen hat dieses innovative Projekt eine nicht nur bundesweite, sondern auch internationale Strahlkraft entwickeln können. Der Erkenntnisgewinn führte unmittelbar zu einem deutlichen Ausbau der Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur in der niedersächsischen Polizei. Ich möchte mich bei unserem Projektpartner der Technischen Universität Braunschweig, unserem Projektteam sowie allen Mitwirkenden für die wegweisenden und innovativen Erkenntnisse und Ergebnisse sehr herzlich bedanken“, so Pientka weiter.

Der nunmehr vorliegende, innerhalb des Forschungsprojektes erstellte Leitfaden wird zukünftig Entscheidungstragende aus Politik und Verwaltung, Fuhrpark- und Ladeinfrastruktur­verantwortliche, Flottenmanager sowie Nutzende bei der Planung, der Beschaffung und dem Betrieb von Flotten mit besonderen Anforderungen unterstützen. Mit Hilfe des Leitfadens können die Ergebnisse und Empfehlungen auf weitere Bereiche mit ähnlichen Anwendungs­profilen übertragen werden. In Frage kommen dabei auch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie beispielsweise Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Rettungsdienste. Das Vorliegen einer praxistauglichen Planungsgrundlage für die Poli­zei dient damit auch problemlos der Anwendung auf weit weniger anspruchsvolle Flot­ten.


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